Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tandem-Tour mit blinden Botschaftern
Euro-Tandem-Tour führt auch durch den Verwaltungsverband Altshausen
ALTSHAUSEN - Mit der Euro-Tandem-Tour macht seit Sonntag eine Gruppe von Radfahrern auf die Probleme Sehbehinderter aufmerksam. Am Dienstagnachmittag hat die Route durch den Verwaltungsverband Altshausen geführt.
14 Tandems und acht Einzelfahrer haben sich in diesem Jahr für die Tandem-Tour zusammengeschlossen. Dabei fahren sehende Piloten gemeinsam mit sehbehinderten Menschen auf Tandems rund 700 Kilometer. Los ging es am Sonntag in Stuttgart, bis nach Konstanz im Süden und Rothenburg im Norden zum Ziel in Esslingen. Ankunft soll dort am Samstag sein. Ziel der Tour ist es, Politik und Öffentlichkeit auf die Folgen einer Netzhautdegeneration aufmerksam zu machen. „Sehbehinderte
Menschen führen ein Leben im Dunkeln, in Isolation, gefühlt wie in einem Tunnel“, heißt es in einer Mitteilung. Da es weder Therapie noch Heilungschancen gebe, aber unterstützenswerte Forschungsansätze und Hoffnung auf zukünftige Heilverfahren, engagieren sich die Radfahrer. Zudem solle gezeigt werden, wie Menschen mit Behinderungen am sozialen Leben teilnehmen können, wenn man in der Gesellschaft auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Einzelnen eingehe.
In einem Konvoi mit Polizeimotorrädern und Begleitfahrzeugen erreichten die Radfahrer gegen 14.15 Uhr Altshausen und tourten Richtung Ebersbach weiter. „Bei Heiligenberg hat uns ein heftiger Wolkenbruch erwischt und den Zeitplan etwas durchkreuzt. Sonst wären wir schon früher hier gewesen. Aber absolut perfekt ist die Begleitung durch die Polizisten auf dem Motorrad“, berichtet Mitorganisator Karl-Heinz Picard bei einem kurzen Zwischenstopp. Ansonsten sei die Tour bislang ohne Stürze oder besondere Vorkommnisse verlaufen. Durch die Verspätung musste der Rest der Etappe etwas verändert und eine Pause bei der Brauerei in Bad Schussenried gestrichen werden. Denn Regenschauer begleiteten die Gruppe auch noch auf der Weiterfahrt.
Die Tour gibt es seit 1998 und findet alle zwei Jahre statt. Seit 2008 wird sie von der HEMSchwerger-Stiftung mit Unterstützung der „Aktion Mensch“organisiert. Die längste Tour gab es 2002 mit rund 1620 Kilometern. Oft gehören europäische Großstädte wie London, Wien oder Rom dazu. In diesem Jahr bleibt die Tour mit 700 Kilometern durch den süddeutschen Raum und einem verkleinerten Teilnehmerfeld überschaubarer. Neben den Radfahrern
aus Deutschland ist auch ein französisches Team dabei. „Die meisten Teilnehmer sind feste Teams, die sich kennen. Wenn es freie Plätze gibt, werden diese zum Beispiel über Fachmedien für Blinde bekannt gemacht“, sagt Picard.