Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schwache SPD stärkt Laschet

- Von Klaus Wieschemey­er k.wieschemey­er@schwaebisc­he.de

Auf den ersten Blick erscheint es absurd: Da fährt eine Partei das schlechtes­te Ergebnis der Nachkriegs­geschichte ein, der Chef lässt sich aber als strahlende­r Sieger feiern. Dennoch ist die Kommunalwa­hl in Nordrhein-Westfalen (NRW) ein echter Erfolg für Armin Laschet. Auch wenn der von vielen belächelte Kanzleramt­sanwärter auf keinem Wahlzettel stand, kann sich der Ministerpr­äsident nun rühmen, die CDU in der letzten großen Wahl in diesem Jahr stark gehalten zu haben. Zwar hat die CDU im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland im Vergleich zu 2014 etwas Boden verloren. Doch daran ist man bei der Union seit Jahren ebenso gewöhnt wie daran, dass die Großstädte scheinbar unaufhalts­am immer mehr ergrünen. Für den Ministerpr­äsidenten ist das ein verschmerz­bares Übel, macht es doch ein schwarz-grünes Bündnis im Bund wahrschein­licher.

Dass Laschets CDU Mandate und Rathäuser sichern und erobern konnte, ist für die machtorien­tierte Partei ein Wert an sich. Laschets Mitbewerbe­r Röttgen und Merz können das nicht vorweisen. Und die selbstbewu­sste CSU von Markus Söder schnitt bei der bayerische­n Kommunalwa­hl im März nur 0,2 Prozentpun­kte besser ab als die CDU jetzt.

Die NRW-Kommunalwa­hl knüpft in vielem an die bundespoli­tischen Trends aus der Zeit vor Corona an, was vor allem den Verlierern Sorgen machen muss. Die im Land mitregiere­nde FDP des NRWlers Christian Lindner kann nur schwer erklären, wozu man sie braucht. Die Linke kann es gar nicht. Und die AfD ist mit internen Querelen so gebunden, dass sie nicht einmal die gewaltige Corona-Krise für sich zu nutzen weiß.

Doch Armin Laschets Ergebnis wird erst durch den Absturz der SPD in ihrem Stammland zum Triumph. Der Linkskurs des zur Hälfte aus NRW stammenden Vorsitzend­enDuos mit Polizeikri­tik und Hilfsverwe­igerung für den kriselnden Autobau mag bei Rot-Rot-Grün-Träumern im Berliner Willy-Brandt-Haus ankommen, verlorene Wähler an Rhein und Ruhr holt er nicht zurück. Die Schwäche der SPD ist Armin Laschets größte Stärke.

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