Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sorgen um die Tour-Stars
Leichte Entwarnung beim Ravensburger Buchmann – Deutliche Kritik von Teamchef Denk
KÖLN/RAVENSBURG (SID/tk) Nach den schweren Stürzen von Maximilian Schachmann, Primoz Roglic, Remco Evenepoel und der deutschen Tour-Hoffnung Emanuel Buchmann wird die Kritik aus dem Fahrerlager lauter. Buchmanns Teammanager, Ralph Denk vom Profi-Radrennstall Bora-hansgrohe, hat am Montag den Weltverband UCI nach den zahlreichen Stürzen am Wochenende zum Handeln aufgefordert. „Meiner Meinung nach wälzt der Weltverband UCI sehr viel auf die Veranstalter ab“, sagte Denk. Die Topfavoriten der Tour de France liegen anderthalb Wochen vor dem Start in Nizza vereint im Lazarett.
Beim Ravensburger Buchmann immerhin gab es am Montag leichte Entwarnung. „Bei Emanuel müssen wir jetzt von Tag zu Tag schauen und Entscheidungen treffen. Prellungen und Hämatome können natürlich auch super langwierig sein“, sagte Denk. Doch beim Teamchef schwang ebenso Hoffnung mit wie bei Richard Dämpfle. Der Chef des Mountainbiketeams Centurion Vaude kennt und unterstützt Buchmann seit vielen Jahren. Am Montag hatte Dämpfle kurz Kontakt zum 27-Jährigen. „Er ist guter Dinge, es geht ihm deutlich besser.“Dennoch muss Buchmann nun eine Trainingspause einlegen, die so kurz vor dem Saisonhöhepunkt in Frankreich überhaupt nicht geplant war. Ob Buchmann beim Höhentrainingslager in Livigno an seiner bis dato guten Form feilen kann, ist noch unklar.
Der Teamchef von Bora-hansgrohe musste zudem den schweren Unfall von Maximilian Schachmann verkraften, der bei der Rundfahrt in der Lombardei von einem Auto angefahren wurde. Ob das Team rechtliche Schritte gegen die Fahrerin des Autos oder gar den Veranstalter einleitet, ließ Denk offen. „Primär heißt es Wunden lecken. Die Gesundheit steht im Vordergrund im Vergleich zu einem eventuellen Rechtsstreit“, sagte Denk. Insgesamt sieht Denk vor allem bei den Sicherheitsbegrenzungen in den Zielbereichen Verbesserungsbedarf. „Jeder hat gesehen, dass die Begitterung beim Jakobsen-Sturz amateurhaft war. Da muss es eine Mindestanforderung
geben“, forderte Denk. Der niederländische Radprofi Fabio Jakobsen war am 5. August bei der Polen-Rundfahrt im Sprint bei einer Geschwindigkeit von mehr als 80 km/h von Dylan Groenewegen ins Absperrgitter gedrückt worden und lag kurzzeitig im Koma. Man könne natürlich die Frage stellen, „ob der eine oder andere Veranstalter mit dieser Aufgabe überfordert ist und ob er vom Weltverband in Sachen Streckensicherung Unterstützung braucht“, sagte der 46-jährige Denk und zog Vergleiche zum Ski-Weltcup: „Da hilft bei der Streckenabnahme der Weltverband deutlich mit und Verantwortliche der FIS geben
Richard Dämpfle von Centurion Vaude über die schweren Stürze die Strecke frei.“Weil es neben Buchmann und Schachmann auch noch Gregor Mühlberger traf, war der Ärger bei Bora-hansgrohe besonders groß. Alle drei Fahrer hatten sich zuletzt glänzend präsentiert.
„Mit Blickwinkel auf unsere Mannschaft war es natürlich sehr bitter, es war schon ein harter Schlag für uns“, betonte Denk. Schachmann muss trotz eines Schlüsselbeinbruchs nicht operiert werden. Hinter seinem Tourstart steht laut Denk trotzdem „ein großes Fragezeichen“. Ob Buchmanns Tour-Ziel Podium nach unten korrigiert werden müsse, würden die nächsten Tage zeigen, sagte Denk.
Doch nicht nur bei Bora-hansgrohe sind die Sorgenfalten riesig. Auch beim Team Ineos dürfte das Toptrio den Verantwortlichen schlaflose Nächte bereiten: Tour-Titelverteidiger
Egan Bernal musste bei der Dauphiné vor der vierten Etappe wegen einer Rückenverletzung aussteigen, Ebenso erschüttert sind die TourHoffnungen des Rivalen Jumbo-Visma. Steven Kruijswijk stürzte schwer, wenig später erwischte es seinen Kapitän Roglic heftig.
Centurion-Vaude-Teamchef Dämpfle erinnerte vor allem der Sturz von Schachmann an den schweren Unfall seines Fahrers Jochen Käß. Der Mountainbiker rutschte im vergangenen Jahr bei der Transalp unter einen Lastwagen, der von einem Polizisten auf die Strecke gelassen worden war. „So etwas ist immer ein Schock“, sagt Dämpfle. Dass so viele Tour-Favoriten an einem Wochenende stürzten, sei weder gut noch normal. „Ein bisschen Show ist gut, aber der Radsport ist ja kein Wrestling.“
Lettland will anderen Partner für Eishockey-WM: Lettland will Gespräche mit dem Eishockey-Weltverband IIHF über die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2021 aufnehmen. „Wir werden die IIHF dazu aufrufen, ein anderes Land anstelle von Belarus in Erwägung zu ziehen“, sagte Regierungschef Krisjanis Karins am Montag angesichts der Unruhen im Nachbarland. Lettland wird im kommenden Jahr die WM gemeinsam mit Belarus (Weißrussland) organisieren. Gespielt werden soll in den Hauptstädten Riga und Minsk. IIHF-Präsident René Fasel hatte allerdings erst vor wenigen Tagen erklärt, dass es momentan keine Pläne gebe, die WM in ein anderes Land zu verlegen. Das Turnier soll vom 21. Mai bis 6. Juni 2021 stattfinden.
Deutsches Aufgebot für Rad-EM steht: Top-Sprinter Pascal Ackermann und Spitzenfahrerin Lisa Klein führen das Aufgebot des Bund Deutscher Radfahrer bei den Straßen-Europameisterschaften in Plouay (Frankreich) vom 24. bis 28. August an. Dies teilte der BDR am Montag mit. Ackermann und Klein feierten im vergangenen Jahr im niederländischen Alkmaar jeweils den Gewinn der Bronzemedaille im Straßenrennen. Während die beiden Topfahrer der Bodenseeregion, Emanuel Buchmann (Ravensburg) und Liane Lippert (Friedrichshafen) aufgrund parallel stattfindender Rennen bei der EM nicht an den Start gehen, steht Clara Koppenburg vom RSV Seerose Friedrichshafen im BDR-Aufgebot.
Auch Halep sagt US Open ab: Die Absagenflut für die US Open nimmt kein Ende. Wie schon die Weltranglistenerste Ashleigh Barty wird auch die Zweite der Rangliste, Simona Halep, auf das Grand-Slam-Turnier verzichten. Zuletzt hatten bereits zahlreiche Topspieler für das Turnier abgesagt, das trotz der prekären Coronasituation ab dem 31. August in New York stattfinden soll.
Volleyball-Supercups in Dresden und Frankfurt: Die Volleyball-Supercups der Frauen und Männer werden in diesem Jahr in Dresden und Frankfurt ausgetragen. Dies teilte die Volleyball Bundesliga (VBL) mit. Bei den Frauen treffen in der Dresdner Margon-Arena am 27. September der SSC Schwerin und Dresdner SC aufeinander. Bei den Männern duellieren sich in der Frankfurter Fraport-Arena am 11. Oktober die United Volleys Frankfurt und die Berlin Volleys.
„Der Radsport ist kein Wrestling.“
Ärger für Olympiasieger Northug: Der frühere norwegische Skilanglauf-Star Petter Northug muss sich wegen Raserei, Fahrens unter Einfluss von Rauschmitteln und Drogenbesitzes verantworten. Das bestätigte eine Polizeisprecherin am Montag Der zweifache Olympiasieger selbst hatte am Freitagabend via Instagram eingeräumt, bei einer Geschwindigkeitskontrolle von der Polizei angehalten worden zu sein.