Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Allzu schwülstig
Die Verfilmung des Jugendromans „After Truth“vergreift sich auch immer wieder im Ton
Vier Bände umfasst die „After“Reihe der US-amerikanischen Autorin Anna Todd (geboren 1989). Bei den zunächst im Internet veröffentlichten Büchern handelt es sich um eher seichte Unterhaltungsliteratur für die Instagram-Generation. Was in Buchform Erfolg hat, muss leinwandgerecht aufbereitet werden – so lauten die simpel berechneten Geschäftsmodelle des Industriefilms. Die Verfilmung des ersten Bandes, die 2019 unter dem Titel „After Passion“ins Kino kam, blieb unter den Erwartungen, darum hat man den zweiten Teil aufgepeppt.
Handelte es sich beim ersten Film eindeutig um einen Stoff für die Pubertierenden, der über wildes Geknutsche, Blümchensex und bunte Partycocktails nicht hinauskam, ist der zweite Teil „After Truth“nun mit seiner Zielgruppe gealtert und kommt deutlich härter und wilder daher. Das heißt allerdings nicht unbedingt, dass alles wirklich hart und wild ist. Im Zentrum steht die Schülerin Tessa, die zu Beginn des Films vom Ende ihrer Traumbeziehung mit Hardin immer noch arg gebeutelt ist.
Tessa fühlt sich verraten: War Hardin die ganze Zeit über ein Fremder? Zwar bittet er sie bald um Verzeihung, doch sie versucht ihm klarzumachen: „Deine Tessa gibt’s nicht mehr.“Passend zur rein kommerziellen Ausrichtung der ganzen Filmreihe heuert Tessa bei einer PR-Agentur an, dort bringt ihr neuer Arbeitskollege Trevor eine Menge Turbulenzen in die Off-on-Beziehung des vermeintlichen Traumpaares.
Eine Stärke sind die Schauspieler, einige von ihnen mit bekannten Namen: Tessa wird von Josephine Langford gespielt. Sie schafft es, zugleich herzensgut und unsicher, aber auch selbstbewusst zu wirken. Ihre schillernde große Liebe Hardin verkörpert Hero Fiennes-Tiffin, der Neffe von Ralph Fiennes. Mit Lederjacke und Tattoos macht er auf James Dean für die Generation Z – als erwachsener Zuschauer hofft man nur für die Heldin, dass sie diesen möchtegerncoolen Depp bald loswird.
Schwachpunkt sind die Dialoge, was man allenfalls mit dem miserablen Spachniveau der Buchvorlagen erklären kann – immer schwülstig, vergreifen sie sich auch immer leicht im Ton: Eine Zeile wie „Entweder du fickst mich, oder du verschwindest“ passt in dieser banalen Direktheit in keinen guten Kinofilm, erst recht nicht fürs junge Publikum.
Dabei handelt dieser zweite Teil vor allem von einem Konflikt, den viele Menschen kennen werden: Dem Konflikt, zwischen einem Menschen wählen zu müssen, der einem guttut, der aber vielleicht etwas langweilig ist, und einem anderen, von dem man weiß, dass er einem nicht guttut, aber das gewisse Etwas hat. Diese Grundfrage des Lebens, die vielleicht ganz prinzipiell auch gar nicht perfekt zu entscheiden ist, könnte die Grundlage für mehr als eine spannende Filmreihe bilden. Doch leider geht es in den „After“Filmen nicht darum, so etwas wie Lebenshilfe zu schaffen. Es geht allein ums Geschäft, und zwar zu den möglichst geringsten Kosten.