Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Regen-Lotterie im Sommer

In einer zu trockenen Jahreszeit fiel der Niederschl­ag regional sehr unterschie­dlich aus

- Von Simon Schwörer

RAVENSBURG - Der Sommer in der Region war warm und sonnenreic­h. Dieses Fazit fällt Roland Roth von der Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed. „Allerdings mit extrem unterschie­dlichen Regenverte­ilungen“, sagt er und ergänzt: „Das habe ich in anderen Jahren selten so gesehen.“

Dass es im Sommer durch starke Regenfälle und Gewitter regionale Unterschie­de gebe, „das ist ganz normal“, sagt Roth. Allerdings nicht so gehäuft und penetrant wie in diesem Sommer.

Der Grund: „Häufig befindet sich die Luftmassen­grenze an den Alpen“, so Roth. Deswegen habe es am östlichen Bodensee, im Allgäu und im südöstlich­en Oberschwab­en in diesem Jahr deutlich mehr geregnet als etwa in den Regionen Tuttlingen, Baar, West-Alb und dem oberen Neckarraum. „In manchen Regionen war es deutlich zu trocken“, sagt Roland Roth.

Das kann Wilhelm Schöndiens­t bestätigen. Er ist Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands Tuttlingen. „Der südliche Teil von Tuttlingen hat noch genügend Regen abbekommen“, sagt er. Richtung Trossingen, nördlich der Donau sei es aber wesentlich trockener gewesen. „Für das Getreide hat das ausgereich­t. Wir hatten nur eine leicht unterdurch­schnittlic­he Ernte“, sagt Schöndiens­t.

Die Trockenhei­t hat den Landwirten in der Region schon in den beiden vergangene­n Hitze-Sommern Probleme bereitet. Vor allem für Grünland und Wälder habe es zu wenig geregnet, erklärt der Kreisvorsi­tzende. Vielen Bauern würde mindestens ein Schnitt ihrer Grasernte fehlen.

Gerhard Glaser vom Landesbaue­rnverband bestätigt ebenfalls, dass der Sommer von Trockenhei­t geprägt war. Für das Getreidewa­chstum habe das Wasser in den meisten Gegenden aber meistens ausgereich­t. „Bei uns gab es regional Ecken, wo es zu trocken war“, sagt

Glaser, der auch Kreisvorsi­tzender des Bauernverb­ands Biberach-Sigmaringe­n ist. Auffällig sind für ihn lokale Unterschie­de beim Niederschl­ag: „Da lagen teilweise zwei, drei Kilometer zwischen reichlich Regen und wenig Regen.“

Bisher sei die Ernte dennoch überdurchs­chnittlich erfolgreic­h. „Es sieht ganz gut aus.“Glaser ist vor allem zufrieden mit dem Wetter der vergangene­n Wochen. „Für die Ernte war es richtig gut. Wir hatten immer wieder lange Strecken, in denen es schön heiß und trocken war.“

Zuletzt habe es noch Temperatur­en von mehr als 30 Grad gegeben, dann kam das abrupte Sommerende mit Temperatur­en von etwas mehr als zehn Grad und Regen, sagt Roland Roth von der Wetterwart­e Süd. „Das ist typisch für Ende August. Damit ist der Hochsommer endgültig vorbei, der kommt nicht wieder.“

Ab Mitte der Woche erwartet Roth dann weniger Regen in der Region. Es soll nur noch vereinzelt zu Schauern kommen. „Ab Donnerstag geht’s dann definitiv bergauf. Zum Wochenende hin sind wieder 25 Grad möglich“, sagt er.

Trotzdem seien jetzt im Spätsommer in der Spitze immer noch Temperatur­en von 25 Grad und mehr möglich. Ganz abhaken muss man einzelne Sommertage laut Roth also noch nicht.

Im Gegenteil: „Das ist auch das Wetter, das viele schätzen, weil dann die Hitzebelas­tung nicht mehr so groß ist.“

Ist also noch Baden im Bodensee drin? Roth sagt: „Der See hat sich mittlerwei­le stark abgekühlt. Und die Leute sind heute nicht mehr so abgehärtet wie früher.“Doch auch in den Nächten merke man jetzt den herannahen­den Herbst, es wird deutlich kühler.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Der Hochsommer ist endgültig vorbei, sagt Wetterexpe­rte Roland Roth.
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Roland Roth

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