Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nawalny auf dem Weg der Besserung
Ausländische Labore bestätigen Vergiftung des Kremlkritikers – Putin stützt Lukaschenko
BERLIN/MOSKAU/PARIS (dpa/sts) Die Genesung des vergifteten Kremlkritikers Alexej Nawalny schreitet voran. Er muss nicht mehr beatmet werden und kann sein Bett zweitweise verlassen. Er werde „zunehmend mobilisiert“, teilte das Berliner Klinikum Charité am Montag mit. Weitere Details wurden am Montag nicht bekannt gegeben. Erstmals seit 22. August, dem Beginn der Behandlung des 44-Jährigen in Berlin, stimmte die Klinik auch mit ihm selbst ab, welche Informationen an die Medien gehen. Zuvor wurde dies immer mit Nawalnys Frau geklärt.
Als Ursache für Nawalnys Vergiftung stellten auch zwei weitere Speziallabore in Frankreich und Schweden einen Nervengift-Kampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe fest, wie die Bundesregierung am Montag mitteilte. Zuvor hatte bereits ein Bundeswehrlabor dies identifiziert. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron forderte eine rasche Aufklärung der Umstände und der Verantwortlichkeiten. Macron sprach von einem „Mordversuch“, wie der Élyséepalast am Montag in Paris nach einem Telefongespräch zwischen Macron und Russlands Präsident
Wladimir Putin berichtete. Putin habe dabei betont, dass die „unbegründeten, auf nichts basierenden Vorwürfe“gegen Russland unangemessen seien, so der Kreml.
Macron forderte Russland auf, im Rahmen einer transparenten Untersuchung für Klarheit zu sorgen. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte am Montag in Berlin: „Wir erneuern die Aufforderung, dass sich Russland zu den Geschehnissen erklärt.“Es sei eine Zusammenarbeit mit den europäischen Ländern möglich, hieß es aus Moskau. Für eine Klärung sei aber ein Austausch von
Informationen und Proben und die Zusammenarbeit Deutschlands mit russischen Ärzten erforderlich.
Putin traf sich derweil am Montag in Sotschi mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko und sicherte ihm Unterstützung zu, unter anderem einen Kredit über 1,5 Milliarden Dollar. Lukaschenko, gegen dessen Wahl seit Wochen in Minsk protestiert wird, erklärte: „Die Ereignisse haben gezeigt, dass wir uns enger an unseren älteren Bruder halten müssen.“Dies nährte Spekulationen über ein Ende der Unabhängigkeit von Belarus.