Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Cafés, Modeschauen und Liederabende
Ausstellung im „Schlössle“zeigt das Leben in den 50er-Jahren
WEINGARTEN (sz) - Denkt man an die Zeit des Wirtschaftswunders, erinnert man sich an Rock ’n’ Roll, Petticoats und Nierentische. Die noch bis zum 25. Oktober im Weingartener Stadtmuseum im Schlössle laufende Ausstellung „Weingarten in den 50er-Jahren“präsentiert detaillierte Einblicke in die damalige Zeit. Doch wie sah das Leben der Weingartener Bürger im Jahr 1955 aus?
Zum Tanzen traf man sich samstagabends oft im Café Himmel, wo in gemütlicher Runde auch Fußballspiele im Fernsehen gezeigt wurden. Versammlungen von Vereinen, Hochzeiten und andere besondere Veranstaltungen fanden häufig im Gasthof zum Hirsch statt, der mit seinen frisch renovierten und neu gestalteten Räumen viele Besucher anlockte. Neben den zahlreichen anderen Ausgehmöglichkeiten interessierten sich die Bürger Weingartens für Modegeschäfte: Eine besondere
Attraktion waren die gut besuchten Modeschauen im Schaufenster des Modehauses Uhlmann. Gut einkaufen konnte man auch bei Mayer-Rosa, dessen im Herbst 1955 neu eröffnetes Geschäftshaus in der Karlstraße bei den Kunden sofort großen Anklang fand. Nicht nur Mayer-Rosa, sondern auch einige weitere Geschäfte, darunter das Reformhaus Schmidt und das Textilhaus Erb, nahmen zur selben Zeit Umbauarbeiten an ihren Geschäftshäusern vor, was zur neu auflebenden Attraktivität der Fußgängerzone beitrug und gleichzeitig von steigendem Luxus zeugte.
Was gab es in Weingarten noch zu erleben? Neben den Liederabenden im Pädagogischen Institut und den Gedenkfeiern, die für die noch nicht heimgekehrten Kriegsgefangenen in der Stadthalle veranstaltet wurden, gab es das 110. Jubiläum der Seifenfabrik Hummler zu feiern. Erwähnenswerte Ereignisse sind auch das neue Löschfahrzeug der Feuerwehr sowie der 400. Geburtstag des Altdorfer Wappens, das vom damaligen deutschen Kaiser Karl V. an die Stadt verliehen wurde.
Das schon damals reichlich vorhandene sportliche Interesse bewies nicht nur das „Internationale Ringerturnier“in der Stadthalle, bei dem Teilnehmer aus der Schweiz und Österreich zu Gast waren, sondern auch das jährliche Sportfest des Pädagogischen Instituts. Die Bundesjugendspiele der Volksschule mussten 1955 aufgrund von Fällen von Kinderlähmung jedoch ausfallen.