Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
So gelingen Blumensträuße aus dem eigenen Beet
Warum sich Klatschmohn und Butterblümchen nicht für Dekorationen im Innenraum eignen
BERLIN/GELSENKIRCHEN (dpa) - Ist es mal wieder Zeit für einen Blumenstrauß? Floristen erklären, wie man Sommerblumen seines eigenen Gartens zusammenstellt.
„Anfängern rate ich zu robusteren Sorten wie Dahlien, Hortensien, Rosen und Nelken. Die haben relativ starke Stiele, die so manchen festeren Griff verzeihen“, sagt die Floristin Jil Berner aus Berlin. Je zierlicher der Stil, desto sensibler und schwerer zu verarbeiten ist die Blume.
„Manche Blüten aus dem Garten eignen sich überhaupt nicht als Schnittblume“, ergänzt Viola Fink vom Fachverband Deutscher Floristen in Gelsenkirchen. „Es gibt Sorten, die nur eine geringe Haltbarkeit haben, wie zum Beispiel der Klatschmohn oder das Butterblümchen. Die sind nichts für die Vase.“Dafür findet sich vieles andere im Garten, was einen Strauß besonders lebendig machen kann. „Gräser, kleine Äste, frische Apfel- und Kirschblütenzweige, aber auch Trockenblumen bilden einen interessanten Mix mit frischen Blumen“, sagt Berner.
Gartenblumen wie Hortensien oder Dahlien lassen sich auch trocknen, indem man sie kopfüber für eine Zeit lang aufhängt. „Die verschiedenen Materialien verleihen dem Strauß eine Natürlichkeit, wie sie der Garten selbst auch ausstrahlt“, findet die Floristin.
Die Blumen einfach nur in die Vase zu stellen, fördert unter Umständen ihre Welke. Der wichtigste Rat lautet daher, die Blätter weitgehend von den Stielen zu entfernen – auch damit die Pflanze mehr Kraft in die Versorgung der Blüten steckt.
Diese Blätter wären ohnehin kein gutes Grünmaterial für die Kombination mit den Blumen im Strauß. Dekorativer ist Bindegrün, das locker und voluminös ist und dem Strauß seine Fülle verleiht. Floristen nutzen dafür etwa Schleierkraut, Frauenmantel oder Silberraute – auch sie lassen sich im Garten gut anbauen. „Im Frühjahr ist Flieder sehr beliebt, er ist eine Mischung aus Blume und Füllgrün“, ergänzt Berner.
„Wir empfehlen eine saubere Vase mit frischem Wasser, ein scharfes Messer und ein Stück Bast oder Bindeband,
um die Blumen zu einem Bund zu verbinden“, zählt Fink auf, was man für einen Blumenstrauß mit floristischem Anspruch bereithalten sollte. Frisch aus dem Garten geholt, sollten Blumen und Schnittgrün erst einmal für ein bis zwei Stunden ins Wasser gestellt werden, damit sie genügend davon für den Bindevorgang speichern können.
Damit das Binden dann zügig von der Hand gehen kann, empfiehlt es sich, die verschiedenen Blütenarten bündelweise auf dem Tisch anzuordnen. So kann man einfacher und schneller zu dem Bestandteil greifen, der im nächsten Schritt in den Strauß soll – das Vorgehen sieht man mitunter auch bei Floristen am Werktisch.
„Die andere Hand hält den entstehenden Strauß fest“, beschreibt Berner das Prozedere. „Die Stiele werden jeweils x-förmig aneinandergelegt, wobei der Strauß bei jedem neuen Stiel leicht gedreht wird. So entsteht im Laufe der Zeit eine runde Straußform, die am Ende mit einem Blumenkrepp oder Bindeband zusammengebunden wird.“Ihr Rat: Neben den eigentlichen Blumen mit Hingucker-Effekt wie Rosen können ab und zu auch filigranere Blüten oder Gräser in den Strauß integriert werden, „um tolle Akzente zu setzen“. Die Herausforderung bei dieser Bindetechnik ist, dass ein großer Strauß mit der Zeit immer schwerer wird. Und er nimmt erst nach und nach Gestalt an. „Man braucht Kraft und ein gutes Gespür für Farben und Formen“, erklärt Berner. „Einen kleinen oder mittelgroßen Strauß bekommen Anfänger aber hin.“
Aber man muss auch sagen: Das Handwerk des Floristen ist ein Lehrberuf, man darf als Laie also an sich selbst nicht zu hohe Ansprüche haben. „Es wird in den Sträußen mit Farben, Gruppierungen, Freiräumen und dem bewussten Einsatz des Werkstoffes gearbeitet“, sagt Fink. „Die Fachleute kombinieren Blüten und Blumen, die eine fünf- bis siebentägige Haltbarkeit haben.“
Aber Berner motiviert auch: „Selbst wenn Sie es zunächst nicht schaffen, den Strauß vollkommen fachgerecht zu gestalten, kann das Ergebnis durchaus ansehnlich sein. Je mehr Übung dazu kommt, desto besser wird es.“