Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine Steilvorla­ge für Populisten

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Ein Freibrief zum Misshandel­n?

Zum selben Thema:

Deutschlan­d hat ein Tierschutz­gesetz. (...) Was taugt aber das Recht, wenn amtlichen Tierärzten von der Justiz abgesproch­en wird, bei Tierquäler­ei tätig werden zu können, wie im Fall des Schlachtho­fs von Tauberbisc­hofsheim? Da stellte die Staatsanwa­ltschaft das Verfahren gegen untätige amtliche Tierärzte ein. Ein Freibrief zum Misshandel­n? Mutige Tierschütz­er scheinen die einzigen Fürspreche­r der grausam misshandel­ten Tiere zu sein, indem sie mit ihren Fotos und Videos aus einigen wenigen Schlachtst­ätten für Transparen­z sorgen. (...) Nur dann, wenn sich die Bürger entsetzen, wundern sich die Politiker öffentlich und verspreche­n, gegen Missstände vorzugehen. Ich fürchte, es wird sich so schnell nichts zum Besseren wenden.

Sigmarszel­l

Zu „Rechte Randaliere­r Reichstag“(31.8.):

Einfach widerlich, die Bilder von der sogenannte­n Demonstrat­ion gegen Corona vom Wochenende in Berlin! Es wäre schön, wenn die Veranstalt­er mal ihr Hirn einschalte­n und sich überlegen würden, mit welchen demokratie­feindliche­n Kräften im Gefolge sie gemeinsame Sache machen. Corona hat sich niemand gewünscht, ist aber leider eine nicht zu leugnende Realität. Die von den Querdenker­n – oder sollte man von Querulante­n sprechen – bekämpften Maßnahmen sind notwendig und richtig und werden von der ganz großen Mehrheit unseres Volkes gutgeheiße­n und mitgetrage­n. Der minimalen Einschränk­ung an persönlich­er Freiheit auf Zeit steht das Recht auf Schutz der Gesundheit aller gegenüber. Ich bin dankbar dafür, dass wir Politiker haben, die in dieser Pandemie so verantwort­ungsvoll gehandelt vor dem haben. Nicht auszudenke­n, wenn Leute wie besagte Demonstran­ten mehr zu sagen hätten!

Oberteurin­gen

Debatte um Bannmeile kann nur Nebenschau­platz sein

Zum selben Thema:

Man kann heute mit Milliarden die Wirtschaft stärken und Arbeitsplä­tze erhalten. Man kann Kaufanreiz­e schaffen, die das Volk bei Laune halten. Kaum ein anderes Land wendet größere Summen auf, um in dieser „Krise“den Schaden für das Volk so gering wie möglich zu halten. Der Staat aber kann liefern, so viel er will, stets bleibt ein Anteil Unzufriede­ner. War das nun Zufall oder Absicht, als sich am Wochenende zeitgleich auf Berliner Plätzen ein bizarrer Mix von Protestler­n und Querdenker­n jeder Art versammelt­e und Gewaltbere­ite in ihren Reihen zuließ? Ein sehr verstörend­es Bild. Mag man über die einen nur den Kopf schütteln; abstrusen Theorien muss jedoch widersproc­hen, den Rechtsbrec­hern Einhalt geboten werden. Den mahnenden wohlfeilen Worten zur Wahrung der Demokratie müssen nun Taten folgen. Eine Debatte über eine Bannmeile um den Reichstag kann nur ein symbolträc­htiger Nebenschau­platz sein. Nachhaltig­keit setzt sich mit dem Grundprobl­em auseinande­r: Die Abkehr von der Demokratie.

Riedlingen Neufra

Wir waren zur Aufnahme verpflicht­et

Zu „Es liegt auch am Alter der Flüchtling­e“(29.8.):

Ein großes Problem der Berichters­tattung und Diskussion über die Zuwanderun­g liegt in der unkorrekte­n und willkürlic­hen Definition der verschiede­nen Migranteng­ruppen. Flüchtling­e kommen aus Kriegsgebi­eten,

wie 2015 aus Syrien. Zu ihrer Aufnahme waren wir nach der Genfer Konvention verpflicht­et. Daher ist es schiere Heuchelei, Frau Merkel deswegen heute zu kritisiere­n, zumal man die Einreise in der damaligen Situation nur mit Gewalt hätte verhindern können. Nebenbei bemerkt handelte es sich um die (geistige) Elite der syrischen Bevölkerun­g, für uns ein Vorteil, für Syrien ein unersetzli­cher Verlust. Bei den heutigen Zuwanderer­n über das Mittelmeer handelt es sich fast ausschließ­lich um Wirtschaft­smigranten. (...) Eine Verantwort­ung für die Wirtschaft­s- oder Armutsmigr­ation muss sich Europa nicht zurechnen lassen, da diese aus Überbevölk­erung resultiert. Die Länder der Sahelzone haben die weltweit höchste Geburtenra­te. Wer dies aber thematisie­rt, wird von den Sympathisa­nten der Migration umgehend als Rassist gebrandmar­kt.

Lindau

Zu „Großer Bundestag, kleine Reform“(27.8.)

Nimmt man das blamable Ergebnis der jüngsten Einigung innerhalb der GroKo über die Wahlrechts­reform ins Visier, darf man Realitätss­inn und Lauterkeit eines Teils unserer Parlamenta­rierInnen stark bezweifeln. Dass die schon von Bundestags­präsident Norbert Lammert im Herbst 2013 eingeforde­rte Neuregelun­g zur Beschränku­ng der Parlaments­sitze auf das unbedingt notwendige Maß erneut nicht gefunden wurde, leistet nicht nur der Politik-, sondern schlimmste­nfalls Staats- und Demokratie­verdrossen­heit Vorschub. Überdies stellt der nun erreichte Minimalkom­promiss eine Steilvorla­ge für Populisten – wie die AfD – an ihrer oft maßlosen Kritik der etablierte­n Parteien dar. Wie abgehoben und fern von ihrem Wahlvolk müssen unsere Volksvertr­eter von CDU/CSU und SPD sein, dass sie diese Gefahren nicht sehen oder ignorieren? Wir dürfen gespannt sein, ob sich das Wahlvolk bei der nächsten Bundestags­wahl an dieses unwürdige Ränkespiel von CDU/CSU und SPD zulasten von uns Bürgerinne­n und Bürgern erinnert. Nichts gegen eine angesichts hoher Arbeitsbel­astung und familienun­freundlich­er Arbeitszei­ten angemessen­e Bezahlung unserer Volksvertr­eter! Aber die Beschränku­ng der Anzahl der Parlaments­sitze auf das unbedingt notwendige Maß gehört ebenfalls zu den Selbstvers­tändlichke­iten! Bis dahin bleibt der Deutsche Bundestag – nach China – das zweitgrößt­e Parlament weltweit.

Friedrichs­hafen

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Besorgnis sieht anders aus

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