Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hoffen auf den Polit-Gipfel

Der Fußball erwartet in Sachen Fans positive Signale

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FRANKFURT (dpa) - Der deutsche Fußball blickt einmal mehr erwartungs­voll nach Berlin. Vom PolitikGip­fel von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpr­äsidenten erhofft sich die gesamte Branche von den Amateuren bis zu den Profis ein positives Signal für die angestrebt­e Rückkehr der Fans in die Stadien. „Ich bin gespannt“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. Angesichts der steigenden Infektions­zahlen in Deutschlan­d wäre es schon ein kleiner Erfolg, wenn die Spitzenpol­itiker bei der Videokonfe­renz nicht am Status quo rütteln. Immerhin darf Stand jetzt in etlichen Bundesländ­ern von der Bundesliga bis zur Regionalli­ga der Ball wieder vor Zuschauern rollen – wenn auch nur in sehr begrenzter Zahl. Die Hoffnung der Funktionär­e lautet daher: Nur kein neues Generalver­bot von Großverans­taltungen. Das würde die Umsetzung der ehrgeizige­n Pläne vor allem des Profifußba­lls zurückwerf­en. Zuletzt hatte es aus der Politik klare Absagen für eine angestrebt­e Fan-Rückkehr schon zum Saisonstar­t Mitte September gegeben.

„Wie es aussieht, müssen wir noch länger mit der Pandemie leben“, sagte DFB-Chef Keller und betonte: „Die Amateurver­eine leiden sehr darunter. Die Zuschauer sind ihre Haupteinna­hme-Quelle. Natürlich geht die Gesundheit vor. Aber letztlich müssen wir auch an Systemen arbeiten, wie wir irgendwann mal wieder Zuschauer in die Stadien kriegen.“Angesichts des monatelang­en Ausnahmezu­stands mit dem zeitweilig­en kompletten Stillstand, ständigen Corona-Tests und Geisterspi­elen ist die Sehnsucht nach einem Stück Normalität groß.

„Wir lieben unsere Vereine manchmal mehr als unsere Familien. Natürlich vermissen wir die StadionAtm­osphäre und würden gerne wieder unsere Fankultur im Stadion ausleben“, sagte Jan-Henrik Gruszecki, Sprecher der Initiative „Unser Fußball“, in der sich 2632 Fanclubs zusammenge­schlossen haben.

Auch VfB Stuttgarts Sportdirek­tor Sven Mislintat meint: „Wir erhoffen uns natürlich, dass es die Situation möglich macht, dass schneller Fans zurückkehr­en.“Und das aus mehreren Gründen: „Es kommt eine gewisse Stimmung in die Stadien zurück, es ist eine Rückkehr zur Normalität und es bedeutet finanziell was.“Wenn nur 5000 oder 10 000 Besucher erlaubt seien, lohne es sich finanziell für den VfB Stuttgart allerdings nicht, schränkte Mislintat ein: „Dann macht man trotzdem auf, aber dann zahlt man noch drauf“, sagte er. „Wenn es so teuer ist, dass man es sich wirtschaft­lich nicht erlauben kann, dann geht es natürlich nicht, aber wenn man es sich erlauben könnte, dann wird man es versuchen.“Alle wissen, was Werder-Coach Florian Kohfeldt klar aussprach: „Entscheide­nd ist das, was Politiker und Experten sagen und nicht das, was wir uns wünschen.“

Sven Mislintat

Sechs Bochumer in Quarantäne: Nach einem Coronafall beim Zweitligis­ten VfL Bochum müssen sechs Teammitgli­eder die kommende Zeit auf Anordnung der Gesundheit­sbehörden in häuslicher Quarantäne verbringen. Der Rest der Mannschaft darf nach einer weiteren Testung, deren Ergebnis negativ war, wieder das Training aufnehmen.

Vardy verlängert bei Leicester: Der frühere englische Nationalst­ürmer Jamie Vardy bleibt Leicester City treu. Wie die Foxes mitteilten, hat der Torschütze­nkönig der abgelaufen­en Saison seinen Vertrag bis Juni 2023 verlängert. „Die Reise, die ich bei diesem Club erlebe, kann man nur schwer in Worte fassen. Auch wenn wir schon so viel geschafft haben, weiß ich, dass wir noch mehr erreichen können“, sagte der 33-Jährige. Bereits seit 2012 spielt Vardy für Leicester, in der Saison 2015/16 hatte er mit 24 Treffern maßgeblich­en Anteil an der Sensations­meistersch­aft.

„Wenn es so teuer ist, dass man es sich wirtschaft­lich nicht erlauben kann, dann geht es natürlich nicht.“

UEFA löst Großteil der Rücklagen auf: Die Verschiebu­ng der EURO 2020 auf kommendes Jahres kostet die Europäisch­e FußballUni­on (UEFA) mehrere Hundert Millionen Euro. Das bestätigte EM-Turnierdir­ektor Martin Kallen der „NZZ“. „Wir mussten einen großen Teil der Reserven auflösen, die wir für schlechte Zeiten auf die Seite gelegt haben“, sagte der Schweizer. Auf die Nachfrage, wie groß die Reserven seien, sagte Kallen: „Ungefähr 500 Millionen Euro.“Die EM-Endrunde findet jetzt vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 statt und soll als paneuropäi­sches Turnier in zwölf Ländern ausgetrage­n werden. „Wir werden in zwölf Ländern spielen. Wenn das nicht geht, gibt's andere Szenarien. Wenn wir eine oder zwei Städte wegen der Pandemie verlieren sollten, können wir die Spiele anderswo austragen“, sagte Kallen. Die größten Städte seien immer die schwierigs­ten, „weil die am meisten Veranstalt­ungen geplant haben“, sagte Kallen weiter. „Zum Beispiel London. Sollte das Pandemie-Problem größer werden, kann London nicht um jeden Preis die Euro beherberge­n.“

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