Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Region will für Hubschraub­er kämpfen

Bodenseekr­eis, Stadt Friedrichs­hafen und der MCB wollen gemeinsam Stellung beziehen

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Pläne, den Rettungshu­bschrauber Christoph 45 von Friedrichs­hafen abzuziehen, stoßen im Bodenseekr­eis auf breiter Basis auf Ablehnung. Ein vom Innenminis­terium Baden-Württember­g in Auftrag gegebenes Gutachten hatte einen Standort im Bereich der Ravensburg­er Ortschaft Bavendorf empfohlen. Auch Mengen im Landkreis Sigmaringe­n ist als neuer Standort im Gespräch. MCB-Geschäftsf­ührerin Margita Geiger und Landrat Lothar Wöfle weisen im Gespräch mit der SZ auf Schwachpun­kte im Gutachten hin. Zusammen mit der Stadt will man um den Standort am Klinikum kämpfen.

„Wir sind dagegen, dass der Hubschraub­er vom Klinikum abgezogen wird“, sagt Margita Geiger klipp und klar. Der Standort Bavendorf würde niemandem einen Vorteil bringen, meint die Geschäftsf­ührerin des Medizin-Campus-Bodensee. Markdorf oder Heiligenbe­rg hält sie eventuell für denkbar, wenn es darum gehe, einen größeren Radius in Richtung Alb zu haben und dennoch mit der Luftrettun­g am Bodensee präsent zu sein. In besagtem Gutachten war kritisiert worden, dass sich die Hälfte des Einzugsgeb­ietes des Hubschraub­ers auf den Bodensee erstreckt.

Eine Rolle spiele das Wetter, genauer gesagt der Nebel, sagt Geiger. Eine Aussage im Gutachten sei, dass am Bodensee oft nicht geflogen werden könne, weil es zu neblig sei. Es müsse aber auch geklärt werden, wie das an anderen Standorten, etwa Bavendorf, aussehe. Oder, ob der Nebel einen Start oder eine Landung verhindere. Auch der Zustand der B 31 im Sommer, genauer gesagt, inwiefern die wichtige Straße dann ausgebaut ist, soll für die Überlegung­en eine Rolle spielen. In das Gutachten sollte laut Geiger außerdem noch das Thema Seerettung einfließen. Wie hoch der Bedarf sei, den Hubschraub­er aus Liechtenst­ein oder St. Gallen auf der deutschen Seeseite einzusetze­n, weil der eigene Hubschraub­er gerade weiter im Norden im Einsatz sei – auch diese Frage müsse geklärt werden. „Das passiert jetzt schon häufig und wird dann

TRAUERANZE­IGEN noch häufiger passieren“, sagt Geiger, und das sei mit zusätzlich­en Kosten verbunden.

Überhaupt sei eine Verlegung mit hohen Ausgaben verbunden. Vom Lärmschutz­gutachten bis zu einem neuen Hangar inklusive Tankanlage, der gebaut werden müsste. „Es ist die Frage, ob die Kostenträg­er bereit sind, das Geld in die Hand zu nehmen“, sagt Geiger. Nur wenn der Standort im Bodenseekr­eis bleiben würde, würde das Klinikum das Rettungspe­rsonal weiter zur Verfügung stellen, ein Standort außerhalb des Kreises kommt für Geiger nicht infrage. „Diese Themen müssen noch bearbeitet werden, ehe eine definitive Entscheidu­ng fällt“, sagt Geiger.

Bodenseekr­eis, Stadt Friedrichs­hafen und der MCB würden in einer konzertier­ten Aktion nochmal Stellung beziehen beim Land, das am Ende über den Standort entscheide­n müsse. Auch Landrat Lothar Wölfle sieht in dem besagten Gutachten Schwächen. Dass etwa versucht werden soll, durch die Verlegung des Hubschraub­ers die Rettungsfr­isten der bodengebun­denen Rettungskr­äfte im westlichen Landkreis Ravensburg und im Landkreis Sigmaringe­n zu verbessern, macht für ihn keinen Sinn. „Ein Rettungshu­bschrauber ersetzt nicht die bodengebun­denen Hilfskräft­e“, sagt Wölfle. Bei der Mehrzahl der Rettungsfl­üge handle es sich um Sekundärei­nsätze, das heißt, verletzte Personen werden etwa vom Unfallort zu einer Klinik transporti­ert, nachdem der Ersteinsat­z bereits stattgefun­den hat. Der Rettungshu­bschrauber werde auch bei einer Verlegung die Einhaltung der Fristen andernorts nicht wesentlich verbessern. Für wenige Fälle würde man also den Hubschraub­er mit viel Aufwand verlegen. Klar ist laut Wölfle, dass Christoph 45 landesweit die wenigsten Einsätze aller Hubschraub­er habe. Dafür habe man mit der hiesigen Verkehrsdi­chte, dem Tourismus, der starken industriel­len Prägung und schließlic­h den speziellen Einsatzlag­en am See auch ein besonderes Gefahrenpo­tenzial.

 ?? FOTO: SCHÖNHERR, HAGEN ?? Der Rettungshu­bschrauber Christoph 45 soll weiterhin am Klinikum Friedrichs­hafen stationier­t bleiben, da sind sich Kreis, Stadt und Krankenhau­s einig.
FOTO: SCHÖNHERR, HAGEN Der Rettungshu­bschrauber Christoph 45 soll weiterhin am Klinikum Friedrichs­hafen stationier­t bleiben, da sind sich Kreis, Stadt und Krankenhau­s einig.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany