Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
In Gaisbeuren fehlt’s an Stellplätzen
Ortschaftsrat befasst sich mit parkenden Lkw an der alten B 30
REUTE-GAISBEUREN - Der Umstand, dass die alte Bundesstraße 30 bei Gaisbeuren seit einigen Wochen als Parkplatz für zwei Lastwagen herhalten muss, hat vor der Sommerpause auch den Ortschaftsrat von Reute-Gaisbeuren beschäftigt. Ortsvorsteher Achim Strobel sieht im dauerhaften Parken entlang der Straße „keine optimale Lösung“und möchte den Sachverhalt „verwaltungsintern“prüfen lassen. Die betroffenen Speditionen Gehweiler in Ebersbach-Musbach sowie LebertNoerpel in Gaisbeuren wollen sich ihrerseits weiter um alternative Stellplätze für die Fahrzeuge bemühen, verweisen aber auf die Problematik, vor Ort freie Parkplätze zu finden
„Keiner möchte einen Lkw vor seinem Grundstück auf der Straße stehen haben, beliefert werden wollen aber alle“, sagt Ulrike Gehweiler von der gleichnamigen Spedition in Ebersbach-Musbach und atmet am Telefon tief durch, weil sie den „ewigen Konflikt“rund um die Lkw-Parkplatzsuche leid ist. Aktuell geht es um zwei ihrer Mitarbeiter aus Bad Saulgau, die werktags ihre Privatautos am Straßenrand der alten B 30 abstellen, während sie in Tag- oder
Nachtschicht auf Tour sind. An den Wochenenden parken sie die Lkw dann ebenfalls hier ab. „Wir fahren im Auftrag der Spedition Lebert-Noerpel. Auf deren Betriebsgelände in Gaisbeuren ist aktuell leider kein Platz mehr für die beiden Fahrzeuge. Aber diese behindern an der alten B 30 doch keine anderen Verkehrsteilnehmer und ich kann nicht ganz verstehen, warum man sich daran stören sollte“, stellte Gehweiler im SZ-Gespräch dazu fest.
Ihre Firma mit 25 Beschäftigten ist als Subunternehmen für die mittelständische Speditions- und Logistikfirma Lebert-Noerpel mit Niederlassungen unter anderem in Gaisbeuren, Baienfurt und Ravensburg tätig. Gehweilers Lkw-Fahrer sind von hier aus täglich unterwegs nach Österreich und in die Schweiz. „Unsere Fahrer sind darauf angewiesen, ihre Lkw am Wochenende in Gaisbeuren an einem festen Platz abzustellen und für die Heimfahrt ihre Autos zu nutzen, weil wir dadurch sehr hohe Spritkosten einsparen und gleichzeitig der Umwelt einen Gefallen erweisen“, sagt Gehweiler überzeugt.
Nachdem sich ihre Suche nach geeigneten Parkplätzen in Gaisbeuren als „aussichtslos“erwiesen habe, weiche man notgedrungen an den Straßenrand aus. Gehweiler:
„Aber wir hoffen auf eine bessere Lösung und sind in dieser Sache mit unserem Auftraggeber im Gespräch.“Dies dürfte auch ihre Fahrer freuen, zumal eines der Privatautos bereits von einem Unbekannten an der alten B 30 beschädigt wurde (SZ berichtete).
Auch bei Lebert-Noerpel ist die Parkplatzsuche für Lkw an nahezu allen Standorten als Problem bekannt. „Alleine in Gaisbeuren haben wir jeden Tag 120 Lastwagen im Einsatz für uns. Auf dem Betriebsgelände bringen wir 15 Fahrzeuge unter und auf einem angemieteten Gelände im Industriegebiet nochmals bis zu 30, aber dann ist Ende“, räumt Standortleiter Steffen Spieler auf SZAnfrage ein. In allen Gemeinden der Region suche die Firma deshalb nach weiteren Stellplätzen. So nutze man Flächen auf dem ehemaligen Storagelände in Baienfurt und bei der ehemaligen Papierfabrik in Mochenwangen. „Aber in Gaisbeuren sind freie Grundstücke ausgesprochen rar. Trotzdem suchen wir zeitnah mit der Stadt Bad Waldsee das Gespräch und ich hoffe sehr, dass wir für die beiden Lastwagen von Gehweiler rasch eine bessere und sicherere Möglichkeit finden“, erläutert Spieler.
Dies dürfte auch dem Ortsvorsteher
recht sein, der im Parken entlang der alten B 30 zwischen Wertstoffhof und Ortseingang „keine optimale Lösung“erkennt. „Es handelt sich bei dieser Nebenstraße auch um den Schulweg, der dann bei Heurenbach in einen ,reinen Radweg’ übergeht, und deshalb werden wir nach der Sommerpause verwaltungsintern den Sachverhalt überprüfen“, informierte Achim Strobel auf SZ-Anfrage dazu. Er weiß, dass es im Industriegebiet an Plätzen mangelt für das Transportgewerbe. „Es ist aber primär keine kommunale Aufgabe, für private Speditionen öffentliche Parkmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.“
Aus Sicht Strobels ist es zwar „umwelt- und verkehrstechnisch wünschenswert“, dass die Lkw nicht täglich zwischen Gaisbeuren und Ebersbach-Musbach beziehungsweise den Wohnorten der Lkw-Fahrer pendelten. „Aus meiner Sicht ist es dann aber an der Spedition Lebert-Noerpel, ausreichend Stellplätze zur Verfügung zu stellen“, betont Strobel und verweist darauf, dass Pkw in Gaisbeuren „an vielen Stellen“parken dürfen. „Lkw aber eben nicht – außerdem sind Straßen in der Regel nicht fürs Parken ausgelegt, sondern für die Abwicklung des fließenden Verkehrs.“