Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rekordjäger mit Demut
Hamilton bricht eine Formel-1-Bestmarke nach der anderen
BARCELONA (dpa) - Die Formel 1 twitterte umgehend ein Video mit Michael Schumacher. „Er ist ein sehr talentierter Fahrer“, sagte er in dem Interview eines britischen Senders vor der Saison 2007. Schumacher war damals zum ersten Mal in PS-Rente. Über wen er sprach? Lewis Hamilton. Der Brite startete damals seine Karriere in der Königsklasse des Motorsports. Am Ende dieses Jahres wird dieser Hamilton aller Voraussicht nach Schumacher als erfolgreichsten Piloten in der Geschichte der Formel 1 abgelöst haben.
„Ich weiß nicht wirklich, was ich zu diesen Dingen sagen soll“, bekundete Hamilton, nachdem er seinen 88. Karrieresieg am Sonntag klar gemacht hatte. Drei fehlen noch zu den 91 Grand-Prix-Erfolgen Schumachers. „Wir, die ganzen Fahrer, sind damit aufgewachsen, Michael fahren zu sehen“erzählte Hamilton. „Was jetzt passiert, ist weit von dem entfernt, was ich mir als Kind erträumt habe.“
Titel Nummer sieben am Ende dieser Saison scheint ohnehin nicht mehr fraglich, nachdem Hamilton und Mercedes die Probleme mit den Reifen trotz des Drei-Wochen-Stresstests binnen kürzester Zeit lösten. Vier Siege in sechs Saisonrennen, 37 Punkte Vorsprung auf Max Verstappen im Red Bull und gar 43 auf Mercedes-Teamkollege. „Ich war in der perfekten Zone, von der ich immer träume“, schwärmte Hamilton nach seinem Erfolg in Barcelona. Manche fühlten sich an Ayrton Senna erinnert, der 1988 beim Großen Preis von Monaco in der Qualifikation eine Fahrt wie „in einer anderen Dimension“erlebt hatte. Mit Senna wollte sich Hamilton aber nicht vergleichen. Er sei demütig und fühle sich jedes Mal geehrt, in einem Satz mit Fahrern wie Schumacher, Senna und dem fünfmaligen Champion JuanManuel Fangio genannt zu werden.
In den Statistiken wird er schon bald über deren Namen stehen. In fast 14 Jahren Formel 1 ist Hamilton zum kompletten Piloten gereift. 92 Pole Positionen und damit 24 mehr als Schumacher holte er bisher. Mit seinem Spanien-Sieg überholte er Schumacher auch bei der Gesamtzahl der Podestplätze (156:155). Die Rekordmarke an Grand-Prix-Siegen kann er in drei Rennen einstellen – ausgerechnet beim Grand Prix in Mugello, bei dem Schumachers einstiges Team Ferrari seine 1000. GrandPrix-Teilnahme zelebrieren will.