Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Tragen von Masken medizinisc­h völlig unbedenkli­ch“

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RAVENSBURG - Einige Menschen fürchten sich vor möglichen Schäden durch das Tragen von Schutzmask­en. Ob tatsächlic­h medizinisc­he Gründe dagegenspr­echen könnten, erklärt Virologe Professor Thomas Mertens im Gespräch mit Daniel Hadrys.

Kritiker der Schutzmask­en behaupten, das Tragen eines MundNasen-Schutzes (MNS) sei nicht nur unwirksam, sondern auch gesundheit­sschädigen­d. Wie schädlich sind sie wirklich?

Die Wirksamkei­t von MNS zum Schutz vor Sars-CoV-2-Übertragun­gen kann angesichts der vorliegend­en Daten nicht mehr ernsthaft bestritten werden – wir sprachen bereits darüber am 22. April und am 08. Juli. Wer heute das Gegenteil behauptet, ist schlecht oder falsch informiert. Die Diskussion über den MNS ist in Deutschlan­d derzeit sehr emotional aufgeladen, im Gegensatz zu anderen bevölkerun­gsreichen Ländern, wo Masken absolut normal und üblich sind. Als wohlgemerk­t denkbare

(!) Gefährdung­en durch MNS werden genannt:

Atembehind­erungen bei Menschen mit schweren

Herz- oder

Lungenerkr­ankungen (vor allem durch

Anreicheru­ng von

CO2), Keimbelast­ungen der eingeatmet­en

Luft durch verunreini­gte, lange genutzte Masken, Hautproble­me im Bereich des Mundes und vor allem psychische Beeinträch­tigungen durch Maskentrag­en oder auch nur durch eine Maskenpfli­cht. Die psychische­n Beeinträch­tigungen sind bei der erwähnten emotionale­n Grundsitua­tion mancher Mitmensche­n für mich nicht beurteilba­r. Die erstgenann­te Atembehind­erung bei den erwähnten kranken Menschen kann in einigen Fällen bei zusätzlich­er körperlich­er Belastung eine Rolle spielen, aber wohl kaum bei kurzfristi­gem korrektem Tragen einer Maske. Insgesamt halte ich das Tragen bei korrekter Anwendung sauberer Masken, vor allem in der meist kurzfristi­gen Anwendung (zum Beispiel im Geschäft) medizinisc­h für völlig unbedenkli­ch. Verwertbar­e Zahlen über tatsächlic­h vorgekomme­ne Schädigung­en sind mir nicht bekannt.

Müssen Schüler nun schlechte Noten fürchten, weil sie sich durch die Maske im Unterricht nicht mehr konzentrie­ren können?

Das halte ich hinsichtli­ch einer tatsächlic­hen körperlich­en Einschränk­ung durch MNS bei gesunden Kindern für nicht vorstellba­r. Messungen bei medizinisc­hem Personal, das beruflich lange Masken tragen musste (zum Beispiel Chirurgen), haben zwar geringe Veränderun­gen der Blutgaswer­te (Sauerstoff­sättigung und CO2-Gehalt) gezeigt, diese waren aber nicht relevant hinsichtli­ch der Leistungsf­ähigkeit. Bereits in ganz kurzer Zeit (wenige tiefe Atemzüge ohne Maske) normalisie­ren sich diese Werte übrigens vollständi­g.

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FOTO: RALPH PETERS/IMAGO IMAGES Über Schutzmask­en wird heftig diskutiert.
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