Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Protestlerin
Frauen nehmen in der Bürgerbewegung gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko in Belarus eine herausragende Stellung ein.
gilt dabei als eines der wichtigsten Gesichter. Mit „Herz und Liebe“, aber auch mit Verstand Veränderungen erreichen – das sei das Ziel der Freiheitsbewegung, sagte die 38-Jährige. Immer wieder tritt sie unerschrocken den Sicherheitskräften gegenüber. Mit den Fingern formt sie dabei ein Herz und hält den Uniformierten entgegen: „Mit Liebe zum Sieg.“Für die Armee und die Sonderpolizei OMON hatte sie zuletzt eine Botschaft mitgebracht: „Wir werden euch auch befreien“, rief sie ihnen am Präsidentenpalast zu. Das Herz ist längst zum Symbol der Bewegung um den inhaftierten Ex-Bankenchef Viktor Babariko geworden, der ursprünglich gegen Lukaschenko bei der Präsidentenwahl am 9. August antreten wollte, aber nicht zugelassen wurde.
Kolesnikowa hat viele Jahre von Stuttgart aus internationale Kulturprojekte gemanagt und lebt seit einigen Monaten wieder dauerhaft in Minsk. Jetzt kündigte sie an, eine Partei zu gründen. Sie soll „Wmestje“heißen, zu deutsch: „Miteinander“, und den Menschen, die Veränderungen wollten, eine Basis geben. „In den vergangenen drei Monaten haben wir alle miteinander mehr geschafft als in den vergangenen 26 Jahren. Miteinander haben wir gekämpft und werden weiter kämpfen für die Freiheit und für unsere Zukunft“, sagte Kolesnikowa in einer Videobotschaft. Der Miteinander-Partei gehe es darum, Verantwortung zu übernehmen für den Aufbau einer neuen Gesellschaft. Sie sei nötig, um auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren und engagierten Bürgern eine politische Heimat zu geben. Ziel sei es, die politische, soziale und wirtschaftliche Krise im Land zu beenden. Unklar war zunächst das Programm der Partei, die nun erst eine Registrierung beantragen will. In Belarus gibt es bisher keine Parteien im üblichen Sinne mit einem starken eigenen Profil. dpa