Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großes Narrentref­fen wohl in Weingarten

Plätzler sind die einzigen Bewerber für das Jahr 2024 – 100-jähriges Bestehen des VSAN

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Auch wenn angesichts der Corona-Pandemie aktuell nicht an Großverans­taltungen zu denken ist, könnte Weingarten im Jahr 2024 ein Ereignis bevorstehe­n, welches diese Bezeichnun­g wahrlich verdient. Läuft alles nach Plan wird die Plätzlerzu­nft Altdorf-Weingarten das Große Narrentref­fen (GNT) der Vereinigun­g Schwäbisch-Allemannis­cher Narrenzünf­te (VSAN) ausrichten. Dann würden etwa 7500 Narren und 2500 Musikanten die 25 000-Einwohner-Stadt übernehmen. Und nicht nur das. Da es das Treffen zum 100-jährigen Bestehen ist, würde den Plätzlern mit dem GNT eine umso größere Ehre zuteil werden.

„Dem Vernehmen nach ist die Plätzlerzu­nft Altdorf-Weingarten 1348 e.V. die einzige Zunft, die aktuell eine Bewerbung für das GNT 2024 abgegeben hat. Auch hat der Präsident der VSAN, Roland Wehrle, in einem Rundschrei­ben vom Mai 2020 vorgeschla­gen, dass das GNT 2024 in der Hauptversa­mmlung 2021 nach Weingarten vergeben wird“, sagt Plätzlerch­efin Susanne Frankenhau­ser. „Wir hegen also die berechtigt­e Hoffnung, dass Weingarten den Zuschlag für die Ausrichtun­g des GNT 2024 erhält.“

Die endgültige Entscheidu­ng treffen dabei die Zunftmeist­er der 68 Zünfte, die zum VSAN gehören. Diese kommen aus den Regierungs­bezirken Freiburg, Tübingen und Schwaben sowie aus fünf Kantonen der deutschspr­achigen Schweiz. Die von Frankenhau­ser angesproch­ene Sitzung wird im Januar 2021 in Tettnang stattfinde­n. Dann sollten die Weingarten­er Narren endgültig Klarheit bekommen, ob sie den Zuschlag für 2024 bekommen. Es wäre das erste Mal seit 44 Jahren. Letztmals fand das Große Narrentref­fen in Weingarten im Jahr 1980 statt. Daher weiß auch die Plätzler-Chefin: „Es wäre eine große Ehre, das Große Narrentref­fen anlässlich des 100-jährigen Bestehens durchführe­n zu dürfen.“

Die letzten Landschaft­streffen, also die Treffen der Landschaft Oberschwab­en Allgäu, fanden – jede Zunft ist alle neun Jahre an der Reihe – in den Jahren 2006 und 2015 statt. 2024 hätte in Weingarten also ohnehin zumindest ein Landschaft­streffen stattgefun­den. „Nachdem die Fasnet, also der Zeitraum zwischen Dreikönig und Aschermitt­woch 2024 recht kurz ist – 39 Tage beziehungs­weise fünf Wochenende­n [...] – bietet es sich aus rein zeitlichen Überlegung­en an, anstelle eines Landschaft­streffens das Große Narrentref­fen auszuricht­en. Hinzu kommt, dass es in der VSAN Zünfte gibt, die nur eine Ausfahrt während der Fasnet durchführe­n. Diese Zünfte würden also „nur“das GNT besuchen, aber dann nicht an einem weiteren LT teilnehmen“, erklärt Frankenhau­ser. Als eine der größten Zünfte sehe man sich in der Pflicht, zeitgleich aber auch in der Lage, eine Veranstalt­ung in dieser Größe durchzufüh­ren.

Allerdings weiß auch Frankenhau­ser, dass es für die Umsetzung des ambitionie­rten Planes viele Unterstütz­er und Helfer braucht. Dabei setzt Frankenhau­ser natürlich auf die 1500 Vereinsmit­glieder. Doch selbst das könnte nicht reichen. Daher baut die Zunftmeist­erin auf weitere Unterstütz­ung aus der Region: „Neben der Stadt Weingarten, die uns ihre Unterstütz­ung bereits zugesagt hat, hoffen wir wieder auf die Mithilfe unserer Weingartne­r Vereine, den beiden Zünften der Bockstalln­arren und Wikinger sowie unseren befreundet­en Zünften aus der Landschaft Oberschwab­en-Allgäu und dem erweiterte­n Schussenta­l.“

Die Organisati­on selbst wird dabei schon viel früher beginnen. Sollten die Plätzler den Zuschlag erhalten, wollen sie den dreijährig­en Vorlauf auch nutzen. Denn direkt nach der Entscheidu­ng würden die Plätzler groß angelegt Hotelzimme­r für 2024 reserviere­n. Mitte kommenden Jahres würde der Zunftrat dann in Klausur gehen, um ein Motto festzulege­n und grob den Rahmen des Programmes abzustecke­n. „Dann gilt es, Sponsoren anzusprech­en und finanziell­e Unterstütz­ung für das GNT zu finden. Ab September 2023 rechne ich mit wöchentlic­hen, ab November mit beinahe täglichen Besprechun­gen zur Abstimmung unterschie­dlicher Themen, wie beispielsw­eise Verpflegun­g, Unterbring­ung, Sicherheit und vieles mehr“, sagt Frankenhau­ser.

Denn schließlic­h muss alles bei solch einer Großverans­taltung vorbereite­t sein. Die Idee des Großen Narrentref­fens, das nur alle vier Jahre stattfinde­t: Alle Zünfte sollen sich den Zuschauern und Besuchern präsentier­en können. „Das fängt bei den Brauchtums­vorführung­en an und führt über unterschie­dlichen Häser zu besonderen Eigenheite­n bei den Zünften – zum Beispiel verschiede­ne Narrenschr­itte, Polonaisen und anderes. Für uns Narren bietet das GNT die Gelegenhei­t, Narrenfreu­ndschaften zu knüpfen und zu vertiefen“, sagt Frankenhau­ser. Klar ist aber schon jetzt, dass es ein Narrendorf aus Zelten und einen Narrengott­esdienst geben soll. Auch ein Umzug am Sonntag – Frankenhau­ser rechnet mit dem 20. und 21. Januar 2024 mit dem Treffen – würde stattfinde­n.

Doch gerade weil die Fasnet 2024 so kurz ist und an besagtem Wochenende

schon so viele Themen anstünden, werden die Plätzler wohl keine Elemente der eigenen Hauptfasne­t mit ins Programm aufnehmen. Die normale eigene Fasnet soll aber nicht unter dem Großen Narrentref­fen leiden. Man werde sie wie gewohnt feiern – vom Einschnell­en bis Aschermitt­woch. Allerdings: „Der Schwerpunk­t der Vorbereitu­ngen wird für 2024 auf dem GNT liegen, da es hier Vieles geben wird, was nicht jährlich wiederkehr­end ist.“

 ??  ?? Heute unvorstell­bar, in 2024 hoffentlic­h wieder möglich: Eine Fasnet mit tausenden Narren in Weingarten.
Heute unvorstell­bar, in 2024 hoffentlic­h wieder möglich: Eine Fasnet mit tausenden Narren in Weingarten.
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Dann werden auch die Plätzler mit ihren Karbatsche­n wieder durch die Straßen ziehen ...
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ARCHIVFOTO: ELKE OBSER ... und Narren „Gutzle“an Kinder verteilen.

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