Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zuversicht nach historischem Absturz
Corona-Krise reißt Löcher in Staatskasse – Stimmung in Chefetagen der Wirtschaft besser
WIESBADEN/BERLIN - Die Staatsschulden sind wegen der Hilfsprogramme in der Corona-Krise stark angestiegen, die Konjunktur in Deutschland erlebt historische Einbrüche – doch aus dem Boden des Tals geht es langsam wieder aufwärts. Das zeigt sich auch an einer besseren Stimmung in den Chefetagen der Wirtschaft. So stieg der IfoGeschäftsklimaindex für August auf 92,6 Punkte, wie das Münchener Forschungsinstitut am Dienstag mitteilte.
Die Schrotthändler sind quasi die Bestattungsunternehmer fürs Auto. Dass die Menschen ihr Geld in der Corona-Krise zusammenhalten und länger auf das alte Modell setzen, sorgt für Probleme in der gebeutelten Branche. Und das Geschäftsmodell ist ohnehin schon erschüttert – durch die Elektroteile in heutigen Fahrzeugen und die tiefen Preise für Altmetalle. Im Juli hatte er bei 90,4 Punkten gelegen. „Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs“, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Unternehmen beurteilten demnach die aktuelle Lage im Vergleich zum Vormonat „merklich besser“. Viele Volkswirte rechnen mit einer Konjunkturerholung in den kommenden Monaten.
Dennoch hat die Corona-Pandemie tiefe Löcher in der Staatskasse hinterlassen. Erstmals seit 2011 weisen Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen wieder ein Defizit aus. Nach den vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes gaben sie im ersten Halbjahr 51,6 Milliarden Euro mehr aus als sie einnahmen. Bezogen auf die Wirtschaftsleistung lag das Defizit im ersten Halbjahr bei 3,2 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt brach im zweiten Quartal um 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal ein. Dies ist der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen 1970. In einer ersten Schätzung war von einem Minus von 10,1 Prozent ausgegangen worden.
Derweil können Beschäftigte und Unternehmen in Krisenbranchen auf eine Verlängerung des Kurzarbeitergelds
hoffen. Die Spitzen der Koalition berieten am Dienstagabend im Kanzleramt in Berlin entsprechende Vorschläge von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Bereits am heutigen Mittwoch sollen die Pläne bei einer Einigung im Bundeskabinett auf den Weg gebracht werden. In Teilen der Union gibt es indes Widerstände gegen die vermeintlich allzu großzügige Verlängerung des Instruments. Die Höchstbezugsdauer des Kurzarbeitergeldes soll nach den Vorstellungen von Minister Heil von regulär zwölf auf 22 Monate verlängert werden.