Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auf Diebestour in Vereinsheimen
Einbrecher suchen immer wieder gezielt nach Bargeld – Jüngster Fall in Dettingen
REGION - Die Einbruchsserie in Vereinsheimen quer durch den Alb-Donau-Kreis reißt nicht ab. Die aktuellsten Fälle sind dieses Mal Vereinsheime in Dettingen, Blaubeuren und Ulm. Oft übersteigt die Summe des Einbruchsschadens das, was die Täter erbeuteten. Der Frust bei den Vereinsmitglieder sitzt oft tief.
Die SG Dettingen hat in den vergangenen Jahren extra aufgerüstet, weil immer wieder von Einbrüchen in Sportheime berichtet wurde und auch in Dettingen selbst schon vor ein paar Jahren eingebrochen wurde. Eisengitter an den Fenstern und ein großes Gitter vor der Glastür hielten die Einbrecher dieses Mal aber nicht davon ab, ins Sportheim hineinzugelangen. Ebenso wenig eine Überwachungskamera, die die Einbrecher laut dem Vorsitzenden Tobias Flohr auch heruntergerissen haben. Das Gitter vor der Tür haben die Unbekannten aus der Verankerung gerissen. Danach schlugen sie ein Fenster ein und gelangten so ins Gebäude. Auch drinnen haben die Einbrecher Türen und Gegenstände beschädigt.
Die Polizei ermittelt in dem Fall. Auch die Spurensicherung war angerückt. Dabei befinden sich in dem Sportheim laut Tobias Flohr gar keine Wertgegenstände. Nur eine Jugendkasse mit etwas Geld befand sich darin. Die SG Dettingen hat auf Facebook Fotos veröffentlicht, die das Ausmaß der Zerstörung zeigen, die die Einbrecher verursacht haben. Das ist auch als Hinweis an andere Vereine gedacht, damit die sich besser absichern können“, erklärt Tobias Flohr.
Fälle wie dieser, so scheint es, häufen sich derzeit in der Region. Die SG Altheim berichtete vergangene Woche von Diebstählen während eines Spiels ihrer zweiten Mannschaft. Unbekannte stahlen Geld aus der Umkleide der Heimmannschaft. Die Diebe öffneten die Geldbeutel einiger Spieler und entwendeten das Bargeld in Höhe von mehreren Hundert Euro. „Bei Auswärtsspielen bewahren wir normalerweise die Wertsachen gesammelt auf“, sagt Abteilungsleiter Fabian Schrade. Die Umkleide sei offen gewesen. Die Diebe hätten es ausschließlich auf Bargeld abgesehen, denn Handys hätten sie liegen gelassen. Der traurige Zufall: Im Verein ist erst vor Kurzem darüber gesprochen worden, dass momentan vermehrt Einbrüche in Sportanlagen aufgetreten seien und man auf der Hut sein soll.
Die Fälle Dettingen und Altheim bilden derzeit nur das Ende einer Fahnenstange an Einbrüchen in Vereinsheimen – oder Fällen von Vandalismus.
Im Juni beispielsweise haben Unbekannte am Vereinsheim der TSG Ehingen nichts gestohlen, dafür aber für Chaos gesorgt. Laut Angaben der Polizei beschädigten die Täter am Gollenäcker eine Bank aus Holz, entleerten einen großen Blumenkübel und hinterließen einigen Müll. Am Gebäude beschädigten sie eine Steckdose. Keine großen Kosten für die TSG, sagt Vorsitzender Roland Kuch, aber nicht minder ärgerlich.
Auch mit Einbrüchen hatte es die TSG schon zu tun. In vergangenen Monaten und Jahren sei es aber weniger geworden, erzählt Roland Kuch. Das liege zum einen daran, dass durch die damalige CoronaTeststation auf dem Volksfestplatz die Camper auf den Parkplatz am TSG-Sportheim umgezogen sind. Und es liege auch daran, dass es nichts zu holen gebe, sagt Roland Kuch. „Wir lassen da nichts drin, kein Geld, keinen Fernseher, gar nichts.“
Auch in anderen Regionen sind Einbrüche in Vereinsheime derzeit ein Thema. Jüngstes Beispiel im albdonau-Kreis: Zwischen Sonntagund Montagmittag hebelten die Täter an einer Hütte in BlaubeurenAsch ein Gitter weg und schlugen das Fenster ein. Im Inneren fanden sie Geld und mehrere Flaschen Schnaps. Weiteres Beispiel: Auf einem Vereinsgelände in Ulm wollten Täter einen Mähroboter klauen. Dazu waren sie zwischen Samstag und Montag über einen Zaun gestiegen. Vermutlich wurden sie bei der Tat gestört, denn sie flüchteten ohne Beute.
Wie meist überschreiten die Einbruchsschäden an den Gebäuden die Höhe der Beute beträchtlich. Gerade bei mehrfachen Einbrüchen sitzt der Frust bei den Vereinen oft tief, denn die Aufklärungsrate der Delikte geht meist gegen Null. So verzeichnen die Sportfreunde Kirchen drei Einbrüche in den vergangenen sechs Jahren. Anfang des Jahres schlugen zwei Einbrüche in zwei Tagen dem Fass den Boden aus. Vereinschef Harald Kiem berichtete damals, dass die Diebe sich den Drucker, den Fernseher und andere Dinge von Wert unter den Nagel gerissen haben und ärgerte sich über den hohen Sachschaden.
Der SV Westerheim musste schon drei Mal in diesem Jahr zur Polizei und einen Einbruch melden. Auch hier war die Beute im Gegensatz zum Sachschaden gering. Jetzt werde man das Haus notgedrungen in „Fort Knox“verwandeln, konstatiert Vorstandsmitglied Rainer Streletz nüchtern. Die Polizei empfiehlt generell in Vereinsheimen und Buden kein Geld aufzubewahren. Das könne man am schnellsten gegen Einbrüche tun, erklärt Wolfgang Jürgens, Pressesprecher der Polizei in Ulm. Als zweite Maßnahme könne man das Vereinsheim sicherer machen. Da bietet die polizeiliche Beratungsstelle Tipps zum Einbruchschutz an. Die Experten kommen auf Wunsch sogar persönlich vor Ort und schauen sich die Gebäude an. „Die Beratung ist kostenlos“, sagt Wolfgang Jürgens. „Wir helfen da gerne.“