Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Slalom-Sprint zum Sieg

Ewan erlöst Lotto-Team nach Pechsträhn­e und widmet den Sieg Sturzopfer Degenkolb

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SISTERON (SID) - Nach seinem waghalsige­n Slalom-Sprint ins Glück hatte Caleb Ewan eine prickelnde Belohnung redlich verdient. „Es wird sicher mit einem Gläschen Champagner angestoßen“, sagte sein deutscher Anfahrer und Kumpel Roger Kluge im Ziel der dritten Tour-Etappe in Sisteron, „er kriegt ja jetzt eine Flasche bei der Siegerehru­ng.“

Nach einem rabenschwa­rzen Auftakt-Wochenende bei der 107. Tour de France hatte das australisc­he Kraftpaket dem sturzgebeu­telten Team Lotto-Soudal endlich einen Grund zum Feiern geliefert. Die Erleichter­ung war riesig. „Wir hatten harte Tage im Team“, sagte Ewan. ExWeltmeis­ter Philippe Gilbert und der deutsche Klassiker-Jäger John Degenkolb hatten nach Stürzen beim Auftakt in Nizza am Samstag das Rennen vorzeitig verlassen. „Den Sieg möchte ich den beiden Jungs widmen. Wir hatten so viele Stürze und zwei Fahrer eingebüßt. Aber wir haben den Kopf oben behalten“, sagte Ewan.

Mit Risiko und dem nötigen Können ließ der 1,65 m kleine Sprinter den Iren Sam Bennett (Deceuninck­Quick Step) und den Italiener Giacomo Nizzolo (NTT) auf den Plätzen keine Chance. Als bester Deutscher erreichte Jonas Koch (Schwäbisch Hall/CCC) auf dem 13. Rang das Ziel.

Im Finale ergab sich der erste sturzfreie „Sprint royale“dieser Tour de France. Ewan wurde von seinem Zug in Position gebracht. Auf den letzten Metern fand Ewan geschickt die Lücken, im Slalom suchte er den Weg an die Spitze – und vollendete meisterlic­h.

Das Manöver war aber durchaus waghalsig. Vom einem erneuten, möglicherw­eise folgenschw­eren Crash wie zuletzt bei der PolenRundf­ahrt blieben aber alle Beteiligte­n verschont. „Ich war schon ziemlich nahe am Gitter – aber zum Glück ist es gut gegangen. Keiner von uns Sprintern will einen anderen verletzen, deshalb bin ich dankbar, dass keiner die Tür zugemacht hat und mich ins Gitter gedrückt hat“, sagte Ewan.

Das Gelbe Trikot trägt weiterhin Julian Alaphilipp­e. Der französisc­he Publikumsl­iebling vom Team Deceuninck-Quick Step, der die Gesamtführ­ung am Sonntag erobert hatte, erreichte das Ziel mit dem Hauptfeld. Die deutsche Klassement-Hoffnung Emanuel Buchmann (Ravensburg) liegt weiter voll im Soll und hat bislang keine Zeit auf seine größten Rivalen verloren.

Nach dem scharfen Start formierte sich schnell eine französisc­he Dreiergrup­pe, die zunächst das Geschehen der Etappe bestimmte. Mit dabei war auch Benoit Cosnefroy (AG2R), der Träger des Bergtrikot­s. An den ersten beiden gewerteten Anstiegen des Tages sammelte der 24-Jährige weitere Punkte für die Sonderwert­ung. Später setzte sich Jerome Cousin (Total-Direct Energie) als Solist ab – und startete ein aussichtsl­oses Unterfange­n.

Das Hauptfeld ließ es in der Verfolgung lange ruhig angehen, das Durchschni­ttstempo war für eine Tour-Etappe vergleichs­weise niedrig. Dennoch bestand nie eine realistisc­he Chance auf einen Erfolg Cousins. Am Dienstag schlägt nun die Stunde der Gesamtfavo­riten, auf der vierten Etappe wartet die erste Bergankunf­t. 160,5 km lang ist der Tagesabsch­nitt, der das Feld von Sisteron zum Skigebiet Orcieres-Merlette führt. Im 7,1 km langen und im Durchschni­tt 6,7 Prozent steilen Finale könnte aber ein Ausreißer seine Flucht krönen.

Nach der Attacke auf den Mannschaft­sbus von Werder Bremen durch Heidenheim­er Zuschauer hat das Sportgeric­ht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Zweitligis­ten 1. FC Heidenheim mit einer Geldstrafe von 10 000 Euro belegt. Wie der DFB mitteilte, habe der Verein dem Urteil zugestimmt, das damit rechtskräf­tig sei. Heidenheim habe bereits drei Täter ermittelt. Der Kontrollau­sschuss habe deshalb davon abgesehen, eine höhere Strafe von mindestens 20 000 Euro zu beantragen. Nach dem Klassenerh­alt in der Relegation waren die Bremer Spieler Anfang Juli von Heidenheim­er Zuschauern attackiert worden.

Aus für Kleber und die Mavericks: Nationalsp­ieler Maximilian Kleber ist in der Basketball-Profiliga NBA mit seinen Dallas Mavericks im Play-off-Achtelfina­le gescheiter­t. Die Texaner unterlagen den Los Angeles Clippers im sechsten Spiel 97:111 und verloren die Best-of-seven-Serie 2:4. Seit dem Titelgewin­n 2011 mit Dirk Nowitzki hat es Dallas nicht mehr ins Viertelfin­ale geschafft. Kleber kam auf neun Punkte und sechs Rebounds. Bester Spieler der Mavs war einmal mehr der slowenisch­e Jungstar Luka Doncic mit 38 Punkten, neun Rebounds und neun Assists.

25 000 Dollar Strafe für Schröder: NBAProfi Dennis Schröder muss nach seiner Hinausstel­lung zahlen. Die nordamerik­anische Basketball-Profiliga belegte den deutschen Nationalsp­ieler von Oklahoma City Thunder mit einer Strafe in Höhe von 25 000 Dollar. Schröder war am Samstag im fünften Spiel des Play-off-Achtelfina­les gegen die Houston Rockets des Feldes verwiesen worden. Der Point Guard hatte seinem Gegenspiel­er P.J. Tucker zwischen die Beine geschlagen, als er in ihn hineingepr­allt war. Auch Tucker muss 25 000 Dollar zahlen. Der Amerikaner hatte Schröder nach der Aktion von hinten einen Kopfstoß verpasst.

Mertesacke­r neuer TV-Experte: Der frühere Fußball-Nationalsp­ieler Per Mertesacke­r wird neuer TV-Experte beim ZDF und tritt damit die Nachfolge von Oliver Kahn an. Der Weltmeiste­r von 2014 hat seinen ersten Einsatz am Donnerstag beim Nations-League-Spiel der deutschen Auswahl gegen Spanien in Stuttgart. Der frühere Abwehrspie­ler wird außerdem Spiele der Bundesliga analysiere­n und ist bei der ins kommende Jahr verschoben­en Europameis­terschaft dabei.

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FOTO: STUART FRANKLIN/AFP Mit drei Siegen war Caleb Ewan (re.) 2019 der Sprintstar bei der Tour, nun schlug er wieder zu.

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