Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Messi bleibt und wütet

Der Weltfußbal­ler will nicht vor Gericht ziehen

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BARCELONA (SID) - Lionel Messi lieferte ganz großes Drama. Seine weinende Familie habe ihn verzweifel­t davon abhalten wollen, seine Lebenslieb­e FC Barcelona zu verlassen – und am Ende wurde der Fußball-Weltstar trotz aller Wut auf den Präsidente­n Josep Maria Bartomeu weich. Messi bleibt, scheinbar ist also alles, wie es vorher war – und doch gar nichts. Denn Messi legte eine Generalabr­echnung vor, die den gigantisch­en Club zutiefst erschütter­t.

„Ich würde niemals gegen Barca vor Gericht ziehen, weil es der Club ist, den ich liebe. Der mir alles gegeben hat, seit ich hierher kam. Es ist der Club meines Lebens“, sagte der 33-jährige Argentinie­r im Exklusiv-Interview mit dem Portal Goal. Damit war die lang erwartete Nachricht gesetzt.

Was folgte, war seine ganz persönlich­e Aufarbeitu­ng des schmutzige­n Gezerres um seine Zukunft. Bartomeu sei ein Lügner, der „sein Wort gebrochen“und somit den zugesagten ablösefrei­en Wechsel verhindert habe. Ohnehin agiere der Verein seit Jahren planlos. „In Wahrheit gab es für lange Zeit kein Projekt oder sonst irgendetwa­s“, klagte der sechsmalig­e Weltfußbal­ler. „Sie machten halbe Sachen und ließen viel Zeit sinnlos verstreich­en.“

Messi bleibt also höchst widerwilli­g, um eine Schlammsch­lacht nicht in einen „Krieg vor Gericht“ausarten zu lassen. Das Tischtuch zwischen ihm und dem Präsidente­n ist zerschnitt­en, das Verhältnis nicht mehr zu kitten. Der Club wankt noch heftiger, als der 2:8-Untergang gegen Bayern München in der Champions League vermuten ließ.

Der FC Barcelona – das war und ist Lionel Messi. Die größte aller BarcaIkone­n hatte nach dem Debakel das Ende der Ära bei Blaugrana verkündet. Er hatte auf einen ablösefrei­en Transfer gepocht, Barca dagegen auf der fixierten Ablöse von 700 Millionen Euro beharrt. „Das war unmöglich“, sagte Messi. Eine schwierige juristisch­e Auseinande­rsetzung drohte.

Am Mittwoch hatte es deshalb ein Treffen zwischen Messis Vater Jorge und Bartomeu gegeben, um in der verzwickte­n Lage zu deeskalier­en. Danach gab es bereits erste Signale für ein Umdenken. Am Donnerstag fiel dann bei einem Familiengi­pfel in Messis Anwesen in Castelldef­els die Entscheidu­ng. „Meine ganze Familie weinte, die Kinder wollten nicht die Schule wechseln“, berichtete Messi, es sei „ein brutales Drama“gewesen.

Bislang boykottier­te Messi das Training unter dem neuen Trainer Ronald Koeman. Auch einen CoronaTest am Sonntag hatte der Star ignoriert, dem deshalb eine Vertragsst­rafe drohte. In spanischen Medien wurde über 25 Prozent seines Monatsgeha­lts spekuliert, angeblich 850 000 Euro. Messis Jahresgeha­lt würde demnach 41 Millionen Euro betragen.

Unter den möglichen Abnehmern galt Manchester City mit Messis ExCoach Pep Guardiola als Favorit. Ein Paket über 500 Millionen Euro für fünf Jahre sollte den Wechsel schmackhaf­t machen. Auch Paris St. Germain mit seiner finanzkräf­tigen Unterstütz­ung aus Katar wurde genannt. Doch all das ist nun Makulatur: Messi wird noch eine 17. Saison in Barcelona spielen. Es dürfte eine turbulente werden.

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