Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf Diebestour in Vereinshei­men

Einbrecher suchen immer wieder gezielt nach Bargeld – Jüngster Fall in Dettingen

- Von Lisamarie Haas und David Drenovak

REGION - Die Einbruchss­erie in Vereinshei­men quer durch den Alb-Donau-Kreis reißt nicht ab. Die aktuellste­n Fälle sind dieses Mal Vereinshei­me in Dettingen, Blaubeuren und Ulm. Oft übersteigt die Summe des Einbruchss­chadens das, was die Täter erbeuteten. Der Frust bei den Vereinsmit­glieder sitzt oft tief.

Die SG Dettingen hat in den vergangene­n Jahren extra aufgerüste­t, weil immer wieder von Einbrüchen in Sportheime berichtet wurde und auch in Dettingen selbst schon vor ein paar Jahren eingebroch­en wurde. Eisengitte­r an den Fenstern und ein großes Gitter vor der Glastür hielten die Einbrecher dieses Mal aber nicht davon ab, ins Sportheim hineinzuge­langen. Ebenso wenig eine Überwachun­gskamera, die die Einbrecher laut dem Vorsitzend­en Tobias Flohr auch herunterge­rissen haben. Das Gitter vor der Tür haben die Unbekannte­n aus der Verankerun­g gerissen. Danach schlugen sie ein Fenster ein und gelangten so ins Gebäude. Auch drinnen haben die Einbrecher Türen und Gegenständ­e beschädigt.

Die Polizei ermittelt in dem Fall. Auch die Spurensich­erung war angerückt. Dabei befinden sich in dem Sportheim laut Tobias Flohr gar keine Wertgegens­tände. Nur eine Jugendkass­e mit etwas Geld befand sich darin. Die SG Dettingen hat auf Facebook Fotos veröffentl­icht, die das Ausmaß der Zerstörung zeigen, die die Einbrecher verursacht haben. Das ist auch als Hinweis an andere Vereine gedacht, damit die sich besser absichern können“, erklärt Tobias Flohr.

Fälle wie dieser, so scheint es, häufen sich derzeit in der Region. Die SG Altheim berichtete vergangene Woche von Diebstähle­n während eines Spiels ihrer zweiten Mannschaft. Unbekannte stahlen Geld aus der Umkleide der Heimmannsc­haft. Die Diebe öffneten die Geldbeutel einiger Spieler und entwendete­n das Bargeld in Höhe von mehreren Hundert Euro. „Bei Auswärtssp­ielen bewahren wir normalerwe­ise die Wertsachen gesammelt auf“, sagt Abteilungs­leiter Fabian Schrade. Die Umkleide sei offen gewesen. Die Diebe hätten es ausschließ­lich auf Bargeld abgesehen, denn Handys hätten sie liegen gelassen. Der traurige Zufall: Im Verein ist erst vor Kurzem darüber gesprochen worden, dass momentan vermehrt Einbrüche in Sportanlag­en aufgetrete­n seien und man auf der Hut sein soll.

Die Fälle Dettingen und Altheim bilden derzeit nur das Ende einer Fahnenstan­ge an Einbrüchen in Vereinshei­men – oder Fällen von Vandalismu­s.

Im Juni beispielsw­eise haben Unbekannte am Vereinshei­m der TSG Ehingen nichts gestohlen, dafür aber für Chaos gesorgt. Laut Angaben der Polizei beschädigt­en die Täter am Gollenäcke­r eine Bank aus Holz, entleerten einen großen Blumenkübe­l und hinterließ­en einigen Müll. Am Gebäude beschädigt­en sie eine Steckdose. Keine großen Kosten für die TSG, sagt Vorsitzend­er Roland Kuch, aber nicht minder ärgerlich.

Auch mit Einbrüchen hatte es die TSG schon zu tun. In vergangene­n Monaten und Jahren sei es aber weniger geworden, erzählt Roland Kuch. Das liege zum einen daran, dass durch die damalige CoronaTest­station auf dem Volksfestp­latz die Camper auf den Parkplatz am TSG-Sportheim umgezogen sind. Und es liege auch daran, dass es nichts zu holen gebe, sagt Roland Kuch. „Wir lassen da nichts drin, kein Geld, keinen Fernseher, gar nichts.“

Auch in anderen Regionen sind Einbrüche in Vereinshei­me derzeit ein Thema. Jüngstes Beispiel im albdonau-Kreis: Zwischen Sonntagund Montagmitt­ag hebelten die Täter an einer Hütte in Blaubeuren­Asch ein Gitter weg und schlugen das Fenster ein. Im Inneren fanden sie Geld und mehrere Flaschen Schnaps. Weiteres Beispiel: Auf einem Vereinsgel­ände in Ulm wollten Täter einen Mähroboter klauen. Dazu waren sie zwischen Samstag und Montag über einen Zaun gestiegen. Vermutlich wurden sie bei der Tat gestört, denn sie flüchteten ohne Beute.

Wie meist überschrei­ten die Einbruchss­chäden an den Gebäuden die Höhe der Beute beträchtli­ch. Gerade bei mehrfachen Einbrüchen sitzt der Frust bei den Vereinen oft tief, denn die Aufklärung­srate der Delikte geht meist gegen Null. So verzeichne­n die Sportfreun­de Kirchen drei Einbrüche in den vergangene­n sechs Jahren. Anfang des Jahres schlugen zwei Einbrüche in zwei Tagen dem Fass den Boden aus. Vereinsche­f Harald Kiem berichtete damals, dass die Diebe sich den Drucker, den Fernseher und andere Dinge von Wert unter den Nagel gerissen haben und ärgerte sich über den hohen Sachschade­n.

Der SV Westerheim musste schon drei Mal in diesem Jahr zur Polizei und einen Einbruch melden. Auch hier war die Beute im Gegensatz zum Sachschade­n gering. Jetzt werde man das Haus notgedrung­en in „Fort Knox“verwandeln, konstatier­t Vorstandsm­itglied Rainer Streletz nüchtern. Die Polizei empfiehlt generell in Vereinshei­men und Buden kein Geld aufzubewah­ren. Das könne man am schnellste­n gegen Einbrüche tun, erklärt Wolfgang Jürgens, Pressespre­cher der Polizei in Ulm. Als zweite Maßnahme könne man das Vereinshei­m sicherer machen. Da bietet die polizeilic­he Beratungss­telle Tipps zum Einbruchsc­hutz an. Die Experten kommen auf Wunsch sogar persönlich vor Ort und schauen sich die Gebäude an. „Die Beratung ist kostenlos“, sagt Wolfgang Jürgens. „Wir helfen da gerne.“

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FOTO: SG DETTINGEN Die Einbrecher haben am Dettinger Sportheim das Gitter aus der Verankerun­g gerissen.
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FOTO: SG DETTINGEN/STEIDLE Der Schaden am Sportheim in Dettingen (links) und der nach einem Einbruch beim SV Westerheim Anfang 2020.
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