Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nowitschok

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Sein Name klingt harmlos, doch Nowitschok (zu deutsch

gilt als einer der tödlichste­n je erfundenen Kampfstoff­e. Entwickelt wurde die Serie von Nervengift­en in den 1970er- und 1980er-Jahren von sowjetisch­en Forschern – im Geheimen, um internatio­nale Verbote zu umgehen. Der russische Chemiker Wil Mirsajanow, der 1995 in die USA auswandert­e, machte nach dem Zusammenbr­uch der Sowjetunio­n die Öffentlich­keit auf die Existenz des Nowitschok-Programms aufmerksam. Nowitschok kam auch bei dem Anschlag auf den früheren russischen Agenten Sergej Skripal im März 2018 im englischen Salisbury zum Einsatz. Skripal und seine Tochter entgingen knapp dem Tod. Eine 44-jährige Britin, die später mit dem Gift in Kontakt kam, starb daran. Zu Nowitschok sind nur wenige Details bekannt. Vermutlich besteht es aus zwei an sich ungiftigen Komponente­n, die ihre tödliche Gefahr erst beim Mischen entfalten. Es soll fünf bis zehn Mal stärker wirken als der chemische Kampfstoff VX. Mit diesem war 2017 der Halbbruder des nordkorean­ischen Machthaber­s Kim Jong-un in Malaysia ermordet worden. Nowitschok, das in Form eines extrem feinen Pulvers Verwendung findet, gelangt über Haut oder Atemwege in den Körper und führt meist binnen weniger Stunden zum Erstickung­stod. Das Gift ist nur schwer nachzuweis­en, die Überlebens­chancen sind gering. Selbst Gegenmitte­l wie Atropin können nur wenig ausrichten. (dpa/AFP)

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