Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Entdeckungen in der Schmalegger Tobellandschaft
Im Rinkenburger Tobel geht es am Glastobelbach entlang
RAVENSBURG (hv) - Diesen Sommer ist alles ein bisschen anders: So manche Fernreise fällt aus, coronabedingt sind nicht alle Aktivitäten möglich. Doch auch in der Heimat lassen sich schöne Urlaubstage verbringen. Fast vor der Haustüre besitzt Ravensburg mit der vielfältigen Schmalegger Tobellandschaft eine spannende Welt mit tief eingegrabenen Bächen in den Wäldern. Eine reizvolle Wanderung ist der geruhsame Weg am Glastobelbach entlang zur Einöde Schwarzensteg. Diese ist auch geschichtsträchtig, denn man streift dabei die Standorte der ehemaligen Rinkenburg und der ehemaligen Burg Schmalegg.
Der Glastobelbach fließt durch den tief eingeschnittenen Rinkenburger Tobel. Am munter plätschernden Bach führt gerade mal ein schmaler Forstweg entlang, nur selten kommen kleine Bächlein von der Seite dazu. Es ist still, Flugzeuglärm weit weg. Der Wasserstand ist niedrig. Selten ist so ein kleiner naturbelassener Bach, der kilometerweit seinen Weg sucht, zwischen steil aufragenden Hängen.
Wir beginnen unsere Wanderung am Wanderparkplatz beim Jägerhaus und Sportplatz in Schmalegg. Geradeaus geht es hinunter zur Brücke, an der zwei Bäche sich vereinen zur Ettishofer Ach. Leider gibt es den in vielen Karten, auch im Faltblatt der Ortschaft noch eingezeichneten, schräg am Hang entlang zum Schmuckerhof hochziehenden Weg durch den Bannwald nicht mehr – der Schutz des Gebiets hat Priorität. Aufwärts wählen wir bei der Abzweigung den rechten Weg Richtung Fronhofen, gehen an der Abzweigung zum Schmuckerhof (für Familien ein lohnendes Ziel) vorbei und weiter hinauf, vorbei am arg zerzausten Naturdenkmal Königstanne, bis rechts ein
Weg zur Adelmühle weist. Wir schlagen ihn ein, biegen aber sofort wieder rechts ab und wählen bei den nächsten Abzweigungen immer den rechten Weg nach unten. Bald hören wir unterhalb Wasser fließen, erreichen den Glastobelbach, wechseln auf kleinen Stegen mehrfach die Seite.
Unterwegs wartet auf sportliche Wanderer eine Versuchung alias spannende Variante: Wie aus dem Nichts kommt von rechts ein stabiler Steg mit der Warnung vor Bruchholz im Bannwald. Hier geht es auf schmalem Pfad und vielen Stufen durch den Glastobel hinauf zum Sträßchen zum Schmuckerhof. Dort oben stand die ehemalige Rinkenburg, noch heute sind an der Straße, die herführt, zwei gewaltige Wälle erhalten, es soll die größte Fluchtburg im Oberschwaben gewesen sein.
Am Ende der sonnigen Hochfläche steht der schön hergerichtete
Schmuckerhof, Bertram Kaes’ imaginäre Kommune kauziger Tiere, denen der Spieleerfinder und Autor gerade sein zweites Buch „Schmuckerhof – Leben ist schööön“gewidmet hat. Auf einer bunten Tafel über dem Scheunentor begegnen wir seinen Tieren, der blaue Traktor Lizzy steht davor. Von dort zieht sich ein schmaler Pfad den steilen Hang hinab, überquert die Ettishofer Ach und erklimmt gleich darauf recht steil die Schmalegger Höhe. Man ist gespalten, ob man diese fast alpine Variante als Herausforderung verstehen oder doch lieber unten dem Glasbach bis zur Einöde Schwarzensteg folgen soll, schließlich ist es schade um jedes Stück am Bach, der an der Burgmühle vorbeifließt.
Geht man am Bach weiter, zeigt gleich nach der letzten Brücke vor Schwarzensteg ein Wanderwegzeichen nach rechts. Auf breitem Weg geht es ohne Erbarmen ständig steigend etwa 70 Höhenmeter bergauf. Im oberen Teil kann man einen Abstecher machen zum Schlossbühl, wo im Mittelalter die Burg Schmalegg stand.
Weiter geht’s, bis wir die ersten Häuser am Rand von Schmalegg erreichen. Rechts entdecken wir, wo der Steilaufstieg von der Ettishofer Ach herauf einmündet (mit der Warnung „mit gutem Schuhwerk“). Durch eine ruhige Wohngegend führt der Weg, den Ort streifend, zum Wanderparkplatz Jägerhaus zurück.