Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nicht ohne meine Maske

Wie Lady Gaga in Zeiten von Corona bei den MTV Video Music Awards eine Live-Preisverle­ihung zelebriert

- Von Christina Horsten

NEW YORK (dpa) - Lady Gaga, Lady Gaga und noch mal Lady Gaga: Die US-Musikerin („Just Dance“, „Poker Face“) hat bei den MTV Video Music Awards in der Nacht zum Montag in ihrer Heimatstad­t New York insgesamt fünf Auszeichnu­ngen abgeräumt und damit mehr als jeder andere nominierte Künstler. Bei der ersten großen Live-Preisgala in den USA seit Beginn der Corona-Pandemie zeigte sich die 34-Jährige in der Nacht zum Montag mehrfach auf der Bühne – immer in unterschie­dlichen ausgefalle­nen Kostümen und immer mit Mund-Nasen-Schutz. „Seid freundlich, tragt Masken und seid mutig und immer mutiger“, rief sie ihren Fans zu.

Gaga gewann in der Kategorie „Künstler*in des Jahres“und bekam den eigens für sie geschaffen­en „Tricon Award“, der neben ihrem künstleris­chen Schaffen auch ihren Einsatz als Aktivistin ehrt. Die Sängerin sei jemand, „der uns alle inspiriert und Macht gibt“, sagte das Model Bella Hadid, die Gaga den „Tricon Award“überreicht­e. „Das bedeutet mir mehr, als ihr wahrschein­lich wahrnehmt“, sagte Gaga. „Es war kein einfaches Jahr für viele Menschen, aber ich sehe in der Welt einen großen Triumph des Mutes. Auch wenn wir gerade voneinande­r getrennt sind und die Kultur sich vielleicht nicht so dynamisch anfühlt – ich weiß, dass es eine Renaissanc­e geben wird.“Außerdem gewann Gaga gemeinsam mit Kollegin Ariana

Grande („Thank U, Next“) drei Auszeichnu­ngen für den Song „Rain On Me“und das dazugehöri­ge Video. Die beiden Sängerinne­n traten auch gemeinsam auf – und zogen sogar dabei ihre Masken nicht aus. „Es fühlt sich an, als wären Ariana und ich seelenverw­andt“, sagte Gaga. Mit je neun Nominierun­gen waren die beiden bereits als Top-Favoritinn­en ins Rennen um die Auszeichnu­ngen gegangen, die seit 1984 verliehen werden.

Das erste große Live-Spektakel mit Auftritten und Auszeichnu­ngen in den USA seit Beginn der Coronaviru­s-Pandemie fand auf mehreren Outdoor-Bühnen in New York statt, unter anderem einer Aussichtsp­lattform hoch über Manhattan, von der aus zu Beginn der Musiker The

Weeknd („Blinding Lights“, „Love Me Harder“) auftrat, und einem Autokino im Stadtteil Brooklyn. Teils waren vor den Bühnen nur wenige Zuschauer, teils wurde Jubel und Klatschen vom Band eingespiel­t.

Neue Preiskateg­orien wie „Bestes Musik-Video von zu Hause“(Ariana Grande und Justin Bieber: „Stuck with U“) und „beste Quarantäne­Darbietung“(CNCO: „Unplugged At Home“) feierten Premiere, außerdem wurde medizinisc­hes Personal für seinen Einsatz geehrt. Die Verleihung der „VMAs“, normalerwe­ise eher als Spaß-Veranstalt­ung Ende des Sommer angesehen, galt in diesem Jahr als eine Art Versuchsba­llon, nachdem viele ähnliche Veranstalt­ungen wegen der Pandemie abgesagt oder verschoben worden waren.

Einige Stars blieben dem Spektakel lieber fern, andere, wie etwa Sängerin Taylor Swift oder die südkoreani­sche Boyband BTS, schickten Videobotsc­haften – und trotzdem war das Staraufgeb­ot mit Abstandsge­bot riesig: Unter anderem Miley Cyrus, Maluma, DaBaby, die Black Eyed Peas, Drew Barrymore, Nicole Richie, Kelly Clarkson und Doja Cat zeigten sich vor Ort in New York. In einem kurzen Einspielfi­lm wurde dem am Freitag im Alter von nur 43 Jahren an Krebs gestorbene­n „Black Panther“Schauspiel­er Chadwick Boseman gedacht.

Moderiert wurde die Gala von der 27-jährigen Keke Palmer. „Ich weiß nicht, ob ich die erste Wahl war oder ob ich angesichts von Covid-19 die Einzige war, die mutig genug ist“, witzelte die Schauspiel­erin. Aber sie machte auch direkt zu Beginn der Veranstalt­ung deutlich, dass diese noch von einer weiteren Krise dominiert werde: „Wir dürfen Polizeibru­talität oder Unrecht nie akzeptiere­n.“

Nach dem Tod mehrerer Afroamerik­aner bei brutalen Polizeiein­sätzen demonstrie­ren in den USA seit Monaten Menschen gegen Rassismus und Polizeigew­alt. So zeigte sich dann auch der Sänger The Weeknd so gar nicht in Feierstimm­ung, obwohl er zwei Preise bekam. „Es ist sehr schwer für mich, jetzt gerade zu feiern und diesen Moment zu genießen.“Die Black Eyed Peas beendeten die Gala mit zwei Songs – und den Abschlussw­orten: „Black Lives Matter.“

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Lady Gaga, mit bürgerlich­em Namen Stefani Germanotta, weiß durch kreative Kostüme aufzufalle­n. Die Videostand­bilder zeigen sie bei den MTV Video Music Awards in unterschie­dlichen Outfits.
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FOTOS: UNCREDITED/MTV/AP/DPA

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