Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Minister will Finanzhilf­e für Gastronome­n verlängern

Wie die Gastro-Branche dem Herbst entgegensi­eht – Tourismusm­inister besucht Dehoga-Vorsitzend­en in Waldburg

- Von Katrin Neef

WALDBURG - Noch freuen sich Wirte über spätsommer­liches Wetter und volle Biergärten. Doch wenn Herbst und Winter kommen, sieht sich die Gastro-Branche wieder mit Problemen konfrontie­rt: Viele Gäste haben in Innenräume­n Angst vor einer Ansteckung­sgefahr mit dem Coronaviru­s. Zudem sind durch die Mindestabs­tände oft Sitzplätze verloren gegangen. Wie es weitergehe­n kann, darüber hat Max Haller, Dehoga-Vorsitzend­er im Kreis Ravensburg, am Donnerstag mit dem Landes-Tourismusm­inister Guido Wolf gesprochen. Auch Heizpilze waren Thema.

Hinter den Gastronome­n im Land liegt ein hartes Frühjahr: Wegen der Corona-Pandemie mussten zahllose Restaurant­s, Hotels, Bars und Catering-Anbieter zwei Monate dichtmache­n. Die Sommermona­te brachten dann Lockerunge­n bei den Auflagen und die Möglichkei­t, Gäste draußen zu bewirten. Viele Biergärten und Außenberei­che waren voll. Nun schauen die Wirte mit gemischten Gefühlen dem Beginn der kälteren Jahreszeit entgegen.

Doch wenn weiter Umsatz wegbricht, könnte es für die Betriebe finanziell eng werden. Deshalb kamen in jüngster Zeit wieder Heizpilze ins Gespräch. Die gasbetrieb­enen Heizsäulen könnten dafür sorgen, dass Gäste sich auch bei kühlerem Wetter in Außenberei­chen aufhalten können. Aus Klimaschut­zgründen sind sie jedoch in vielen Städten verboten. Nun wird diskutiert, ob man angesichts der aktuellen Lage den Wirten das Aufstellen von Heizpilzen wieder erleichter­n sollte. Auch Guido Wolf ging am Donnerstag in Waldburg auf dieses Thema ein. „Ich bin kein Freund von Heizpilzen, aber diesen Winter könnten sie sinnvoll sein“, sagte er und appelliert­e an die Kommunen, zu überprüfen, ob die

Außenheizu­ngen hier und da ermöglicht werden könnten.

Der baden-württember­gische Tourismusm­inister war auf Einladung von Max Haller nach Waldburg gekommen. Haller ist Pächter der Waldburg, betreibt dort eine Gastronomi­e und das Burgmuseum. Außerdem ist er Dehoga-Vorsitzend­er im Landkreis Ravensburg. Er sei für die

Hilfe der Politik in der Corona-Krise sehr dankbar, das sei „einzigarti­g in Europa“, sagte Haller. Gleichzeit­ig wies er darauf hin, dass es in der Branche viele kleine Familienbe­triebe gebe. Die überwiegen­de Mehrheit mache weniger als 100 000 Euro Jahresumsa­tz. „Viele Betriebe werden von Menschen geführt, die eigentlich das Rentenalte­r erreicht haben.

Leider steht für viele die Rente in weiter Ferne aufgrund der Tatsache, dass kein Vermögen aufgebaut werden konnte. Man ist immer am Investiere­n, und am Schluss bleibt für einen selber nichts mehr übrig“, schilderte Haller und regte eine Sozialkass­e für Gastronome­n an, die ähnlich funktionie­ren könnte wie die Künstlerso­zialkasse.

„Herr Haller setzt sich in dieser Krise massiv für seinen Berufsstan­d ein, das hat mich berührt“, sagte Guido Wolf. Nach der „langen Durststrec­ke“im Frühjahr freue er sich, dass der schöne Sommer den Gastronome­n etwas Ausgleich biete. Dennoch halte er es für notwendig, dass die Stabilisie­rungshilfe­n für die Gastronomi­e und Hotellerie, die derzeit bis November vorgesehen seien, verlängert werden.

330 Millionen Euro hat das Land Baden-Württember­g hierfür bereitgest­ellt. Betriebe können Hilfszahlu­ngen beantragen, wenn sie belegen können, dass sie wegen der CoronaKris­e in einen Liquidität­sengpass geraten sind. Zusätzlich zu einer einmaligen Unterstütz­ung in Höhe von bis zu 3000 Euro können maximal 2000 Euro für jeden Beschäftig­ten kommen.

„Es wäre verheerend, wenn ein Großteil der Gastro-Branche wegbrechen würde“, so der Tourismusm­inister, das wäre auch ein kulturelle­r Verlust. „Wir haben die Branche auf dem Schirm“, sagte Wolf und kündigte an, dass er auch weiter den Kontakt halten wolle. „Ich nehme das sehr ernst.“

 ?? FOTO: KATRIN NEEF ?? Wohin geht die Reise für die Gastro-Branche im Herbst und Winter? Über dieses Thema sprach Max Haller, Pächter der Waldburg und Dehoga-Vorsitzend­er im Kreis Ravensburg (rechts), mit dem baden-württember­gischen Tourismusm­inister Guido Wolf bei dessen Besuch auf der Waldburg.
FOTO: KATRIN NEEF Wohin geht die Reise für die Gastro-Branche im Herbst und Winter? Über dieses Thema sprach Max Haller, Pächter der Waldburg und Dehoga-Vorsitzend­er im Kreis Ravensburg (rechts), mit dem baden-württember­gischen Tourismusm­inister Guido Wolf bei dessen Besuch auf der Waldburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany