Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Keine Wettkämpfe, aber mehr Radsport
Die Coronakrise hat den Radsport ausgebremst, aber alles andere als zum Stillstand gebracht. Klaus
Maier, der Präsident des Württembergischen Radsportverbands, zieht Bilanz.
Herr Maier, wie sehr hat Corona den Radsport ausgebremst?
Ganz erheblich. Viele Bereiche unseres Sports haben gelitten, zum Beispiel der Kunstradsport. Wegen der Schließung von Hallen und Sportschulen gab es zeitweise kaum Trainingsmöglichkeiten. Auf Wettkampfebene hätte 2020 ein super Radsportjahr werden sollen. Dann wurden wegen Corona Highlights wie die Deutsche Straßenmeisterschaft in Stuttgart und die Mountainbike Weltmeisterschaft in Albstadt abgesagt. Das ist zwar traurig. Aber wir sehen auch etwas Gutes in der Krise: Insgesamt gab es einen Aufschwung im Radsport, weil viele andere Sportarten und Freizeitaktivitäten nicht mehr möglich waren. Die Radindustrie hat gute Geschäfte gemacht, gerade auch im E-Bike Bereich.
Welche Folgen hat die Krise für Sportler und Vereinskassen?
Bei vielen Vereinen sieht es mau aus. Bei mir in der Nachbarschaft hatte ein Verein eine Touristikfahrt mit 499 Teilnehmern organisiert. Sie hatten alles aufgebaut für nach dem Lockdown. Dann gab es in der Umgebung einen Ansteckungsfall, die Veranstaltung wurde abgesagt und der Verein blieb auf den Kosten sitzen. Auch für die Leistungssportler war es ein verlorenes halbes Jahr. Sie hatten natürlich jede Menge Ziele. Wir hoffen, dass jetzt zumindest noch kleinere Rennen und Veranstaltungen stattfinden können.
Mit der Tour de France findet jetzt ein großes Event statt. Berechtigt?
Das ist eine Radsportveranstaltung, wo viele Zuschauer am Straßenrand stehen. Eine gefährliche Geschichte, vor allem in Frankreich, wo die Lage unsicherer ist als in Deutschland. Ich habe große Bedenken: Wenn da etwas passiert, wäre der Ruf sehr stark ruiniert. Hoffentlich sind die Zuschauer vernünftig.
Wie sollten sich Sportler denn gerade verhalten?
Wir sind ganz klar auf der Seite der Politik. Im April gab es diese Studie aus Belgien, dass Aerosole hinter einem schwer atmenden Sportler noch meterweit fliegen. Bei Gruppenausfahrten fährt man aber im Windschatten. Wir haben immer empfohlen, sich an die Abstandsregeln zu halten.
Was wünschen Sie sich für 2021? Eine verletzungs- und infektionsfreie Fahrt. Das ist das Wichtigste.