Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nato erhöht Druck auf Russland

Internatio­nale Untersuchu­ng des Falls Nawalny gefordert – Gysi verteidigt Putin

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BRÜSSEL (dpa/sz) - Die Nato betrachtet die Vergiftung des Kremlkriti­kers Alexej Nawalny als schweren Völkerrech­tsbruch und verlangt von Russland die Zustimmung zu internatio­nalen Ermittlung­en. Äußerungen aus der Brüsseler Nato-Zentrale und seitens des EU-Ratspräsid­enten Charles Michel ließen am Freitag jedoch erkennen, dass noch nicht klar ist, wie auf mangelnden Aufklärung­swillen vonseiten Russlands reagiert werden könnte. Der Kreml weist eine Verwicklun­g in den Fall nach wie vor zurück.

„Die russische Regierung muss im Rahmen einer unparteiis­chen internatio­nalen Untersuchu­ng uneingesch­ränkt mit der Organisati­on für das Verbot chemischer Waffen zusammenar­beiten“, forderte Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g nach Beratungen in Brüssel. Die Verantwort­lichen müssten zur Rechenscha­ft gezogen werden. Zuvor hatte die EU Russland mit Sanktionen gedroht. Am Freitag kündigte Michel eine Debatte über Konsequenz­en aus dem „Mordversuc­h“an. Die Bundesregi­erung betrachtet es als zweifelsfr­ei belegt, dass Nawalny, der in Berlin behandelt wird, mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet wurde.

Gregor Gysi (Linke) kritisiert­e derweil Sanktionsd­rohungen. „Russland muss erst mal die Chance haben, das aufzukläre­n“, sagte er dem MDR. Zuvor hatte er nach Medienberi­chten am Donnerstag bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Bochum gesagt: „Der Putin muss doch bescheuert sein, wenn er so was macht. Er weiß doch, dass das die Beziehunge­n zum Westen noch mehr verschlech­tert.“

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