Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
1,5 Millionen Schüler sind zurück
Südwesten startet in Schuljahr unter Pandemiebedingungen – Eltern skeptisch
STUTTGART (dpa/lsw) - Als letztes Bundesland hat am Montag BadenWürttemberg den Schulbetrieb wieder aufgenommen. Nach den Sommerferien begann für die 1,5 Millionen Schüler und 35 000 Lehrkräfte an den 4500 Schulen ein ungewisses Jahr. Der Start stand im Zeichen besonderer Hygienevorschriften wegen der Corona-Pandemie.
Trotz Kritik von Verbänden und Gewerkschaften sieht Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) das Land gut gerüstet. Ab Klasse fünf und an den weiterführenden Schulen gilt Maskenpflicht auf sogenannten Begegnungsflächen wie Schulfluren, Aula und Toiletten. Im Unterricht soll auf Masken verzichtet werden. An Grundschulen sind Masken ebenfalls nicht vorgeschrieben. Die Lehrer müssen auch im Lehrerzimmer eine Maske tragen. Die Corona-Verordnung der Landesregierung schreibt vor, dass an weiterführenden und beruflichen Schulen alle Personen – und damit auch Lehrkräfte – auf Begegnungsflächen eine MundNasen-Bedeckung tragen müssten.
Das Abstandsgebot an den Schulen gilt indes nicht mehr. Das Kultusministerium setzt stattdessen auf das sogenannte Kohortenprinzip – also Gruppenbildung – , um das Infektionsgeschehen nachvollziehen zu können und möglichst keine ganzen Schulen schließen zu müssen. Schüler mit Vorerkrankung dürfen zu Hause bleiben, müssen aber am Fernunterricht teilnehmen. Nach Angaben des Ministeriums fehlten aber nur rund ein Prozent der Schüler im Präsenzunterricht.
Bereits zwei Wochen vor dem Schulstart hatten Tausende Schüler im Südwesten an den allgemeinbildenden Schulen wie Grundschulen und Gymnasien sowie an Berufsschulen mit dem Büffeln begonnen. Schwächere Kinder und Jugendliche sollten bei den sogenannten Lernbrücken Wissenslücken aus der Corona-Zeit schließen.
Bevölkerung und Eltern sind derweil einer Umfrage zufolge mehr als skeptisch, ob die Schulen in Deutschland auf mögliche erneute coronabedingte Schließungen vorbereitet sind. Der Digitalbranchenverband Bitkom veröffentlichte am Montag eine repräsentative Umfrage.
Die Bürger vergaben darin im Schnitt nur die Schulnote 4,3 bei der Frage, wie sie die Schulen auf die Aufrechterhaltung des Unterrichts im Falle eines „erneuten Lockdowns“vorbereitet sehen. Eltern schulpflichtiger Kinder vergaben sogar lediglich ein „mangelhaft“(4,6).
Bewegung gab es am Montag allerdings beim Thema digitales Schul- und Lernmaterial: Eine von Bund und Ländern finanzierte neue Mediathek mit Filmen, Audios, Bildern, Arbeitsblättern und digitalen Lerneinheiten ging online. Auf der Plattform MUNDO standen zum Start rund 30 000 Medien bereit, wie das zuständige FWU Institut für Film und Bild in Grünwald bei München mitteilte.