Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Deutlich weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen
IHKs in Baden-Württemberg vermelden Einbruch im zweistelligen Bereich – Warum sie sich trotzdem nicht sorgen
RAVENSBURG - Die Corona-Krise hat direkte Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt. Am Dienstag und Mittwoch vermeldeten unter anderem die Industrie- und Handelskammern (IHK) Bodensee-Oberschwaben, Hochrhein-Bodensee, SchwarzwaldBaar-Heuberg, Ostwürttemberg und Ulm die aktuellen Zahlen zu den bis Ende August neu eingetragenen Ausbildungsverträgen. Dabei wird deutlich: Alle Kammern registrieren einen Rückgang bei der Anzahl der Verträge.
Die IHK Bodensee-Oberschwaben beispielsweise verzeichnete 2077 neue Ausbildungsverträge bis zum Stichtag 31. August. Dies seien 11,7 Prozent weniger als im ausbildungsstarken Jahr 2019 und vier Prozent weniger als 2018 – keine guten Zahlen, „da Fachkräfte und Azubis dringend benötigt werden“, erklärte die IHK. „Aufgrund coronabedingter Schließungen, Homeoffice und Kurzarbeit verzögerte sich der übliche Ablauf bei der Auszubildendensuche für viele Betriebe“, sagte Hauptgeschäftsführer
Peter Jany. Dennoch ist man zuversichtlich: Viele Vertragsabschlüsse kämen erst jetzt nach der Sommerpause zustande. Man rechne mit einem Nachholeffekt, sagt auch Wolf-Dieter Bauer, zuständig für den Bereich Berufliche Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer
Schwarzwald-Baar-Heuberg. „Wir sind zuversichtlich, dass sich der Ausbildungsmarkt in der ersten Phase des Ausbildungsjahres weitgehend ausgleicht.“
Bereits jetzt sei zu spüren, dass sich Betriebe und Azubis nach der zunächst wegen des Lockdowns sehr unübersichtlichen Lage wieder gesammelt haben. „Allein im August wurden 289 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen – mehr sogar als im besonders ausbildungsstarken August des Vorjahres 2019“, sagt Peter Jany für die IHK Bodensee-Oberschwaben. Im Einzelhandel habe es beispielsweise im Mai noch ein Minus von 13,3 Prozent im Vorjahresvergleich bei den Vertragsabschlüssen gegeben. Dies habe sich bis Ende August zu einem Plus von fünf Prozent gedreht.
Und auch wenn Betriebe bestimmter Branchen – die Regionaldirektion Baden-Württemberg der Arbeitsagentur nennt hier vor allem die Tourismusbranche und Gastronomie – wegen Corona keine Azubis mehr einstellen, ist das doch eher die Ausnahme. „Zahlreiche Betriebe suchen weiterhin nach Azubis“, teilt die IHK Ulm mit. Obwohl das Ausbildungsjahr traditionell am 1. September beginnt, gebe es eine weitläufige Übereinkunft von Betrieben und Berufsschulen jungen Menschen im Ausnahmejahr 2020 noch weit bis den Herbst hinein einen Ausbildungsstart zu ermöglichen.