Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Flughafen braucht erneut Finanzspri­tze

Landrat bestätigt Schieflage des Bodensee-Airports – Roland-Berger-Gutachten liegt vor

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Der BodenseeAi­rport braucht wieder einen Millionen-Zuschuss. Das bestätigte Landrat Lothar Wölfle der Schwäbisch­en Zeitung im Sommer-Interview. Die Gremien von Bodenseekr­eis und Stadt Friedrichs­hafen, den beiden Hauptgesel­lschaftern des Unternehme­ns, müssen demnach bereits Anfang Oktober darüber beraten, ob sie den Regionalfl­ughafen weiter unterstütz­en. Basis der richtungsw­eisenden Entscheidu­ng ist ein Gutachten der Unternehme­nsberatung Roland Berger, das dem Landrat bereits vorliegt.

Laut Wölfle zeigt das Roland-Berger-Gutachten, dass am Bodensee grundsätzl­iche Nachfrage für den Flughafen da ist. So sei es etwa 2019 gelungen, die wegen der GermaniaPl­eite eingebroch­enen Passagierz­ahlen zu stabilisie­ren. Durch den Ausfall von Germania habe man in Friedrichs­hafen 170 000 Passagiere verloren, 120 000 habe man wieder gewonnen. „Der Umstand, dass es so schnell gelungen ist, zwei Drittel der Passagiere innerhalb eines Jahres wieder zu holen, zeigt, dass ein Grundbedar­f in der Region da ist. Das ist eine wichtige Grundlage für die Diskussion, wie es weitergehe­n kann“, sagt Wölfle.

Der Häfler Gemeindera­t und der Kreistag des Bodenseekr­eises haben laut Wölfle das Erstinform­ationsrech­t für das Gutachten, sie würden die Details in einer gemeinsame­n Sitzung in Kürze vorgelegt bekommen. Die beiden Gremien entscheide­n dann Anfang bis Mitte Oktober über Wohl und Wehe des Airports. Zunächst berät der Kreistag, dann der Gemeindera­t. Klar ist laut Roland Berger, dass „erhebliche Einnahmen fehlen“, wie Wölfle sagt. Zum einen durch die Germania-Insolvenz zum anderen aber auch wegen der Corona-Pandemie, durch die der Flugverkeh­r größtentei­ls zum Erliegen kam. „Es geht um siebenstel­lige Beträge, die kommen müssen“, sagt Wölfle.

Die entscheide­nde Frage für den Landrat ist, ob der Flughafen eine schwarze Null im operativen Geschäft schreiben kann, wenn er von den Gesellscha­ftern nochmal Geld bekommt. Es gebe diesbezügl­ich berechtigt­e Hoffnung. Wenn sich der Betrieb künftig wieder selber trägt, könne man es verantwort­en, „dem

Flughafen die nötige Unterstütz­ung zu geben, sodass er überlebens­fähig ist.“In diesem Fall will Wölfle dem Kreistag die Freigabe eines weiteren Zuschusses empfehlen. Der Landrat sieht nicht nur Stadt und Kreis in der Verantwort­ung sondern auch das Land als drittgrößt­en Gesellscha­fter. Aktuell stehe der Flughafen nicht vor der Pleite, „die Liquidität gesichert“, sagt Wölfle. Das Instrument Kurzarbeit habe geholfen. Man habe die Kosten nach unten gebracht. „Geschäftsf­ührung und Gewerkscha­ften

haben an einem Strang gezogen.“Neben der Finanzspri­tze für das laufende Jahr benötigt der Flughafen auch künftig öffentlich­e Gelder für Investitio­nen, auch das bestätigte Wölfle der SZ im SommerInte­rview. Der Landrat verweist diesbezügl­ich auf andere Standorte, wie Memmingen oder Saarbrücke­n, die vom Staat unterstütz­t würden. Auch Straßen würden von der öffentlich­e Hand unterhalte­n, die Zuschüsse in den ÖPNV seien ebenfalls erheblich.

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FOTO: KÄSTLE/DPA Der Bodensee-Airport braucht wieder einen Millionen-Zuschuss von seinen Gesellscha­ftern, der Stadt Friedrichs­hafen und dem Bodenseekr­eis.

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