Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fehlerkultur gehört dazu
Zu „Söder im Pannenmodus“(14.8): Herr Söder hat Notwendiges ehrgeizig zu erreichen versucht. Nun schlägt die Stunde der Häme derer, die es nicht versucht haben (NRW) oder für notwendig erachten. Reisefreiheit muss auch bedeuten: Risikoabwehr für die Daheimgebliebenen. Den Freiwilligen sei gedankt und sie haben ihr Bestes gegeben. Mangel an Software? Als Datenbankprogrammierer kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. Das Ziel war richtig. Häme kommt von Zauderern und Nachherbesserwissern. Der Mutige, egal ob in Forschung, Wirtschaft, Politik bekommt bei scheinbarem Fehlschlag sofort die Schläge. GermanAngst und Häme – diese behindernden Einstellungen müssen weg. Mut, Motivation, Bildung, Anpacken und Können haben unser Land stark gemacht. Fehlerkultur gehört dazu.
Argenbühl
Wo bleibt die Kritik an Urlaubern? Zum Leitartikel „Söder, der Entzauberte“(14.8.):
Ist es noch eine sachliche Berichterstattung, wenn im Leitartikel, 1. Absatz, dem CSU-Chef vorgeworfen wird, „breitbeinig und ungefragt“Tipps zum Umgang mit dem Coronavirus zu geben? Vor Wochen noch wurde er für sein schnelles und vorausschauendes Handeln von der Presse und auch vom Ausland hochgelobt und als Vorbild dargestellt. Ist die gute Arbeit schon vergessen? Jetzt endlich hat der sich „ständig auf die Schulter klopfende“einen Fehler gemacht! Und fast alle Parteien schreien „Hurra, wir haben es ja schon immer gewusst“. Und wo bleibt die Kritik an den Egoisten, die trotz Reisewarnungen unbedingt in Risikoländern Urlaub machen, auch noch kostenlos getestet werden, das Virus wieder vermehrt einschleppen und unser Gesundheitssystem belasten? Wir haben im Moment eine Ausnahmesituation, die Politiker und Gesellschaft vor neue, noch nie dagewesene Herausforderungen stellt. Dass leider auch Pannen passieren, ist nicht zu vermeiden. Wer braucht jetzt noch Schadenfreude? Sachliche Berichterstattung wäre mir viel lieber!
Weißensberg
Eklatantes Versagen der Politik
Zu „Söder im Pannenmodus“(14.8. ): Die angeordneten Massentests in Bayern und ihr beschämendes Ergebnis beweisen die Illusion, dieses Virus damit in Schach zu halten. Es gibt inzwischen genügend Beispiele von erkrankten Menschen zu Anfang der Pandemie, die unverständlicherweise nicht getestet wurden. Nun verzweifeln Bürgermeister, die von der Politik im Stich gelassen werden, genauso wie die vielen Menschen, die sich verantwortungsbewusst an die Regeln halten, auf private Feste verzichten und zu Hause bleiben. Inzwischen werden Maskenverweigerer nicht unerheblich zur Kasse gebeten. Aber gleichzeitig Großdemonstrationen und sogar Konzerte mit mehreren Tausend Teilnehmern in Aussicht gestellt. Und nun schlagen bereits die Ärzte Alarm, zu Recht, denn wieder einmal müssen „nicht Corona“kranke
Patienten zurückstehen, weil die Arztpraxen die Arbeit des Gesundheitsamtes übernehmen müssen, die immer noch unter chronischem Personalmangel leiden. Was aus der Empfehlung, den Urlaub im Lande zu verbringen, entsteht, sehen wir hier am Bodensee. Ein gefährlicher Hotspot nach dem anderen. Ein eklatantes Versagen unserer heimischen Politiker. War das alles Schall und Rauch? Wir sollten aufpassen, dass uns anstatt der umstrittenen Mund-und-Nasen-Maske keine Augenbinde verordnet wird.
Friedrichshafen
Druck auf DB ausüben
Zum Leitartikel „Schlamassel auf der Schiene“(12.08):
Die Einstellung der DB, angesichts stark steigender Infektionszahlen eine Reservierungspflicht im Fernverkehr abzulehnen, ist inakzeptabel.
Eine Reservierungspflicht könnte nicht nur Mindestabstände garantieren, sondern auch helfen, Ansteckungsketten zu verfolgen. Das Argument der „Spontanbuchung“ist ebenfalls vorgeschoben, denn kaum jemand unternimmt eine Fernreise so plötzlich, dass keine Zeit bliebe, sich über freie Plätze zu informieren. Im Übrigen war die Platzreservierung in Fernverkehrszügen vor Jahren schon einmal Bestandteil eines Geschäftsmodells der DB, als man sich hiervon noch saftige Zusatzeinnahmen versprochen hat. Grund für die Weigerung der DB dürfte daher – wie schon im Leitartikel vermutet – die Befürchtung sein, dass man infolge steigender Fahrgastzahlen wie bereits vor Corona durch verlängerte Haltezeiten wieder Verspätungen aufbaut, die dazu führen, dass die Fahrgäste an den Umsteigebahnhöfen die Anschlusszüge verpassen, und hierdurch die
Reservierungen zur Makulatur werden. Dies war und ist aber ein generelles Problem. Was die Reservierungspflicht angeht, hätte der Bund als Eigentümer der Bahn durchaus die Möglichkeit, Druck auszuüben.
Lindau
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Ihre Redaktion
Zum Artikel „Mit Menschenketten gegen den Diktator“(14.8):
Ich wollte mich bei der Redaktion und dem Autor Herrn Stefan Scholl für diesen Artikel herzlich bedanken. Mein Mann und ich kommen aus Belarus und wohnen seit einem Jahr in Lindau. Ich freue mich so sehr, dass die deutsche Presse über die Probleme in meinem Heimatland so ehrlich berichtet. Das belarussische Volk hat einen friedlichen Kampf gegen die 26-jährige Diktatur erklärt. Die heutigen Ereignisse sind für unser Land beispiellos und für seine Zukunft von entscheidender Bedeutung. Es ist für uns sehr wichtig, dass die ganze Welt darüber schreibt und alle Länder informiert werden, denn auch die Menschenrechtsverletzungen sind beispiellos und dürfen im 21. Jahrhundert nicht ignoriert werden.
Lindau