Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Flughafen braucht erneut Finanzspritze
Landrat bestätigt Schieflage des Bodensee-Airports – Roland-Berger-Gutachten liegt vor
FRIEDRICHSHAFEN - Der BodenseeAirport braucht wieder einen Millionen-Zuschuss. Das bestätigte Landrat Lothar Wölfle der Schwäbischen Zeitung im Sommer-Interview. Die Gremien von Bodenseekreis und Stadt Friedrichshafen, den beiden Hauptgesellschaftern des Unternehmens, müssen demnach bereits Anfang Oktober darüber beraten, ob sie den Regionalflughafen weiter unterstützen. Basis der richtungsweisenden Entscheidung ist ein Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger, das dem Landrat bereits vorliegt.
Laut Wölfle zeigt das Roland-Berger-Gutachten, dass am Bodensee grundsätzliche Nachfrage für den Flughafen da ist. So sei es etwa 2019 gelungen, die wegen der GermaniaPleite eingebrochenen Passagierzahlen zu stabilisieren. Durch den Ausfall von Germania habe man in Friedrichshafen 170 000 Passagiere verloren, 120 000 habe man wieder gewonnen. „Der Umstand, dass es so schnell gelungen ist, zwei Drittel der Passagiere innerhalb eines Jahres wieder zu holen, zeigt, dass ein Grundbedarf in der Region da ist. Das ist eine wichtige Grundlage für die Diskussion, wie es weitergehen kann“, sagt Wölfle.
Der Häfler Gemeinderat und der Kreistag des Bodenseekreises haben laut Wölfle das Erstinformationsrecht für das Gutachten, sie würden die Details in einer gemeinsamen Sitzung in Kürze vorgelegt bekommen. Die beiden Gremien entscheiden dann Anfang bis Mitte Oktober über Wohl und Wehe des Airports. Zunächst berät der Kreistag, dann der Gemeinderat. Klar ist laut Roland Berger, dass „erhebliche Einnahmen fehlen“, wie Wölfle sagt. Zum einen durch die Germania-Insolvenz zum anderen aber auch wegen der Corona-Pandemie, durch die der Flugverkehr größtenteils zum Erliegen kam. „Es geht um siebenstellige Beträge, die kommen müssen“, sagt Wölfle.
Die entscheidende Frage für den Landrat ist, ob der Flughafen eine schwarze Null im operativen Geschäft schreiben kann, wenn er von den Gesellschaftern nochmal Geld bekommt. Es gebe diesbezüglich berechtigte Hoffnung. Wenn sich der Betrieb künftig wieder selber trägt, könne man es verantworten, „dem
Flughafen die nötige Unterstützung zu geben, sodass er überlebensfähig ist.“In diesem Fall will Wölfle dem Kreistag die Freigabe eines weiteren Zuschusses empfehlen. Der Landrat sieht nicht nur Stadt und Kreis in der Verantwortung sondern auch das Land als drittgrößten Gesellschafter. Aktuell stehe der Flughafen nicht vor der Pleite, „die Liquidität gesichert“, sagt Wölfle. Das Instrument Kurzarbeit habe geholfen. Man habe die Kosten nach unten gebracht. „Geschäftsführung und Gewerkschaften
haben an einem Strang gezogen.“Neben der Finanzspritze für das laufende Jahr benötigt der Flughafen auch künftig öffentliche Gelder für Investitionen, auch das bestätigte Wölfle der SZ im SommerInterview. Der Landrat verweist diesbezüglich auf andere Standorte, wie Memmingen oder Saarbrücken, die vom Staat unterstützt würden. Auch Straßen würden von der öffentliche Hand unterhalten, die Zuschüsse in den ÖPNV seien ebenfalls erheblich.