Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Regen-Lotterie im Sommer
In einer zu trockenen Jahreszeit fiel der Niederschlag regional sehr unterschiedlich aus
RAVENSBURG - Der Sommer in der Region war warm und sonnenreich. Dieses Fazit fällt Roland Roth von der Wetterwarte Süd in Bad Schussenried. „Allerdings mit extrem unterschiedlichen Regenverteilungen“, sagt er und ergänzt: „Das habe ich in anderen Jahren selten so gesehen.“
Dass es im Sommer durch starke Regenfälle und Gewitter regionale Unterschiede gebe, „das ist ganz normal“, sagt Roth. Allerdings nicht so gehäuft und penetrant wie in diesem Sommer.
Der Grund: „Häufig befindet sich die Luftmassengrenze an den Alpen“, so Roth. Deswegen habe es am östlichen Bodensee, im Allgäu und im südöstlichen Oberschwaben in diesem Jahr deutlich mehr geregnet als etwa in den Regionen Tuttlingen, Baar, West-Alb und dem oberen Neckarraum. „In manchen Regionen war es deutlich zu trocken“, sagt Roland Roth.
Das kann Wilhelm Schöndienst bestätigen. Er ist Vorsitzender des Kreisbauernverbands Tuttlingen. „Der südliche Teil von Tuttlingen hat noch genügend Regen abbekommen“, sagt er. Richtung Trossingen, nördlich der Donau sei es aber wesentlich trockener gewesen. „Für das Getreide hat das ausgereicht. Wir hatten nur eine leicht unterdurchschnittliche Ernte“, sagt Schöndienst.
Die Trockenheit hat den Landwirten in der Region schon in den beiden vergangenen Hitze-Sommern Probleme bereitet. Vor allem für Grünland und Wälder habe es zu wenig geregnet, erklärt der Kreisvorsitzende. Vielen Bauern würde mindestens ein Schnitt ihrer Grasernte fehlen.
Gerhard Glaser vom Landesbauernverband bestätigt ebenfalls, dass der Sommer von Trockenheit geprägt war. Für das Getreidewachstum habe das Wasser in den meisten Gegenden aber meistens ausgereicht. „Bei uns gab es regional Ecken, wo es zu trocken war“, sagt
Glaser, der auch Kreisvorsitzender des Bauernverbands Biberach-Sigmaringen ist. Auffällig sind für ihn lokale Unterschiede beim Niederschlag: „Da lagen teilweise zwei, drei Kilometer zwischen reichlich Regen und wenig Regen.“
Bisher sei die Ernte dennoch überdurchschnittlich erfolgreich. „Es sieht ganz gut aus.“Glaser ist vor allem zufrieden mit dem Wetter der vergangenen Wochen. „Für die Ernte war es richtig gut. Wir hatten immer wieder lange Strecken, in denen es schön heiß und trocken war.“
Zuletzt habe es noch Temperaturen von mehr als 30 Grad gegeben, dann kam das abrupte Sommerende mit Temperaturen von etwas mehr als zehn Grad und Regen, sagt Roland Roth von der Wetterwarte Süd. „Das ist typisch für Ende August. Damit ist der Hochsommer endgültig vorbei, der kommt nicht wieder.“
Ab Mitte der Woche erwartet Roth dann weniger Regen in der Region. Es soll nur noch vereinzelt zu Schauern kommen. „Ab Donnerstag geht’s dann definitiv bergauf. Zum Wochenende hin sind wieder 25 Grad möglich“, sagt er.
Trotzdem seien jetzt im Spätsommer in der Spitze immer noch Temperaturen von 25 Grad und mehr möglich. Ganz abhaken muss man einzelne Sommertage laut Roth also noch nicht.
Im Gegenteil: „Das ist auch das Wetter, das viele schätzen, weil dann die Hitzebelastung nicht mehr so groß ist.“
Ist also noch Baden im Bodensee drin? Roth sagt: „Der See hat sich mittlerweile stark abgekühlt. Und die Leute sind heute nicht mehr so abgehärtet wie früher.“Doch auch in den Nächten merke man jetzt den herannahenden Herbst, es wird deutlich kühler.