Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Streit um Strafen für Raser geht weiter

Grüne beharren auf Verschärfu­ng – Union und SPD plädieren für Kompromiss

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Seit Monaten ringen Bund und Länder um Strafen für zu schnelles Fahren. Am Mittwoch zeigte sich, wie verhärtet die Fronten sind: Die fünf Länder mit grünen Verkehrsmi­nistern sowie das von den Linken geführte Ministeriu­m in Thüringen wollen an den strengeren Strafen festhalten. Das sagte BadenWürtt­embergs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann, der die grüne Seite koordinier­t, in einer Telefonkon­ferenz. Zuvor hatte der Verkehrsau­sschuss des Bundesrats getagt. Die

Minister von Union und SPD hatten sich vorab auf einen anderen Kompromiss verständig­t. Wenn es Mitte September zu einer Abstimmung in der Länderkamm­er kommen sollte, wird wohl keine der Gruppen eine nötige Mehrheit haben.

Seit Jahren debattiere­n Politik, Polizei und Wissenscha­ftler darüber, ob härtere Strafen für Temposünde­r nötig sind. Ein Jahr lang haben die Verkehrspo­litiker aus Bund und Ländern an einer Reform der Straßenver­kehrsordnu­ng und des entspreche­nden Bußgeldkat­alogs gearbeitet. Der gefundene Kompromiss trat im April in Kraft. Er sah unter anderem vor, all jenen den Führersche­in zu entziehen, die innerorts mehr als 20 und außerhalb von Ortschafte­n mehr als 25 Kilometer pro Stunde zu schnell unterwegs sind. Das Bundesverk­ehrsminist­erium beging aber einen Formfehler, weshalb das Gesetz so nicht in Kraft bleiben konnte. Seit Juli gelten für Raser wieder die alten Regeln.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) und viele Bundesländ­er wollen die erneute Überarbeit­ung nun nutzen, um die Regelung wieder etwas abzuschwäc­hen. Die verschärft­e Regelung soll ausschließ­lich vor Kindergärt­en und Schulen gelten, die SPD wünscht sich das zudem vor Seniorenhe­imen.

Der Protest gegen die Verschärfu­ngen war in der Bevölkerun­g groß. Die Länder mit grünen Verkehrsmi­nistern sind trotzdem gegen eine Aufweichun­g der Vorgaben. „Ich will nicht blockieren“, sagte Südwest-Minister Hermann am Mittwoch, „aber ich habe auch keine Lust, einen mühsam gefundenen Kompromiss einfach wieder herzugeben.“Die schärferen Regeln dienten der Sicherheit im Verkehr.

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