Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rückenwind für Bürgerinitiative
Wie geht es weiter mit Grünkrauts Ortsmitte? – Erste Auswertungen der Fragebogenaktion
GRÜNKRAUT - Wie geht es weiter mit Grünkrauts Ortsmitte? Die Frage treibt die Gemeinde um. Denn geht es nach dem Willen der Gemeindeverwaltung, werden Feuerwehrhaus und Bauhofgebäude abgerissen, damit an dieser Stelle ein Zentrum für Altenpflege gebaut werden kann. Eine Chance, wie es die Befürworter nennen. Doch gegen diese Pläne regt sich seit geraumer Zeit Widerstand, der nach dem Ergebnis einer Fragebogenaktion der Bürgerinitiative „Hände weg vom Grünkrauter Gemeindezentrum“jetzt auch in Zahlen messbar ist.
Insgesamt 405 Personen haben mit Klarnamen bei der Aktion der Bürgerinitiative mitgemacht. Die Initiative setzt sich dafür ein, dass die Ortsmitte erhalten bleibt und die Gebäude von Feuerwehr und Bauhof erhalten werden.
Die Mehrheit bei der Umfrage stimmte für die Ansichten der Gruppe. Dass Bauhof und Feuerwehrhaus im Ortszentrum erhalten werden sollen, befürworteten 391 Personen, 10 waren dagegen. Dass Bauhof und Feuerwehrhaus so umgebaut werden sollen, dass beide Gebäude für die
Feuerwehr genutzt werden können, finden 378 gut und 27 nicht. Außerdem sehen 380 zu 17 der Teilnehmer das „Zentrum für Pflege und betreutes Wohnen“auf dem Grundstück Brühlacker bei der Festhalle als geeignet an.
Die Diskrepanz bei den Zahlen komme daher, dass nicht alle Teilnehmer alle Fragen beantwortet haben, erklärt Toni Steinle, der zusammen mit Josef Merk die Fragebogenaktion initiiert hat. Außerdem hätten mehr Personen an der Umfrage teilgenommen. Anonyme Stimmen hätten sie aber nicht gezählt. „Die Namen aller 405 Teilnehmer sind gesichert. Teilweise haben wir die Personen auch noch angerufen, um uns zu vergewissern, dass es auch diese Personen waren“, berichtet Steinle.
Die Bürgerinitiative sieht sich als in ihren Ansichten bestätigt und hat jetzt durch die Umfrage Rückenwind erfahren. „Das Ergebnis ist doch sehr beachtlich. Am Freitag haben wir das Ergebnis der Gemeinde übergeben. Der Ball ist jetzt wieder bei der Gemeinde und beim Gemeinderat. Wir hoffen jetzt, dass der Kurs geändert wird und wir ins Gespräch kommen können“, sagt Toni Steinle. Das Ergebnis würde widerspiegeln, was er und auch seine Mitstreiter im persönlichen Gespräch erfahren haben.
Auch die Gemeinde Grünkraut hat mit einer Fragebogenaktion die Meinung der Bürgerinnen und Bürger zum Bauvorhaben abgefragt. So hatte es der Gemeinderat in einer Sitzung im Juli entschieden. Wie auch die Aktion der Bürgerinitiative hatte auch die der Gemeinde als Abgabeschluss den 25. August. Wie bei der Gemeindeverwaltung Grünkraut zu erfahren ist, haben bei der gemeindeeigenen Aktion 240 Personen mitgemacht. Eine Auswertung des Ergebnisses steht noch aus. Auf eine Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“war Bürgermeister Holger Lehr nicht zu erreichen, der sich gerade im Urlaub befindet.
Allerdings gab es einen Unterschied bei den Fragebogenaktionen: Die Bürgerinitiative hat ihre Fragebögen in der ganzen Gemeinde in den Briefkästen verteilt. Wer bei der Fragebogenaktion der Gemeinde mitmachen wollte, musste sich den vom Planungsbüro Sieber gestalteten 14-seitigen Bogen auf dem Rathaus abholen oder von der Internetseite herunterladen. „Wir haben oft gehört, dass dieser Fragebogen zu kompliziert war“, sagt Steinle.
Um was geht es in Grünkraut? Die Gemeinden Grünkraut und Bodnegg haben sich entschieden, in der Pflege neue Wege zu gehen und ein gemeinsames „Zentrum für Pflege und betreutes Wohnen“zu bauen. Der Grund: Alleine fällt es insbesondere kleinen Kommunen schwer, einen Betreiber für ein solches Projekt zu finden. Der Plan ging auf, die Gemeinde bekam Bewerbungen von potenziellen Betreibern und der Gemeinderat hat sich letztlich für das Konzept der „Stiftung Bruderhaus Ravensburg“entschieden.
Die Gemeindeverwaltung Grünkraut favorisiert die Ortsmitte als Standort für eine solche Einrichtung, dazu müssten allerdings sowohl Bauhof als auch Feuerwehrhaus abgerissen werden. Die Bürgerinitiative kritisiert das. Sie wünscht sich einen anderen Standort für das Pflegezentrum, damit die Fläche für die Zukunft freigehalten wird. Außerdem soll so die noch recht junge Bausubstanz von 1992 erhalten, und die Gebäude so umgebaut werden, damit beide Gebäude zusammen als Feuerwehrhaus genutzt werden können. Denn tatsächlich ist das bisherige Feuerwehrhaus zu klein geworden und müsste modernisiert werden.