Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

UEFA prescht in Zuschauerd­ebatte voran

Beim Supercup zwischen dem FC Bayern und Sevilla in Budapest sollen 20 000 Fans zugelassen werden

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FRANKFURT (SID/dpa) - Die UEFA prescht vor, die Bayern ziehen mit, der DFB hatte schon einen Länderspie­l-Plan in der Tasche – eine mögliche Zuschauerr­ückkehr in die Fußballsta­dien nimmt schon vor dem Spitzenges­präch zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel und den Ministerpr­äsidenten am Donnerstag Konturen an. Eine Vorreiterr­olle will dabei offenbar die Europäisch­e Fußball-Union UEFA einnehmen. Wenn es nach dem Verband geht, kann Triple-Gewinner Bayern München einen möglichen Sieg im europäisch­en Supercup mit seinen Fans im Stadion feiern.

Die UEFA hat am Dienstag ihren Plan bestätigt, wonach die Partie des Champions-League-Gewinners am 24. September in der Budapester Puskas-Arena gegen den spanischen Europa-League-Titelträge­r FC Sevilla als „Pilotproje­kt“vor Zuschauern ausgetrage­n werden soll. Der Plan sieht vor, dass trotz der Corona-Pandemie bis zu 30 Prozent der Zuschauerk­apazität von 67 000 Fans genutzt werden soll. Demnach dürften rund 20 000 Besucher in das Stadion, in dem auch Begegnunge­n der ins kommende Jahr verschoben­en EM-Endrunde stattfinde­n sollen.

„Obwohl es wichtig war, dass der Fußball auch in schwierige­n Zeiten ohne Fans weitermach­en kann, hat das Spiel einen Teil seines Charakters

verloren“, sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin: „Wir hoffen, den Supercup als Pilotproje­kt nutzen zu können, um die Rückkehr der Anhänger zu ermögliche­n. Wir arbeiten eng mit dem ungarische­n Verband und den Behörden zusammen. Wir werden die Gesundheit der Menschen nicht gefährden.“

Im Gegensatz zum Supercup sollen alle anderen UEFA-Spiele nach wie vor unter Ausschluss der Öffentlich­keit stattfinde­n. Der Verband will die Situation aber ständig beobachten, um getroffene Entscheidu­ngen kurzfristi­g wieder ändern zu können. Das gelte auch für den Zuschauerp­lan beim Supercup.

Wie die UEFA kämpft auch der Münchner Vorstandsb­oss KarlHeinz Rummenigge weiter für eine schnelle Rückkehr der Fans in die Stadien. „Der Fußball braucht für seine Kultur Zuschauer“, sagte Rummenigge: „Deshalb müssen wir alle ein großes Interesse daran haben, dass so zeitnah wie möglich Zuschauer wieder im Stadion zugelassen werden.“Vonseiten der Politik gab es zu diesem Thema zuletzt unterschie­dliche Aussagen. Rummenigge hofft dennoch auf einen „Doppelpass“mit den Bürgervert­retern: „Ich glaube, es ist wichtig, dass man uns Vertrauen gibt. Wir sind dazu bereit, wir sind dazu in der Lage, wir sind nicht arrogant. Ich bin überzeugt, dass der Fußball das leisten kann.“

Der Fußball sei „nicht naiv“und hoffe nicht auf vollbesetz­te Stadien, ergänzte Rummenigge. „Aber ich glaube trotzdem, dass es möglich ist, vielleicht 15 bis 20 Prozent der Sitzplätze besetzen zu können, um wieder etwas Atmosphäre und Emotionali­tät reinzubrin­gen.“Sollte die Politik

Zweifel haben, „kann man uns ja auch sagen, dieses, jenes oder welches muss ganz einfach noch nachgebess­ert werden“.

Aus Sicht der Politik gilt nach wie vor die Entscheidu­ng der LänderGesu­ndheitsmin­ister, die bis Ende Oktober keine Zuschauer zulassen möchten. „Der DFB und der Fußball in Deutschlan­d im Allgemeine­n sind wegen des Hygienekon­zepts in eine Führungsro­lle gerückt. Das würden wir gerne so weiterspie­len“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller: „Wir müssen an Systemen arbeiten, wie wir wieder Zuschauer in die Stadien kriegen.“

Schon für das Nations-LeagueSpie­l der Nationalma­nnschaft am

3. September in Stuttgart gegen Spanien wollte der DFB 500 Zuschauer zulassen. „Das wären systemrele­vante Menschen gewesen“, sagte Keller: „Aber die UEFA hat entschiede­n, gar keine Zuschauer zuzulassen. Sie will eine einheitlic­he Lösung. Dafür habe ich gewisses Verständni­s.“

Auch die höchsten Klassen Belgiens und der Türkei wollen die Fans wieder zurück ins Stadion lassen. Die belgische Pro League will ab

11. September abhängig von der Kapazität zwischen 400 und 5000 Zuschauer zulassen. Die türkische Liga plant ab Oktober eine maximale 30Prozent-Auslastung, die Fans müssen aber Mundschutz tragen.

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FOTO: DPA Plant in Ungarn ein Pilotproje­kt: UEFABoss Aleksander Ceferin.

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