Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Land finanziert zusätzliche Schulbusse
Verkehrsminister will bis zu zehn Millionen Euro für besseren Infektionsschutz investieren
STUTTGART - Mehr Schulbusse zum Schutz vor Corona-Infektionen: So lautet der Plan des Landes, wenn am Montag in Baden-Württemberg die Schule startet. In einem Brief, der der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, verspricht das Verkehrsministerium, 80 Prozent der Kosten zusätzlicher Busfahrten zu tragen. Auf Anfrage erklärt Minister Winfried Hermann (Grüne) dazu: „Wir verstehen die Sorgen der Schüler und Eltern. Wir arbeiten daran, zusammen mit den Landkreisen als den Verantwortlichen für den Schulbusverkehr eine gute Lösung zu finden.“Dafür sollen bis Jahresende bis zu zehn Millionen Euro zur Verfügung stehen.
In seinem Brief an die Stadt- und Landkreise erklärt Hermanns Amtschef Uwe Lahl, dass der Corona-Lenkungskreis des Landes bei seiner Sitzung am Mittwoch die finale Entscheidung treffen werde. „Der Einsatz dieser Busse trägt einerseits dazu bei, das Ansteckungsrisiko auf dem Schulweg zu verringern und das Vertrauen in das umweltfreundliche und sichere Verkehrsmittel Bus zurück zu gewinnen“, so Lahl.
Im Blick hat er auch Reisebusse, die aktuell nicht benötigt würden. Das komme auch den Busunternehmern zugute. Wann solche Verstärkerbusse eingesetzt werden dürfen, ist noch offen. Im Brief ist nur vage von einem „Grenzwert“an Auslastung
die Rede. „Wir sind schon dabei, solche Eckpunkte zu klären“, bestätigt Nathalie Münz, Vize-Hauptgeschäftsführerin des Landkreistags. „Wir versuchen, möglichst schnell einen fachlich und epidemiologisch sinnvollen Grenzwert zu finden.“
Münz begrüße die Unterstützung sehr, aber „natürlich hätten wir uns die Info zu diesem Geldsegen etwas früher gewünscht“. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern werde aber noch vor dem Schulstart gehandelt, lobt sie. Vor allem zwei Fragen seien aber noch zu klären. Bisher ist nur von Verstärkerfahrten die Rede. Sind damit aber auch Busfahrten gemeint, wenn Schulen versetzte Anfangszeiten haben? Hierfür drängt sie auch auf Austausch mit den Schulen, um die Schulzeiten „nicht am ÖPNV vorbei“zu planen.
Laut Verkehrsministerium müssen die Kreise darauf achten, dass Busunternehmen nicht doppelt gefördert werden. Ihnen steht bereits Geld aus einem Rettungsschirm für coronabedingte Ausfälle zur Verfügung. Eine Übersicht, welches Unternehmen Geld bekomme, liege den
Kreisen aber nicht vor, so Münz. „Aber wenn wir in der Verantwortung stehen, werden wir diese Angaben den Unternehmen abverlangen müssen“, sagt sie. „Wenn ein Reisebus für 365 Tage Stillstand Mittel aus dem Rettungsschirm erhält, aber nun doch 20 Tage fährt, muss das abgezogen werden. Trivial ist das nicht.“
Auch Fahrer müssen zur Verfügung stehen. Jeder einzelne Busbetreiber müsse eine nüchterne Rechnung aufmachen, sagt dazu Kerstin Sander-Zuck vom Verband BadenWürttembergischer Omnibusunternehmer (WBO): „Was bekomme ich über den Rettungsschirm an diesem Tag und was bekomme ich, wenn ich zweimal Schülerfahrten habe?“Vielleicht müsse er einen Bus dafür zulassen, vielleicht einen Fahrer aus der Kurzarbeit holen. „Das muss der Unternehmer alles bewerten, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen.“Sander-Zuck glaubt nicht, dass bereits am Montag großer Bedarf herrschen werde. „Das wird nach den Herbstferien anders“, glaubt sie. Denn dann führen deutlich weniger Schüler mit dem Rad zur Schule.