Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schule muss auch Priorität haben
Zu „Eine frische Brise tut not“(19.8.): Ja, es stimmt, die deutschen Schulen hinken bei der Digitalisierung hinterher. Der Lockdown hat aber gezeigt, dass der Fernunterricht auch bei guter Ausstattung der Schule nur bedingt und nur schlecht funktioniert. Ohne den persönlichen Kontakt sind auch bei guten digitalen Plattformen die Ergebnisse viel schlechter. Außerdem wird damit die soziale Ungleichheit noch mehr zementiert. Auch wenn man jetzt versucht, Kinder aus weniger privilegierten Familien mit digitalen Endgeräten auszustatten, haben sie zu Hause meistens nicht die Umgebung, um gut zu lernen. Deshalb muss der Aufrechterhaltung des Schulbetriebs mindestens die gleiche Priorität wie dem Funktionieren von Industrie, Handel und Handwerk eingeräumt werden. Unter diesen Umständen ist es zumutbar, dass die Maskenpflicht bestehen bleibt und andere Aktivitäten mit eindeutiger Ausrichtung auf Freizeitgestaltung weiterhin eingeschränkt bleiben. Es müssen aber auch geeignete technische Maßnahmen ergriffen werden. Luftreiniger werden in Kliniken mit gutem Erfolg eingesetzt und eine Studie der Universität der Bundeswehr hat deren Wirksamkeit eindeutig belegt. Damit könnte auch in der kalten Jahreszeit in den Klassenzimmern die Luft gereinigt werden, ohne dass gigantische Energiemengen beim Lüften verschwendet werden.
Erolzheim
Klimakrise gerät in Vergessenheit Zu „90 Minuten für den Klimaschutz“(21.8.):
Ich habe das Gefühl, dass durch die Corona-Krise die Klimakrise in Vergessenheit gerät. Sicher ist die Pandemie eine große Bedrohung weltweit und ich verharmlose sie keinesfalls. Doch wenn ganze Landstriche überflutet werden und Millionen von Menschen die Lebensgrundlage vernichtet wird, von anderen Katastrophen ganz zu schweigen, muss die Politik da nicht mindestens genauso ihr Engagement zeigen? Wenn unsere Erde nicht mehr bewohnbar ist, bringen gerettete Arbeitsplätze herzlich wenig.
Isny
Ohne Maß und Ziel
Zu „Rassismus-Debatte um Jim Knopf“(24.8.):
Die Rassismus- und Diskriminierungsdebatte nimmt immer merkwürdigere Formen an. Sicherlich sind die Forderungen gegen Rassismus und Diskriminierung gut gemeint und im Kern richtig, doch scheint man dabei jedes Maß und Ziel verloren zu haben. Von Jim Knopf bis Immanuel Kant, in Straßennamen, Bildern, Liedern und anderem wittert die selbst ernannte Kulturpolizei diskriminierende Bedeutungen. Vielfach wird nicht die Diskussion gesucht, sondern die Zerstörung und Abschaffung von vermeintlich diskriminierenden Elementen. Wer ist in seinem Leben nicht schon mal diskriminiert worden: wegen des Aussehens, Geschlechts, Alters, des Berufs, wegen der Kleidung, Ansichten und so weiter. Wie wäre es, sich ein etwas dickeres Fell anzueignen, statt als Schneeflöckchen durch die Welt zu taumeln. Was kommt als Nächstes? Das christliche Kreuz als Symbol für Folter? Dem Unfug scheinen keine Grenzen gesetzt. Die Wächter der reinen Tugend mögen sich hüten. Dies wäre nicht die erste Revolution, die ihre Kinder frisst.
Biberach
Nicht verstanden
Zum selben Thema:
Jeder Mensch, jedes Kind wäre froh, mit so viel Respekt, Liebe und Anerkennung wie Jim Knopf in Michael Endes Geschichten bedacht zu werden und so tolle Abenteuer erleben zu dürfen. Wer daher „Jim Knopf“als rassistisch bezeichnet, hat keine dieser Geschichten gelesen, gehört oder gesehen beziehungsweise hat sie nicht verstanden.
Tuttlingen
Ein sozialpolitischer Skandal
Zu „Ärger über Pflegekosten“(24.8.): Den Worten der Pflegeexperten von Grünen und FDP kann man nur beipflichten. Es ist für Deutschland ein sozialpolitischer Skandal, dass in unserer reichen Gesellschaft Menschen verarmen, weil sie pflegebedürftig sind. Gerne wird man die Kosten für eine gute Pflege bezahlen, aber dass sich Investoren an der Not ihrer Mitbürger bereichern, ist einer sozialen Gesellschaft nicht würdig.
Alten- und Pflegeheime sind keine Pfründe für Geldanleger! So wie die notwendigen Immobilien für Vorschul- und Schulkinder eine Selbstverständlichkeit sind, sollte sich die Gesellschaft für kostendeckende, aber nicht gewinnbringende Unterbringung für Senioren einsetzen. Diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe an private Unternehmen abzutreten ist unsozial.
Ja, Herr Spahn, hier heißt es handeln!
Rot an der Rot
Es hat nicht geschadet
Zu „Eisenmann will Mundart retten“(19.8.):
Im Raum Hannover bin ich gleich dreisprachig aufgewachsen: Schriftdeutsch - Hannoverdeutsch und bei der Oma auch sächsische Mundart. Und es hat mir nie geschadet, sondern sogar geholfen, später akzentfrei Englisch zu sprechen und ein paar britische Mundarten zu verstehen und ein wenig zu sprechen. Die Mär vom Hochdeutsch in Hannover ist wirklich nicht ganz zutreffend. Dort sprechen gebürtige Hannoveraner oft eine ganz eigene Variante vom Schriftdeutsch.
Biberach