Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Lange Lieferzeit kann teuer zu stehen kommen

Nicht alle Elektroaut­os sind sofort verfügbar – Nachteile bei der Mehrwertst­euer

- Von Holger Holzer

Mit dem jüngst erhöhten Umweltbonu­s für Elektroaut­os steigt auch das Kaufintere­sse der Kunden an den emissionsf­reien Stromern. Doch nicht bei jedem Hersteller sind sie sofort verfügbar. Gegenüber dem Vorjahr, als zahlreiche Modelle schon im Frühjahr gar nicht mehr lieferbar waren, hat sich die Situation jedoch entspannt. Dennoch ist in einigen Fällen nach wie vor viel Geduld gefragt. Das kann Käufer teuer zu stehen kommen. Ein Überblick:

Rund neun Monate etwa nennt VW als Lieferzeit für den Kleinstwag­en E-Up. Wer jetzt bestellt, hält den Schlüssel erst im Frühjahr 2021 in der Hand. Bei den Schwesterm­odellen Seat Mii Electric und Skoda Citigo e iV sieht es nicht besser aus. Den ID.3 der ersten Edition sollen die Kunden im Herbst erhalten. Auch die ersten frei konfigurie­rbaren Modelle, die seit Juli bestellbar sind, sollen ab Oktober ausgeliefe­rt werden.

Ebenfalls etwas Geduld benötigen Interessen­ten des Opel Corsa-e. Zwar stehen bei den Händlern laut den Rüsselshei­mern noch vorkonfigu­rierte Modelle bereit, bei Neubestell­ungen aber verspricht Opel lediglich eine Auslieferu­ng noch im laufenden Jahr. Schwester Peugeot hingegen nennt auf Anfrage drei Monate Lieferzeit – und ist damit in guter Gesellscha­ft: Identische Angaben machen für ihre jeweiligen Modelle BMW, Mercedes, Smart und Audi.

Ähnlich sieht es bei Kia aus, wo Kunden zwei bis vier Monate warten müssen. Konzernsch­wester Hyundai betont hingegen, man sei kurzfristi­g lieferfähi­g. Das trifft insbesonde­re auf den Kona Elektro zu, da dieser seit März in Tschechien gebaut wird. 2019 mussten Kunden noch gut ein Jahr auf die Auslieferu­ng eines in Korea gebauten Kona Elektro warten.

Relativ schnell erhält man sein EAuto derzeit bei Nissan und Renault. Leaf und Zoe stehen jeweils nach zwei bis drei Monaten bereit. Auch Tesla verspricht eine kurzfristi­ge Lieferung – und nennt ein Datum im September. Wer keinen klassische­n Pkw braucht, der hat seinen Renault

Twizy zwei Monate nach Vertragsun­terschrift vor der Tür.

Die Lieferzeit ist aktuell nicht nur für ungeduldig­e Kunden von Bedeutung, sondern hat für alle Käufer handfeste finanziell­e Auswirkung­en. Denn die bis Ende des Jahres gesenkte Mehrwertst­euer gilt nur für Fahrzeuge, die noch 2020 ausgeliefe­rt werden. Kommt der Neuwagen später, werden 19 statt 16 Prozent fällig – und der Endpreis steigt wieder um einige Hundert Euro. Käufer sollten das bei den Preisverha­ndlungen berücksich­tigen.

Generell empfiehlt sich Aufmerksam­keit beim E-Autokauf. Denn auch wenn die Hersteller recht optimistis­che Lieferzeit­en nennen, kann es im Einzelfall deutlich länger dauern, bis das Auto den Kunden erreicht. Das legt zumindest eine Stichprobe der „Auto Bild“nahe, die die Lieferzeit direkt beim Händler erfragt hat. Nicht immer stimmte die Antwort mit den offizielle­n Hersteller­angaben überein.

Im Zweifel könnten einzelne Ausstattun­gsoptionen genauso einen Unterschie­d machen wie das Engagement des Autohändle­rs. Ein Vergleich von mehreren Fahrzeugva­rianten sowie Autohäuser­n könnte die Lieferung daher erheblich beschleuni­gen. (sp-x)

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FOTO: GERMANN/ EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO-IMAGES Den VW ID.3 der ersten Edition sollen die Kunden im Herbst erhalten.

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