Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neymar: „Den guten Kampf gekämpft“
LISSABON (SID) - Neymar schloss seine tränenfeuchten Augen und streichelte im Vorbeigehen den Henkelpott. Von allen niedergeschlagenen Parisern war der Brasilianer nach dem 0:1 am untröstlichsten. Bayerns Abwehrchef David Alaba nahm ihn minutenlang in den Arm, PSG-Trainer Thomas Tuchel baute ihn auf: „Ich bin mit Ney super zufrieden heute. Er ist ein echter Anführer geworden.“
Neymar hatte sich auf dem Platz zwar bis zum Schluss gegen die Niederlage gestemmt, allerding glücklos. Auf Instagram zitierte der gläubige 28-Jährige aus der Bibel, genauer gesagt aus dem zweiten Brief Paulus' an Timotheus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt.“Doch den Titel holte er nicht. Auch, weil allein er sich 27 Ballverluste leistete und auch Kylian Mbappé und Angel di Maria zuweilen mit dem Kopf durch die Wand wollten. Die Hilfe aus dem Mittelfeld fehlte öfters, weil Paris ein achtköpfiges Abwehrbollwerk anrührte, und wenn das Team mal durch war, scheiterte es am famosen Manuel Neuer.
Trainer Tuchel muss seine Stars nun schnell wieder aufbauen. Schon am Samstag startet der französische Meister bei RC Lens in die neue Saison. „Damit muss ich erst mal klarkommen“, sagte Tuchel lächelnd. Der 46-Jährige wirkte nach der Niederlage überraschend empathisch und frei von Gram. Es sei „das allerschlimmste Gefühl, ein Finale zu verlieren“, sagte der Ex-Dortmunder. „Aber wir werden allen zeigen, dass das, was wir aufgebaut haben, erst der Anfang ist und nicht der Höhepunkt.“
Er gehe „mal fest davon aus“, seinen Vertrag bis 2021 erfüllen zu dürfen, sagte Tuchel. Auch die PSG-Bosse dürften registriert haben, dass Tuchel die Pariser Individualisten inzwischen zu einem Kollektiv geformt hat, dem nur Nuancen zum ganz großen Glück fehlten. „Die Spieler stehen absolut hinter ihm“, sagte Weltmeister Mbappé: „Er ist ein großer Trainer.“