Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auszeit als Erfolgsgeh­eimnis

Durch kurze Pausen im Arbeitsall­tag konzentrie­rter und leistungsf­ähiger sein

- Von Elena Zelle

Sie kommen mit Ihrem Projektber­icht nicht voran? Ihnen fehlt eine zündende Idee für den nächsten Entwurf? Sie wissen einfach nicht, mit welcher E-Mail Sie anfangen sollen? Zeit für eine Pause. Wer dann zum Smartphone greift und auf Instagram oder im WhatsApp-Gruppen-Chat des Fußballver­eins versinkt, ist hinterher meist auch nicht schlauer. Effektive Erholung am Arbeitspla­tz sieht anders aus. Am besten ist es, wenn Beschäftig­te eine Mittagspau­se von 45 bis 60 Minuten machen und sowohl vormittags als auch nachmittag­s eine Minipause einlegen, empfiehlt Utz Niklas Walter, Leiter des Instituts für Betrieblic­he Gesundheit­sberatung (IFBG). Und wie nutzen Beschäftig­te diese kleinen Auszeiten optimal? Ein paar Anregungen:

Pause für die Augen

Wer am PC arbeitet, kann den Augen etwas Erholung gönnen. Dazu schließt man die Augen einen Moment und massiert sie. Oder man schaut eine Weile bewusst in die Ferne, erklärt Walter. „Man kann auch mit den Augen mehrmals eine liegende Acht zeichnen“, erklärt Walter. „Das geht mit offenen oder geschlosse­nen Augen.“Es wirkt auch entspannen­d, seine Handfläche auf die Augen zu legen oder einige Male bewusst zu blinzeln.

Atemzüge zählen

Ebenfalls für eine Minipause eignet sich eine einfache Atemübung. Dazu atmet man eine Weile drei oder auch fünf Sekunden ein und anschließe­nd drei beziehungs­weise fünf Sekunden wieder aus. Eingeatmet wird dabei durch die Nase, ausgeatmet durch den Mund. „Das beruhigt, senkt die Herzfreque­nz und tut einfach gut“, sagt Walter.

Ein Schläfchen machen

Utz Niklas Walter empfiehlt, 15 Minuten zu schlafen – und nicht länger. „Das kriegt man in einer einstündig­en Mittagspau­se gut unter, wenn man es plant.“Notfalls schlummert man an seinem Schreibtis­ch. Besser ist es aber, sich an ein ruhiges Plätzchen zurückzuzi­ehen und sich vielleicht sogar hinzulegen. „Wer schnell einschläft, stellt sich seinen Wecker vorher zum Beispiel auf 17 Minuten.“Wer nicht so gut abschalten kann, sollte es mit 20 Minuten probieren und sich langsam herantaste­n. „Selbst zehn Minuten Schlaf können schon Leistungsv­erbesserun­gen von ein paar Stunden bedeuten.“Walter betont aber: „Napping will gelernt sein.“

Routinen entwickeln Gewohnheit ist ein guter Helfer im Job-Alltag. Wer zum Beispiel mehr Bewegung integriere­n möchte, sollte das möglichst automatisi­eren. So kann man sich, etwa während man auf den Kaffee wartet, auf ein Bein stellen. Das kräftigt die Fußmuskula­tur, wirkt sich positiv auf die tief liegende Rückenmusk­ulatur aus und trainiert den Gleichgewi­chtssinn. Routine sollte auch sein, ausreichen­d zu trinken, mindestens 1,5 Liter pro Tag. Am besten in jeder Pause ein Glas Wasser trinken.

Beispiel Raucher

Natürlich muss man sich für eine erholsame Pause kein ungesundes Laster

angewöhnen. Aber viele Raucher machen dennoch einiges richtig, findet Coach und Psychologi­n Kristine Qualen: „Sie gehen kurz raus und haben oft eine kleine Community, in der man sich über alles Mögliche unterhält.“Das sei Anregung und Pause zugleich.

Wechselnde­r Mittagstis­ch Andere Leute und anderes Essen können einen belebenden Charakter haben, weiß Kristine Qualen. Deshalb rät sie, in der Mittagspau­se gezielt neue Restaurant­s oder etwa Foodtrucks auszuprobi­eren. Eine andere Möglichkei­t: eine Art Kochgruppe gründen. Dafür tun sich Kollegen zusammen und kochen etwa einmal pro Woche abwechseln­d für die Runde. Das Essen lässt sich auch gut abends vorbereite­n und dann für die gemeinsame Mittagspau­se mit zur Arbeit bringen.

Nicht zu viel Druck machen

Wer merkt, dass er gerade eine Blockade im Kopf hat, sollte sich nicht zum Weiterarbe­iten zwingen. Besser sei es, kurz umherzulau­fen, sich einen Kaffee zu holen oder vielleicht sogar kurz Musik zu hören, empfiehlt Arbeitspsy­chologin Qualen. „Den Kopf kurz entlasten, um aus der ständigen Konzentrat­ion rauszukomm­en.“Was auch helfen kann, ist Ordnung schaffen: Den Schreibtis­ch aufräumen, die Unterlagen sortieren oder die To-do-Liste des Tages überprüfen.

Wieder reinkommen

Viele haben in der Pause den Faden verloren und es fällt ihnen schwer, wieder einzusteig­en. Walter empfiehlt, eine Aufgabe nur bis kurz vor Ende zu bearbeiten und dann in die Pause zu gehen. „Man bringt die Aufgabe nicht zu Ende, damit man genau da anknüpfen kann“, erklärt er. Die notwendige­n Dokumente lässt man während der Pause idealerwei­se gleich geöffnet. So weiß man hinterher, wo man wieder einsteigen wollte. Anderen kann es helfen, den Arbeitstag vor Beginn in Abschnitte aufzuteile­n, so Qualen. Nach jeder Etappe legt man eine Pause ein. So falle es nach der Auszeit leichter, wieder einzusteig­en. „Man hat etwas fertig und weiß bereits, wo man weitermach­en will.“(dpa)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Kurzer Power-Nap am Arbeitspla­tz: Selbst zehn Minuten Schlaf können schon Leistungsv­erbesserun­gen von ein paar Stunden bedeuten.
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