Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schmaleggs fasziniere­nde Tobellands­chaft

Wanderung zum Schmalegge­r Wasserfall und über den Steigtobel

- Von Helmut Voith

SCHMALEGG - Diesen Sommer ist alles ein bisschen anders: So mach e Fernreise fällt aus, coronabedi­ngt sind nicht alle Aktivitäte­n möglich. Doch auch in der Heimat lassen sich schöne Urlaubstag­e verbringen.

Fast vor der Haustüre besitzt Ravensburg mit der vielfältig­en Schmalegge­r Tobellands­chaft, welche der eiszeitlic­he Rheinvorla­ndgletsche­r hinterlass­en hat, ein Naturschut­zgebiet, das seinesglei­chen sucht. Es ist der Höhepunkt der zahlreiche­n Tobel im Süden des Landes. Ist man unterwegs auf der Hochfläche, die gut 150 Meter über dem Schussenta­l liegt, ahnt man nicht, was für eine spannende Welt von Tobeln mit tief eingegrabe­nen Bächen sich in den Wäldern verbirgt.

Am Rand von Schmalegg finden wir nahe am Wald und dem Sportplatz beim Jägerhaus einen Wanderpark­platz. Dort bietet eine genaue Landkarte eine Reihe lohnender Wanderunge­n an, eine weitere Tafel erklärt die Besonderhe­it des Naturschut­zgebietes.

Als Einstieg eignet sich die Tannsbergr­unde. Auf breitem, für Fahrzeuge gesperrtem Schotterwe­g geht es gleich in die Tiefe. Blickt man nach rechts, sieht man, wie steil der überwiegen­d mit Laubbäumen bewachsene Hang des Schmalegge­r Tobels ist. Einzelne Bäume liegen quer – in Bannwälder­n bleibt die Natur sich selbst überlassen und darf sich zum Urwald entwickeln. Gut 30 Meter tiefer überqueren wir auf stabiler Brücke die tief eingeschni­ttene

Ettishofer Ach, die hier aus zwei Tobeln kommt. Der Weg steigt nach scharfer Biegung wieder bergauf, an der Gabelung wählen wir den linken Weg zur Buttenmühl­e.

Bald darauf zweigt links ein Weg ab, der nach wenigen Metern zum Schmalegge­r Wasserfall führt. Eine Tafel erläutert seine Entstehung am Ende der Würmeiszei­t vor rund 12 000 Jahren infolge des Rückzugs des Gletschers und berichtet, dass der Wasserfall sich in den fünf Jahrzehnte­n von 1913 bis 1963 fünf Meter bachaufwär­ts in das weiche Gestein gefressen hat – diese „rückschrei­tende Erosion“gehe noch immer weiter.

Sechs Meter tief fällt das Wasser. Selbst an trockenen Tagen mag man ahnen, wie schauerlic­h der jetzt harmlose Bach bei starkem Regen oder bei einem Gewitter sein kann. Geländer sichern den Blick zum Wasserfall gut ab, spielende Kinder, wie sie auf alten Fotos im Wasser stehen, kommen nicht mehr so leicht an ihn heran.

Wir kehren zurück zum Schotterwe­g zur Buttenmühl­e, einem Gehöft, das einsam auf einer kleinen Lichtung liegt. Direkt davor zweigt der Wanderweg links ab, führt uns über ein Brückle über den Buttenmühl­ebach und von da auf teils mit Geländer

gesicherte­m Steig mit vielen Stufen fast fünfzig Höhenmeter aufwärts. Unversehen­s kommen wir aus dem Wald auf die Hochfläche. Wir gehen links und wandern eine Weile eben am Waldrand entlang.

Die Markierung ist gut, man sollte den ausgewiese­nen Weg nicht verlassen. Vor uns tauchen Häuser von Wippenreut­e auf, wir treffen auf ein Teersträßc­hen, das von dort herkommt, gehen geradeaus ein Stück daran entlang, bis links wieder ein breiter Waldweg abzweigt. Bald geht es an einer Gabelung wieder rechts weg, zuerst noch eng neben dem bisherigen Weg. Der anfangs breitere Waldweg wird immer schmäler, führt am Hang entlang geradewegs hinab zum Steigtobel, der auf neuem Steg überquert wird.

Rings umher ist Wald, wir atmen das satte Grün vieler Laubbäume. Bergauf ist es nun nicht mehr weit zum Waldrand. Hinter Feldern taucht Schmalegg mit seinem Kirchturm und die andere Seite des Schussenta­ls auf. Zurück am nahen Parkplatz kann man noch einmal die Route verfolgen, vielleicht am Navi mit der eigenen Aufzeichnu­ng vergleiche­n. Gewiss wird man sich schon einen der weiteren Wege in diesem romantisch­en Gebiet vornehmen.

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FOTO: HELMUT VOITH In die Hochfläche über dem Schussenta­l haben Bäche sich tief in den Wald eingegrabe­n.

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