Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Großes Narrentreffen wohl in Weingarten
Plätzler sind die einzigen Bewerber für das Jahr 2024 – 100-jähriges Bestehen des VSAN
WEINGARTEN - Auch wenn angesichts der Corona-Pandemie aktuell nicht an Großveranstaltungen zu denken ist, könnte Weingarten im Jahr 2024 ein Ereignis bevorstehen, welches diese Bezeichnung wahrlich verdient. Läuft alles nach Plan wird die Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten das Große Narrentreffen (GNT) der Vereinigung Schwäbisch-Allemannischer Narrenzünfte (VSAN) ausrichten. Dann würden etwa 7500 Narren und 2500 Musikanten die 25 000-Einwohner-Stadt übernehmen. Und nicht nur das. Da es das Treffen zum 100-jährigen Bestehen ist, würde den Plätzlern mit dem GNT eine umso größere Ehre zuteil werden.
„Dem Vernehmen nach ist die Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten 1348 e.V. die einzige Zunft, die aktuell eine Bewerbung für das GNT 2024 abgegeben hat. Auch hat der Präsident der VSAN, Roland Wehrle, in einem Rundschreiben vom Mai 2020 vorgeschlagen, dass das GNT 2024 in der Hauptversammlung 2021 nach Weingarten vergeben wird“, sagt Plätzlerchefin Susanne Frankenhauser. „Wir hegen also die berechtigte Hoffnung, dass Weingarten den Zuschlag für die Ausrichtung des GNT 2024 erhält.“
Die endgültige Entscheidung treffen dabei die Zunftmeister der 68 Zünfte, die zum VSAN gehören. Diese kommen aus den Regierungsbezirken Freiburg, Tübingen und Schwaben sowie aus fünf Kantonen der deutschsprachigen Schweiz. Die von Frankenhauser angesprochene Sitzung wird im Januar 2021 in Tettnang stattfinden. Dann sollten die Weingartener Narren endgültig Klarheit bekommen, ob sie den Zuschlag für 2024 bekommen. Es wäre das erste Mal seit 44 Jahren. Letztmals fand das Große Narrentreffen in Weingarten im Jahr 1980 statt. Daher weiß auch die Plätzler-Chefin: „Es wäre eine große Ehre, das Große Narrentreffen anlässlich des 100-jährigen Bestehens durchführen zu dürfen.“
Die letzten Landschaftstreffen, also die Treffen der Landschaft Oberschwaben Allgäu, fanden – jede Zunft ist alle neun Jahre an der Reihe – in den Jahren 2006 und 2015 statt. 2024 hätte in Weingarten also ohnehin zumindest ein Landschaftstreffen stattgefunden. „Nachdem die Fasnet, also der Zeitraum zwischen Dreikönig und Aschermittwoch 2024 recht kurz ist – 39 Tage beziehungsweise fünf Wochenenden [...] – bietet es sich aus rein zeitlichen Überlegungen an, anstelle eines Landschaftstreffens das Große Narrentreffen auszurichten. Hinzu kommt, dass es in der VSAN Zünfte gibt, die nur eine Ausfahrt während der Fasnet durchführen. Diese Zünfte würden also „nur“das GNT besuchen, aber dann nicht an einem weiteren LT teilnehmen“, erklärt Frankenhauser. Als eine der größten Zünfte sehe man sich in der Pflicht, zeitgleich aber auch in der Lage, eine Veranstaltung in dieser Größe durchzuführen.
Allerdings weiß auch Frankenhauser, dass es für die Umsetzung des ambitionierten Planes viele Unterstützer und Helfer braucht. Dabei setzt Frankenhauser natürlich auf die 1500 Vereinsmitglieder. Doch selbst das könnte nicht reichen. Daher baut die Zunftmeisterin auf weitere Unterstützung aus der Region: „Neben der Stadt Weingarten, die uns ihre Unterstützung bereits zugesagt hat, hoffen wir wieder auf die Mithilfe unserer Weingartner Vereine, den beiden Zünften der Bockstallnarren und Wikinger sowie unseren befreundeten Zünften aus der Landschaft Oberschwaben-Allgäu und dem erweiterten Schussental.“
Die Organisation selbst wird dabei schon viel früher beginnen. Sollten die Plätzler den Zuschlag erhalten, wollen sie den dreijährigen Vorlauf auch nutzen. Denn direkt nach der Entscheidung würden die Plätzler groß angelegt Hotelzimmer für 2024 reservieren. Mitte kommenden Jahres würde der Zunftrat dann in Klausur gehen, um ein Motto festzulegen und grob den Rahmen des Programmes abzustecken. „Dann gilt es, Sponsoren anzusprechen und finanzielle Unterstützung für das GNT zu finden. Ab September 2023 rechne ich mit wöchentlichen, ab November mit beinahe täglichen Besprechungen zur Abstimmung unterschiedlicher Themen, wie beispielsweise Verpflegung, Unterbringung, Sicherheit und vieles mehr“, sagt Frankenhauser.
Denn schließlich muss alles bei solch einer Großveranstaltung vorbereitet sein. Die Idee des Großen Narrentreffens, das nur alle vier Jahre stattfindet: Alle Zünfte sollen sich den Zuschauern und Besuchern präsentieren können. „Das fängt bei den Brauchtumsvorführungen an und führt über unterschiedlichen Häser zu besonderen Eigenheiten bei den Zünften – zum Beispiel verschiedene Narrenschritte, Polonaisen und anderes. Für uns Narren bietet das GNT die Gelegenheit, Narrenfreundschaften zu knüpfen und zu vertiefen“, sagt Frankenhauser. Klar ist aber schon jetzt, dass es ein Narrendorf aus Zelten und einen Narrengottesdienst geben soll. Auch ein Umzug am Sonntag – Frankenhauser rechnet mit dem 20. und 21. Januar 2024 mit dem Treffen – würde stattfinden.
Doch gerade weil die Fasnet 2024 so kurz ist und an besagtem Wochenende
schon so viele Themen anstünden, werden die Plätzler wohl keine Elemente der eigenen Hauptfasnet mit ins Programm aufnehmen. Die normale eigene Fasnet soll aber nicht unter dem Großen Narrentreffen leiden. Man werde sie wie gewohnt feiern – vom Einschnellen bis Aschermittwoch. Allerdings: „Der Schwerpunkt der Vorbereitungen wird für 2024 auf dem GNT liegen, da es hier Vieles geben wird, was nicht jährlich wiederkehrend ist.“