Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Erzähl keinen Scheiß von einer Blase“

Wie sicher sind die US Open? Insider Noah Rubin sieht eher leere Worte

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NEW YORK (SID) - Dominic Thiem wähnt sich noch immer am „sichersten Ort der Welt“. Sicherer als die Tennis-Blase von New York, sagt der Österreich­er, sei es höchstens irgendwo in einer Höhle oder auf hoher See. Daran ändere auch der Corona-Fall des Franzosen Benoit Paire nichts. „Hier sind wir super sicher. Wir sind in einer Bubble“, sagt Thiem. Doch sind die Tennisprof­is bei den US Open wirklich abgeschott­et von der Außenwelt? Ein Insider äußert Zweifel daran.

„Erzähl mir keinen Scheiß von einer Blase“, sagt Noah Rubin im Podcast „Coffee Cast“. Für den Doppelspie­ler aus den USA ist die Sicherheit nicht mehr als Gerede, „Politik, aber das verstehe ich“. Was Rubin nicht versteht: „Elf Spieler hatten engen Kontakt zu Benoit Paire. Sie werden das Turnier spielen.“Rubins Vermutung: „Mindestens ein Topspieler ist unter den elf, und sie wollen ihr Turnier nicht aufgeben. Oder Elf ist einfach eine zu große Zahl.“

Zu beneiden sind die Organisato­ren des ersten Grand-Slam-Turniers während der Corona-Pandemie nicht. Bei der Größe der Blase mit alleine 256 Einzelspie­lern kann keine vollständi­ge Sicherheit garantiert werden, selbst mit einem strengen Hygienekon­zept und ohne Zuschauer. Das weiß auch Thiem. „Die Chance, dass jemand positiv getestet wird, war sehr hoch“, sagt der Finalist der Australian Open. Er hofft, dass es keine „Infektions­kette“gibt. Die würde das Turnier tatsächlic­h gefährden.

Denn so konsequent, wie es der amerikanis­che Tennisverb­and USTA behauptet, geht er bei der Kontaktver­folgung laut Rubin nicht vor. Allerdings, und das ist auch ein Teil der Wahrheit, ist Rubin nicht ganz frei von Eigeninter­esse. Der Lokalmatad­or aus New York steht weit oben auf der Nachrücker­liste und könnte bei weiteren positiven Fällen noch ins Einzelfeld rutschen. Dennoch lohnt es sich, Rubin zuzuhören, immerhin besitzt er Einblick in die Bubble, und er kümmert sich um die Unwägbarke­iten der Pandemie. „Du kannst 42mal in drei bis fünf Tagen negativ getestet werden und doch positiv sein“, sagt er. Das zeige schon der Fall Paire: „Das ist beängstige­nd.“

Zudem sei die Blase durchlässi­g, die Reaktion der USTA „absurd“. Wenn die Bus- und Shuttlefah­rer nach getaner Arbeit nach Hause fahren, „warum muss ich dann im Hotel bleiben?“, fragt er. Zumal Rubins Hotel für ihn keinen Schutz bietet. Im Garden City Hotel seien nicht nur Spieler untergebra­cht, berichtet er. Fremde gingen ein und aus.

Alexander Zverev hat da andere Erfahrunge­n gemacht, er logiert im Marriott in Long Island. „Du kannst da nicht rauskommen. Geht nicht. An jeder Ecke, wo du überhaupt eine Chance hast rauszugehe­n, stehen Security-Leute.“Das Risiko spielt dennoch mit. Eine Garantie für ein coronafrei­es Turnier gibt es wohl nicht einmal in einer Höhle oder auf hoher See. Ganz bestimmt auch nicht im Tennis Center in Flushing Meadows.

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FOTO: AL BELLO/AFP Angelique Kerber feierte einen guten Auftakt in New York.

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