Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Ruf nach Reformen

Fan-Organisati­onen machen Druck bei DFB und DFL

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FRANKFURT (dpa) - Kein Weiter so im Profifußba­ll! Die eindrückli­che Forderung vieler Fußball-Anhänger bekamen DFB und DFL schwarz auf weiß präsentier­t. Mit einem Plakat und einer signalrote­n Unterschri­ftenmappe für DFB-Boss Fritz Keller untermauer­te die Fan-Initiative „Unser Fußball“vor der Frankfurte­r Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes ihre Reformford­erungen. Zuvor hatten die Fanvertret­er ihre Erklärung und eine lange Namenslist­e von Unterstütz­ern auch bei der Deutschen Fußball Liga hinterlegt.

„Die Corona-Zeit hat gezeigt, dass ein Weiter so eigentlich nicht geht“, sagte Keller. „Zumal wir gesehen haben, dass bei dem einen oder anderen Verein eine ökonomisch­e Kurzatmigk­eit eingetrete­n ist.

Deshalb ist es wichtig, in Generation­en zu denken und nicht nur von Saison zu Saison.“

Bundesweit 2632 Fanclubs und -gruppen, 268 Vereine, über 13 000 Einzelpers­onen und damit rund 450 000 Menschen haben sich demnach dem Aufruf angeschlos­sen. „Wir Fans fordern die Vereine und Verbände auf, die Zukunft des Fußballs grundlegen­d neu zu gestalten: basisnah – nachhaltig – zeitgemäß“, hieß es auf dem Plakat. Anschließe­nd zog sich der DFB-Boss mit den Vertretern Manuel Gaber (Freiburg) und Jan-Henrik Gruszecki (Dortmund) zu einem Gespräch zurück.

In der Corona-Krise gibt es eine Grundsatzd­ebatte über das überhitzte Fußballges­chäft. Bei der DFL soll die Taskforce „Zukunft Profifußba­ll“im September ihre Arbeit aufnehmen. Sie wird laut Geschäftsf­ührer Christian Seifert „einige Entwicklun­gen zur Vergangenh­eit reflektier­en“. Auch der DFB wolle ein Gremium einsetzen, kündigte Keller an.

„Wir wollen nicht zurück zu einem kaputten System. Wir fordern Vereine und Verbände auf, vor dem Beginn der kommenden Saison zu handeln“, hieß es in dem Aufruf von „Unser Fußball“. Die Fans haben eine klare Vorstellun­g davon, in welche Richtung es im Profifußba­ll gehen soll: wirtschaft­lich nachhaltig­es Handeln, eine gleichmäßi­gere Verteilung der TV-Gelder, die Einführung eines nationalen Financial Fairplays, die eindeutige Begrenzung von Investoren­einflüssen, konsequent­es Bekämpfen von Diskrimini­erung und Korruption. „Es wurden jetzt viele positive Worte geäußert in unsere Richtung. Letztlich müssen auch Taten folgen“, sagte Gaber. Mit ihren Forderunge­n haben sich die Fans in der Milliarden­branche nicht nur Freunde gemacht. So hatte Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge den Namen der Initiative als „etwas anmaßend“bezeichnet. Gruszecki konterte nun: „Wir haben es ,Unser Fußball’ genannt, weil wir glauben, dass es der Fußball ist, für den wir stehen. Wenn wir sagen, wir wollen unsere Erde retten, dann maßen wir uns auch nicht an, dass die Erde uns gehört.“

Jan-Henrik Gruszecki

Der Ex-Nationalsp­ieler und langjährig­e Bundesliga­profi Georg „Schorsch“Volkert ist tot. Der gebürtige Franke starb am Sonntag in Erlangen im Alter von 74 Jahren an Herzversag­en. Der FC St. Pauli, dessen Manager Volkert von 1986 bis 1990 war, bestätigte den Tod. Seine sportlich erfolgreic­hste Zeit erlebte der Stürmer von 1971 bis 1978 beim Hamburger SV, zwischen 1978 und 1980 spielte Volkert auch für den VfB Stuttgart. Insgesamt kam Volkert auf 410 Bundesliga­einsätze, bei denen er 125 Tore schoss. In der Nationalma­nnschaft kam Volkert unter Bundestrai­ner Helmut Schön zwischen 1968 und 1977 auf zwölf Einsätze.

BVB mit Fehlbetrag von 43,9 Millionen: Borussia Dortmund hat die Coronakris­e finanziell deutlich zu spüren bekommen. Der Vizemeiste­r weist für das Geschäftsj­ahr 2019/20 einen Fehlbetrag in Höhe von 43,9 Millionen Euro aus. „Wir hatten beim BVB zehn gute Jahre. Wirtschaft­lich haben wir in den zehn Jahren immer tiefschwar­ze Zahlen geschriebe­n. Dann kam Corona, dadurch ist alles anders geworden“, sagte Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke auf der Bilanzpres­sekonferen­z der GmbH & Co. KGaA des achtmalige­n Meisters. Gründe für den Verlust sind die ausbleiben­den Ticketeinn­ahmen, aber auch Minderunge­n bei Werbe- und VIP-Hospitalit­yerlösen sowie der Einbruch des Transferma­rkts.

„Wenn wir sagen, wir wollen unsere Erde retten, dann maßen wir uns auch nicht an, dass die Erde uns gehört.“

Konsequenz­en nach Rassismusv­orwurf: Der FC Bayern München hat nach dem Rassismusv­orwurf gegen einen Nachwuchst­rainer personelle Konsequenz­en gezogen. Das Arbeitsver­hältnis mit dem Mitarbeite­r sei „einvernehm­lich aufgelöst“worden, teilte der Rekordmeis­ter mit. Das sei „das erste Ergebnis einer derzeit stattfinde­nden internen Untersuchu­ng“auf dem Bayern Campus. Unabhängig von der Vertragsau­flösung mit dem Jugendcoac­h würden die „Sachverhal­te von der FC Bayern München AG weiter untersucht“. Das Magazin „Sport Inside“des WDR hatte zuvor berichtet, dass der Mitarbeite­r zum Beispiel in Diskussion­en um die Verpflicht­ung von Spielern rassistisc­he Ausdrücke verwendet haben soll.

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