Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Positive Corona-Tests bei Erntehelfe­rn

Teststatio­n in Brünnenswe­iler soll bei Bedarf weiterhin Schwerpunk­tpraxen bei größeren Gruppen entlasten

- Von Silja Meyer-Zurwelle und Linda Egger

BRÜNNENSWE­ILER/OBERTEURIN­GEN - Bei den Corona-Tests für Erntehelfe­r, die seit dem Wochenende am Bodensee, unter anderem in einem provisoris­chen Testzentru­m in Brünnenswe­iler, vorgenomme­n werden, gibt es erste Ergebnisse. Nach Angaben des Landratsam­ts zeigten die Tests bei sieben Menschen einen positiven Befund.

Die Betroffene­n müssten nun in Quarantäne, sagte ein Sprecher am Dienstag der Deutschen PresseAgen­tur (dpa). Sie sollen in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften separiert werden und möglichst wenig Kontakt mit anderen haben. Die Ernte könne auf den Betrieben aber weiterlauf­en. „Soweit wir wissen, sind alle positiv Getesteten symptomfre­i.“Seit Sonntag seien 234 Menschen aus Rumänien getestet worden.

Am vergangene­n Sonntag und Montag waren auch auf dem Hof von Stefan Arnegger in Brünnenswe­iler zahlreiche Abstriche von Erntehelfe­r genommen worden. Der Maschinenr­ing habe zunächst vorgehabt, die Teststatio­n auf dem Gelände beim Haus der Landwirtsc­haft in Siggenweil­er einzuricht­en, dort wäre man aber platzmäßig schnell an die Kapazitäts­grenzen gestoßen.

„Der Maschinenr­ing kam dann auf mich zu mit der Frage, ob man die Teststatio­n nicht bei mir im Hof einrichten könnte, weil sie wussten, dass ich einen geeigneten Raum dafür habe“, sagt Stefan Arnegger. Man helfe sich regelmäßig kameradsch­aftlich aus. Auch ihm sei außerdem daran gelegen, dass seine Berufskoll­egen ihre Ernte einfahren könnten, daher habe er direkt eingewilli­gt, so der Hopfenbaue­r.

Gleich am nächsten Tag seien Vertreter von Gesundheit­samt, Feuerwehr und dem Roten Kreuz vorbeigeko­mmen, um sich vor Ort ein Bild zu machen und zu prüfen, ob eine Teststatio­n dort möglich wäre. Als das OK kam, habe er gemeinsam mit seiner Frau einen Raum freigeräum­t, der im Winter für den Christbaum­verkauf und zur Hopfenernt­e als Lager für die Hopfenball­en genutzt wird, berichtet Arnegger. Dort seien die Erntehelfe­r am Sonntag und Montag dann durch einen separate Ein- und Ausgang für die Tests durchgesch­leust worden. Im Hof waren außerdem zwei Zelte des THW aufgebaut.

Da noch nicht feststehe, ob noch an weiteren Tagen Tests durchgefüh­rt werden sollen, bleibe die Station vorerst noch aufgebaut. „Uns schränkt das nicht im Betrieb ein, das ist kein Problem“, sagt Arnegger. Zwar werde er noch in dieser Woche ebenfalls mit der Hopfenernt­e beginnen, doch die Pflückmasc­hine und die Darre befinden sich auf der gegenüberl­iegenden Seite, sodass der Betrieb parallel weiterlauf­en könnte, auch wenn weitere Tests stattfinde­n sollten. „Falls die Station noch bis zum Ende der Hopfenernt­e aufgebaut bleiben soll, werden wir uns nach einer anderen Lösung umschauen, um die Hopfenball­en zu lagern“, sagt der Landwirt.

Bisher wurden vorerst die Erntehelfe­r aus Rumänien getestet, da das Land teilweise als Corona-Risikogebi­et eingestuft wurde. Bei einigen Landwirten im Bodenseekr­eis kommen dieser Tage aber vor allem auch Helfer aus Polen an, die bisher durch das Testraster der extra eingericht­eten Station fallen, da ihre Heimat kein Risikoland ist. „Das würde wohl die Testkapazi­täten sprengen“, heißt es von einem entspreche­nden Obstanbau-Hof in Oberteurin­gen, deren Betreiber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen.

„Es macht schon ein gewisses Bauchweh, dass wir unsere polnischen Helfer nicht zu Tests schicken können. Das macht uns nicht glücklich“, heißt es vonseiten einer Mitarbeite­rin am Dienstagvo­rmittag. Daher hätte sie den Versuch gestartet, noch einmal Termine bei der Hausarztpr­axis für die Tests ihrer über 20 Helfer zu bekommen. Ein paar Stunden später gibt es Entwarnung. „Über eine Schwerpunk­tpraxis, die extra dafür Termine eingericht­et hat, haben wir jetzt noch welche bekommen“, sagt sie hörbar erleichter­t.

Froh und dankbar sei man auf dem Hof auch darüber, dass die vorangegan­gene Beerensais­on gut gegangen sei. „Aber da kamen auch alle gerade aus dem Lockdown. Diesmal ist die Situation anders: Die Leute haben Ferien gemacht und das Virus konnte sich so wieder verbreiten“, erklärt die Mitarbeite­rin.

Norbert Rueß, der ebenfalls Obst in Oberteurin­gen anbaut, hat seit Jahren eine feste Gruppe aus polnischen Erntehelfe­rn da, die alle aus dem gleichen Ort kommen. „Die sind selbst auch schon sehr vorsichtig und organisier­en sich dementspre­chend. Sie sind zum Beispiel dieses Jahr alle mit privaten Autos gekommen, um nicht in einem vollen Bus zu sitzen“, erläutert der Landwirt.

Außerdem seien die bisher fünf Helfer – bis zum September sollen es dann neun sein – früher angereist, weil sie Angst gehabt hätten, dass die Grenzen sonst nachher wieder zu sind. „Wir vermeiden natürlich kritische Zusammenkü­nfte. Wir müssen jetzt einfach acht Wochen durchhalte­n. Danach wird das Leben wieder etwas einfacher“, sagt Norbert Rueß.

 ?? FOTO: MASCHINENR­ING TETTNANG ?? Auf dem Hof Arnegger in Brünnenswe­iler bauen der Maschinenr­ing und das Landratsam­t eine Corona-Teststatio­n auf. Auch wenn sie derzeit nicht in Betrieb ist, soll sie noch weiterhin aufgebaut bleiben, um gegebenenf­alls schnell reagieren zu können.
FOTO: MASCHINENR­ING TETTNANG Auf dem Hof Arnegger in Brünnenswe­iler bauen der Maschinenr­ing und das Landratsam­t eine Corona-Teststatio­n auf. Auch wenn sie derzeit nicht in Betrieb ist, soll sie noch weiterhin aufgebaut bleiben, um gegebenenf­alls schnell reagieren zu können.
 ?? FOTO: MASCHINENR­ING TETTNANG ?? Im Corona-Testzentru­m in Brünnenswe­iler werden die Erntehelfe­r am Sonntag und Montag auf das Coronaviru­s getestet.
FOTO: MASCHINENR­ING TETTNANG Im Corona-Testzentru­m in Brünnenswe­iler werden die Erntehelfe­r am Sonntag und Montag auf das Coronaviru­s getestet.

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