Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schmaleggs faszinierende Tobellandschaft
Wanderung zum Schmalegger Wasserfall und über den Steigtobel
SCHMALEGG - Diesen Sommer ist alles ein bisschen anders: So mach e Fernreise fällt aus, coronabedingt sind nicht alle Aktivitäten möglich. Doch auch in der Heimat lassen sich schöne Urlaubstage verbringen.
Fast vor der Haustüre besitzt Ravensburg mit der vielfältigen Schmalegger Tobellandschaft, welche der eiszeitliche Rheinvorlandgletscher hinterlassen hat, ein Naturschutzgebiet, das seinesgleichen sucht. Es ist der Höhepunkt der zahlreichen Tobel im Süden des Landes. Ist man unterwegs auf der Hochfläche, die gut 150 Meter über dem Schussental liegt, ahnt man nicht, was für eine spannende Welt von Tobeln mit tief eingegrabenen Bächen sich in den Wäldern verbirgt.
Am Rand von Schmalegg finden wir nahe am Wald und dem Sportplatz beim Jägerhaus einen Wanderparkplatz. Dort bietet eine genaue Landkarte eine Reihe lohnender Wanderungen an, eine weitere Tafel erklärt die Besonderheit des Naturschutzgebietes.
Als Einstieg eignet sich die Tannsbergrunde. Auf breitem, für Fahrzeuge gesperrtem Schotterweg geht es gleich in die Tiefe. Blickt man nach rechts, sieht man, wie steil der überwiegend mit Laubbäumen bewachsene Hang des Schmalegger Tobels ist. Einzelne Bäume liegen quer – in Bannwäldern bleibt die Natur sich selbst überlassen und darf sich zum Urwald entwickeln. Gut 30 Meter tiefer überqueren wir auf stabiler Brücke die tief eingeschnittene
Ettishofer Ach, die hier aus zwei Tobeln kommt. Der Weg steigt nach scharfer Biegung wieder bergauf, an der Gabelung wählen wir den linken Weg zur Buttenmühle.
Bald darauf zweigt links ein Weg ab, der nach wenigen Metern zum Schmalegger Wasserfall führt. Eine Tafel erläutert seine Entstehung am Ende der Würmeiszeit vor rund 12 000 Jahren infolge des Rückzugs des Gletschers und berichtet, dass der Wasserfall sich in den fünf Jahrzehnten von 1913 bis 1963 fünf Meter bachaufwärts in das weiche Gestein gefressen hat – diese „rückschreitende Erosion“gehe noch immer weiter.
Sechs Meter tief fällt das Wasser. Selbst an trockenen Tagen mag man ahnen, wie schauerlich der jetzt harmlose Bach bei starkem Regen oder bei einem Gewitter sein kann. Geländer sichern den Blick zum Wasserfall gut ab, spielende Kinder, wie sie auf alten Fotos im Wasser stehen, kommen nicht mehr so leicht an ihn heran.
Wir kehren zurück zum Schotterweg zur Buttenmühle, einem Gehöft, das einsam auf einer kleinen Lichtung liegt. Direkt davor zweigt der Wanderweg links ab, führt uns über ein Brückle über den Buttenmühlebach und von da auf teils mit Geländer
gesichertem Steig mit vielen Stufen fast fünfzig Höhenmeter aufwärts. Unversehens kommen wir aus dem Wald auf die Hochfläche. Wir gehen links und wandern eine Weile eben am Waldrand entlang.
Die Markierung ist gut, man sollte den ausgewiesenen Weg nicht verlassen. Vor uns tauchen Häuser von Wippenreute auf, wir treffen auf ein Teersträßchen, das von dort herkommt, gehen geradeaus ein Stück daran entlang, bis links wieder ein breiter Waldweg abzweigt. Bald geht es an einer Gabelung wieder rechts weg, zuerst noch eng neben dem bisherigen Weg. Der anfangs breitere Waldweg wird immer schmäler, führt am Hang entlang geradewegs hinab zum Steigtobel, der auf neuem Steg überquert wird.
Rings umher ist Wald, wir atmen das satte Grün vieler Laubbäume. Bergauf ist es nun nicht mehr weit zum Waldrand. Hinter Feldern taucht Schmalegg mit seinem Kirchturm und die andere Seite des Schussentals auf. Zurück am nahen Parkplatz kann man noch einmal die Route verfolgen, vielleicht am Navi mit der eigenen Aufzeichnung vergleichen. Gewiss wird man sich schon einen der weiteren Wege in diesem romantischen Gebiet vornehmen.