Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die CDU braucht viel Disziplin

- Von Klaus Wieschemey­er k.wieschemey­er@schwäbisch­e.de

Eine beliebte Kanzlerin, der die Menschen in der Krise vertrauen, eine Partei im DauerUmfra­gehoch: Auf den ersten Blick scheint die CDU-Welt in bester Ordnung. Gleichwohl sorgt die Verkürzung oder gar Verschiebu­ng des für Dezember geplanten Stuttgarte­r Parteitags in der Partei für Unruhe. Denn der CDU droht damit die Verlängeru­ng ihres bereits Monate andauernde­n Führungsva­kuums und ein zähes Gerangel um die MerkelNach­folge.

Vor mehr als einem halben Jahr hatte die erst Ende 2018 gewählte Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r entnervt ihren Posten zur Verfügung gestellt. Und auch wenn die Saarländer­in coronabedi­ngt immer noch im Amt ist: Die Gründe für ihr Hinschmeiß­en sind immer noch da. Die Merz-Fans, die dessen Niederlage nicht verwunden haben und das Partei-Heil in der konservati­ven Abkehr vom Merkel-Kurs sehen. Die Teile der Ost-CDU, die die Abgrenzung zur AfD aufweichen wollen. Neu hinzugekom­men ist das Selbstbewu­sstsein des CSU-Chefs Markus Söder, der der Schwesterp­artei die Kanzlerkan­didatur nicht überlassen will und selbst mit der Merkel-Nachfolge flirtet.

Bereits 2018 warnte Wolfgang Schäuble die CDU vor Grabenkämp­fen nach SPD-Art. Dass die Union trotz großer innerer Differenze­n viel besser dasteht als der Koalitions­partner, liegt vor allem an der Kanzlerin und an Disziplin: Während die SPD Differenze­n bisher in lustvoller Selbstzers­törung zelebriert­e, konnte die Union meist durch frühe Personalab­sprachen Ruhe in die eigenen Reihen bringen. Wo das nicht gelang, bekam man ein Problem, wie die Südwest-CDU bei ihren Kampfkandi­daturen bitter lernen musste.

Dass ausgerechn­et die SPD ihren Kandidaten Scholz ohne Störfeuer kürte, lässt in der CDU ebenso die Alarmglock­en schrillen wie die gegenseiti­gen Seitenhieb­e der eigenen Vorsitzkan­didaten. Die Partei braucht viel Selbstdisz­iplin, um dem Wähler weiter merkelsche Stabilität verspreche­n zu können. Ein verschoben­er Parteitag ist eine Gefahr für die vermeintli­ch heile Welt der CDU.

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