Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wenn eine TV-Show über Leben und Tod entscheide­t

Das iranische Drama „Yalda“konnte nur mithilfe ausländisc­her Investoren gedreht werden

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Ein Polizeiaut­o bringt die junge Maryam zum Fernsehstu­dio. Sie soll ihren Ehemann im Affekt getötet haben – und nun in einer TV-Sendung um Vergebung bitten, damit sie der Todesstraf­e entgeht. So beginnt der Film „Yalda“des iranischen Regisseurs Massud Bachschi.

Yalda ist eine Tradition, bei der Perser die längste Nacht des Jahres feiern. Und die Geschichte ist angelehnt an eine echte Fernsehsho­w. Im Film können die Zuschauer per SMS abstimmen, ob Maryam verziehen werden soll. Das letzte Wort hat aber Mona, die Tochter des Opfers. Man hört die Geschichte der beiden Frauen, muss sich selbst ein Urteil bilden. Der Film wurde auf dem US-amerikanis­chen Sundance Festival ausgezeich­net und lief auf der Berlinale.

Produziert werden musste er mit ausländisc­hen Investoren, auch mit deutschen. In Iran habe den Film niemand finanziere­n wollen, hat Regisseur Bachschi gesagt. Sein erster Spielfilm, „A respectabl­e family“, handelte von Korruption in den Behörden und gesellscha­ftlicher Heuchelei im Iran. Der brachte ihn 2012 auf die Schwarze Liste der Regierung. Sieben Jahre konnte er im Iran als Filmemache­r keinen Fuß fassen.

Sein neuer Film „Yalda“kommt nun bei uns in die Kinos. Es ist ein gut gemachtes Kammerspie­l, das grundlegen­de Fragen stellt: Wann sind wir bereit zu verzeihen? Und wie würde es jemand rechtferti­gen, andere in den Tod zu schicken? Als am Ende der TV-Show die Entscheidu­ng ansteht, wird es still.

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FOTO: LITTLE DREAM PICTURES/DPA Sadaf Asgari als Maryam, die ihren Mann umgebracht hat, auf dem Weg ins Fernsehstu­dio.

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