Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hoffnungsschimmer für den Maschinenbau
Weiterhin Einbrüche bei den Auftragseingängen – Doch die Bestellflaute schwächt sich langsam ab
FRANKFURT/RAVENSBURG - Wenn man in wirtschaftlichen Dingen das Bild einer Talsohle bemüht, ist das meist keine gute Nachricht. So erleben denn auch die deutschen Maschinenbauer weiter herbe Einbrüche in ihren Auftragsbüchern: Im Juli sind die Bestellungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19 Prozent eingebrochen. Das teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Donnerstag mit. Allerdings war der Rückgang in den Vormonaten noch deutlich stärker, im Juni etwa fehlten fast ein Drittel der Bestellungen des Vorjahres (Mai: minus 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, April: minus 31 Prozent). So gesehen geht es langsam wieder bergauf.
Die Talsohle scheint durchschritten zu sein. VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers sagte zu den jüngsten Zahlen im Maschinenbau: „Es gibt Grund zur Hoffnung, dass wir bei den Aufträgen den Tiefpunkt überwunden haben, auch wenn wir im Vorjahresvergleich noch einige Zeit Minusraten sehen werden.“
Positiv zu sehen ist der Juli für den Maschinenbau auch deswegen, weil die Orderbücher im Juli 2019 prall gefüllt waren – es war der stärkste Monat des Jahres. Daher lag die Messlatte hoch. Der Aufwärtstrend aus dem Tal der Tränen deckt sich auch mit der Wirtschaftsprognose der Bundesregierung. Die hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am Dienstag nach oben korrigiert. Dabei sprach er von einer V-förmigen Entwicklung der Wirtschaftskrise, will heißen: Auf den steilen Einsturz legen wichtige Kennzahlen einen wieder raschen Anstieg der wirtschaftlichen Tätigkeit nahe.
Der Verband der deutschen Maschinenund Anlagenbauer verzeichnet für seine Mitglieder vor allem eine wieder stärker werdende Nachfrage aus dem Inland. Hier liegen die Bestellungen „nur“15 Prozent unter dem Vorjahreswert. Aus dem Ausland verbuchen die Maschinenbauer einen Rückgang der Nachfrage um 21 Prozent. Das dürfte auch daran liegen, dass die Pandemie im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland bislang vergleichsweise glimpflich verlief. In anderen Ländern – etwa den USA – grassiert sie nach wie vor stark und dämpft so die Nachfrage nach Gütern auch aus Deutschland. „Für die deutsche Exportwirtschaft gibt es noch keine Entwarnung", sagte etwa Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. „Noch immer erschweren verminderte Nachfrage, ausbleibende Investitionen, Störungen in den Lieferketten und Einschränkungen bei Geschäftsreisen die internationalen Geschäfte.“
Die Lage der Maschinenbauer bundesweit spiegelt auch die Situation
der Unternehmen im Maschinenund Anlagenbau in Baden-Württemberg wider. Auch hierzulande verbuchte die Branche im Juli ein Minus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch auch hier bessert sich die Lage, schließlich war es im Monat Juni noch ein Minus von elf Prozent, im Mai sogar ein 34-ProzentMinus im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Auch in Baden-Württemberg verbuchen die Unternehmen einen deutlich stärkeren Rückgang der Nachfrage im Ausland. Im Drei-Monats-Zeitraum Mai bis Juli brach die Nachfrage im Ausland um 20 Prozent ein, während es im Inland elf Prozent waren. Insgesamt betrug das Minus gegenüber dem Vorjahr in dem gesamten Zeitraum 17 Prozent.
Trotz des coronabedingten Minus, gibt die abnehmende Brisanz der Rückgänge in Baden-Württembegr nun Grund zur vorsichtigen Zuversicht. „Der dramatische Rückgang beim Auftragseingang des ersten Halbjahrs wurde im Juli zunächst gestoppt“, sagt Dietrich Birk, Geschäftsführer des VDMA BadenWürttemberg. „Vielleicht bietet sich die Chance einer Bodenbildung. Dennoch fehlen weiter die Nachfrageimpulse aus den in- und ausländischen Märkten“, sagt Birk.
Vor allem die ausbleibenden Investitionen auf Grund der Verunsicherung in der Krise sind es, die den Maschinenbauern zu schaffen machen. Deswegen hängt der weitere Geschäftsverlauf auch in dieser Branche vor allem davon ab, wie sich die Pandemie in den kommenden Monaten entwickeln wird.