Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sorgen um das alte WLZ-Gebäude
„Bürger für Ravensburg“schlagen Alarm – Investor beschwichtigt
RAVENSBURG - Die „Bürger für Ravensburg“(BfR) machen sich Sorgen um den Zustand des historischen WLZ-Gebäudes hinter dem Ravensburger Bahnhof. Im früheren Raiffeisenlager, das im Zweiten Weltkrieg als Rot-Kreuz-Lager diente, will ein Investor ein ApartmentHotel unterbringen. Seit einiger Zeit tut sich dort allerdings nichts mehr, und die BfR-Fraktion im Gemeinderat fürchtet, das denkmalgeschützte Gebäude könnte „zusammenkrachen“. In einem Brief an Baubürgermeister Dirk Bastin äußert BfRFraktionschef Wilfried Krauss seinen Unmut darüber, dass die Stadtverwaltung zu wenig unternehme, um den Verfall des Gebäudes aufzuhalten.
„Man muss sich Sorgen machen, dass dieses denkmalgeschützte Gebäude verrottet“, schreibt Krauss in einer Mail an Bastin, die der „Schwäbischen Zeitung“in Kopie vorliegt. Er legt Beweisfotos bei, die das historische Lager tatsächlich in einem marode wirkenden Zustand zeigen. Krauss zweifelt an, dass der Eigentümer dort noch – wie geplant – ein Apartmenthotel einrichten will. Angesichts der Corona-Pandemie und der vielen anderen neuen Hotels in
Ravensburg sei das „eher unwahrscheinlich“, meint er.
„Zwischenzeitlich wird der Zustand des Gebäudes jeden Tag schlechter“, findet Krauss und fragt: „Will die Stadtverwaltung dem unkommentiert zusehen, oder hat sie diesbezüglich was unternommen? Wurde der Investor schon aufgefordert, die Auflagen des Denkmalschutzgesetzes zu erfüllen? Was hat er zwischenzeitlich getan? Viele Bürger sprechen uns auf das WLZGebäude an und sind wie wir in Sorge,
dass dieses Denkmal bald zusammenkracht.“
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“meint Investor Andreas Weishaupt jedoch, dass „aktuell keine Gefahr für das ehemalige WLZGebäude besteht und alle Sicherungsmaßnahmen zum Erhalt des Denkmals getroffen sind“. Weitere Kommentare zum Planungsstand des Projekts wolle er derzeit nicht abgeben.
Und die Stadtverwaltung? „Tatsächlich machen wir uns auch große Sorgen und können Herrn Krauss verstehen“, sagt Baubürgermeister Bastin auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Wir haben den Eigentümer mehrmals ermahnen müssen, dass er seiner Verkehrssicherungspflicht nachkommt und dafür sorgt, dass der unberechtigte Zutritt zum Gebäude unterbunden wird.“Offenbar hätten dort entweder Obdachlose oder Jugendliche in den vergangenen Monaten Schutz vor dem Wetter gesucht, Fensterscheiben eingeworfen und sonstige „ungestörten Abenteuer erlebt“.
Ein weiteres Problem sei der Wassereintritt bei Starkregen, der dann der ohnehin schon vorgeschädigten Bausubstanz weiter zusetze. „Der Eigentümer hat aber mit Protokollen dokumentiert und belegt, dass er Abhilfe geschaffen hat, um eine weitere Verschlechterung des Zustands zu vermeiden“, so Bastin.
Zum Verfahrensstand sagt er, dass die Stadt eine Baugenehmigung erteilt habe, aber noch keine Baufreigabe beantragt wurde. „Über das Warum kann ich nur spekulieren. Aber es ist ja jedem klar, dass derzeit keine gute Zeit für einen Hotelneubau ist.“
Der Eigentümer solle jetzt überlegen, welche Alternative für das Gebäude denkbar wäre. Wohnbebauung sei ausgeschlossen, da es sich um ein reines Gewerbegebiet handle. Die Stadt wolle auf jeden Fall darauf achten, dass das Kulturdenkmal erhalten bleibt.
Seit geraumer Zeit ist geplant, die 1922 erbaute, ehemalige EscherWyss-Lagerhalle an der Meersburger Brücke zu einem Hotel umzubauen. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten im Frühjahr 2016 beginnen, doch der Start wurde immer wieder verschoben. Seine besondere Bedeutung errang das Gebäude im Zweiten Weltkrieg, als es als Depot für das Rote Kreuz diente, als solches auf dem Dach deutlich sichtbar mit dem roten Kreuz gekennzeichnet war und die Stadt Ravensburg deshalb möglicherweise vor der Bombardierung bewahrte.