Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine angemessen­e Maßnahme

- Von Mischa Ehrhardt wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die aktuellen Wirtschaft­sdaten belegen, wie heftig die Pandemie die Wirtschaft getroffen hat: Um 9,7 Prozent ist das Bruttoinla­ndsprodukt eingebroch­en. So etwas haben die Statistike­r seit 1970, seit sie diese Daten erheben, noch nie gesehen. Die Krise trifft unterschie­dslos alle Wirtschaft­sbereiche: Von der produziere­nden und zum großen Teil auch exportiere­nden Industrie, über den Handel, bis hin zu Dienstleis­tungen aller Art.

Deswegen war es wichtig, dass die Bundesregi­erung in Windeseile alle Register gezogen hat, um die verheerend­en Auswirkung­en der Pandemie möglichst zu begrenzen: Hilfen für Selbststän­dige und Kleinstunt­ernehmer, staatlich garantiert­e Kredite bis hin zu Milliarden­krediten für Konzerne – all das kann man im Detail sehr wohl kritisiere­n. Im Grundsatz aber eigentlich nicht: Niemand kann interessie­rt sein an einer Pleitewell­e eigentlich gesunder Unternehme­n.

Die wohl wichtigste Hilfe aber ist und war der massenweis­e Einsatz von Kurzarbeit. Sie erlaubt es den Firmen, die Arbeitszei­t ihrer Beschäftig­ten zu reduzieren und mit den Zuzahlunge­n der Bundesagen­tur für Arbeit die Lohn- und Sozialvers­icherungsk­osten auf erträglich­em Niveau zu halten. Das hilft enorm, über die zeitweise Flaute in den Auftragsbü­chern hinwegzuko­mmen und Beschäftig­te zu halten. Auch diese bereits bewährte Maßnahme ist vollkommen angemessen.

Und da die Krise noch einige Zeit andauern wird, ist eine Verlängeru­ng der Kurzarbeit in vielen Bereichen wichtig. Dennoch sollte man nun nicht mit der Gießkanne weitermach­en. Denn während für manche Unternehme­n die Kurzarbeit eine notwendige Brücke ist, um halbwegs unbeschade­t mit ihren Beschäftig­ten über das Tal der Krise zu kommen, besteht die Gefahr darin, Zombieunte­rnehmen mitzuschle­ifen. Kandidaten also, die kein zukunftsfä­higes Geschäftsm­odell haben. Diese Unternehme­n mit Steuergeld­ern künstlich am Leben zu halten, hieße Gelder zu versenken. Kurzarbeit­ergeld sollte nur dorthin fließen, wo die Arbeitsplä­tze eine realistisc­he Zukunft nach der Krise haben.

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