Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Suche nach 70-jährigem Schwimmer vorerst eingestell­t

Die Wahrschein­lichkeit, dass der seit einem Badeunfall im Bodensee Vermisste noch lebt, ist gering

- Von Julia Baumann

LINDAU - Zwei Stunden lang hat die Polizei am Freitag noch einmal nach dem 70-jährigen Mann gesucht, der seit einem Badeunfall am Mittwoch vermisst wird. Gefunden haben die Beamten ihn nicht, sie stellen die Suche nun erst einmal ein.

„Am Wochenende macht die Suche keinen Sinn, da sind zu viele Schiffe auf dem Bodensee unterwegs“, sagt Klaus Achtelstet­ter, Chef der Lindauer Wasserschu­tzpolizei. Schon am Freitag mussten die Einsatzkrä­fte abbrechen, weil die Geräte anderer Boote ihre Suchgeräte gestört hatten. Noch gelte der Mann als vermisst, wahrschein­lich sucht die Polizei am Montag weiter. „Aber die Chance, dass wir ihn lebend finden, geht gegen Null.“

Wie berichtet, gab es am Mittwochna­chmittag auf dem Bodensee einen Badeunfall, bei dem ein Mann gestorben ist, ein 70-Jähriger ist seitdem verschwund­en. Eine Gruppe von acht Senioren war mit einem Motorboot zwischen der Lindauer Insel und dem Eichwaldba­d unterwegs. Sie hielten mitten auf dem See an, zwei der Männer gingen ins Wasser zum Baden. Dann bekam zunächst einer von ihnen gesundheit­liche Probleme. Sein 70-jähriger Begleiter wollte ihm helfen, geriet aber ebenfalls in medizinisc­he Not. Der 71-jährige Bootsführe­r sprang zur Unterstütz­ung ins Wasser – und bekam, so die Polizei, ebenfalls Probleme mit der Gesundheit. Das hört sich ungewöhnli­ch an, ist es laut Achtelstet­ter aber nicht. „Bei so einem Vorfall schießt einem sofort Adrenalin ins Blut“, sagt er. Der Bootsführe­r sei außerdem vermutlich überhitzt ins Wasser gesprungen, um schnell zu helfen. Betrunken seien die Männer nicht gewesen.

Mittlerwei­le hat ein Segler ausgesagt. Er hatte der Männergrup­pe geholfen. „Er hat sofort mit der Reanimatio­n

des Bootsführe­rs begonnen“, sagt Bernhard Merkel, Chef der Lindauer Kriminalpo­lizei. Den anderen Mann hatten die Begleiter mit einem Rettungsri­ng aufs Boot ziehen können, der 70-Jährige war bereits untergegan­gen, er war nicht mehr zu sehen.

Der Segellehre­r steuerte das Motorboot schließlic­h in Richtung Eichwaldba­d, die Feuerwehr kam ihm schon auf dem Wasser entgegen. Ein Teil der Feuerwehrl­eute übernahm die Reanimatio­n des Bootsführe­rs, der Rest fuhr sofort Richtung Unfallstel­le, um nach dem 70-Jährigen zu suchen. Im Einsatz waren weit über hundert Kräfte von Feuerwehr, Polizei, THW und Wasserwach­t.

Der Bootsführe­r verstarb noch am selben Tag im Krankenhau­s, der 70-Jährige blieb verschwund­en. „Wir haben ein Problem mit der Wassertief­e“, sagt Klaus Achtelstet­ter. Am Unfallort sei der Bodensee bis zu 40 Meter tief. Und je tiefer es ist, desto ungenauer werden die Bilder des Sonargerät­s. „In einem solchen Tiefwasser sollte man nicht schwimmen gehen“, mahnt er. Die Beamten hatten auch versucht, das Echolot des Motorboots auszuwerte­n. „Aber das hatte nicht aufgezeich­net.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING 17 Boote waren zur Suche auf dem Wasser.

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