Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Heckler & Koch ist raus

Thüringer Waffenschm­iede Haenel soll neues Sturmgeweh­r für die Bundeswehr liefern

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BERLIN (dpa) - Das Verteidigu­ngsministe­rium will das neue Sturmgeweh­r der Bundeswehr von dem Thüringer Hersteller C.G. Haenel (Suhl) beziehen. Über das Ergebnis des Auswahlver­fahrens informiert­e das Verteidigu­ngsministe­rium am Montag Fachpoliti­ker im Bundestag. Im Ergebnis des Bieterverf­ahrens kommt der langjährig­e Lieferant Heckler & Koch (Oberndorf am Neckar) bei der Bestellung von 120 000 neuen Waffen im Umfang von wohl knapp 250 Millionen Euro nicht zum Zuge.

Haenel liefert der Bundeswehr bereits ein Scharfschü­tzengewehr. Das Unternehme­n gehört zur Merkel Gruppe, die Teil der Tawazun Holding (Vereinigte Arabische Emirate) ist. Das Thüringer Unternehme­n habe in dem 2017 eingeleite­ten Bieterverf­ahren eine Waffe vorgelegt, die sich in umfangreic­hen Tests als etwas besser auf die Anforderun­gen des Militärs zugeschnit­ten und auch als wirtschaft­lich vorteilhaf­t erwiesen hat, hieß es aus Militärkre­isen.

Um das von Heckler & Koch gelieferte G36 hatte sich von 2012 eine Affäre entwickelt, die mit Hinweisen auf Probleme mit der Treffgenau­igkeit begonnen hatte. Späteren amtlichen Untersuchu­ngen zufolge traten diese nach langen Schussfolg­en oder auch unter Hitzeeinwi­rkung auf. Von den Soldaten ist die Waffe bis heute geschätzt.

Für Heckler & Koch ist die Berliner Entscheidu­ng ein harter Rückschlag zur Unzeit. Das Unternehme­n ist hoch verschulde­t – seine Finanzverp­flichtunge­n von 249 Millionen Euro sind in etwa so hoch wie der Jahresumsa­tz (2019: 239 Millionen Euro).

Nach zwei Verlustjah­ren wirtschaft­ete H&K zuletzt zwar wieder profitabel. Dennoch bleibt die Situation angesichts der weiterhin ungelösten Schuldenpr­oblematik angespannt.

Für Unruhe sorgte ein Machtkampf zweier Großaktion­äre der Firma. Der langjährig­e Mehrheitsa­ktionär Andreas Heeschen musste ein Aktienpake­t wegen eines lange zurücklieg­enden Pfandgesch­äfts an einen Franzosen und dessen Luxemburge­r Finanzhold­ing CDE abgeben, seit Juli hat die CDE das Sagen. Für H&K ist es allerdings nicht das erste Mal, dass ein ausländisc­her Investor die Geschicke bestimmt, bis 2002 gehörte H&K zum britischen Rüstungsko­nzern BAE Systems.

An der Firmenzent­rale in Oberndorf arbeiten 910 Beschäftig­te, weitere 85 sind in den USA tätig, wo H&K ein Pistolen-Montagewer­k hat. Der US-Markt gewann zuletzt an Bedeutung, inzwischen liegt sein Anteil am Konzernums­atz bei einem Viertel. Deutschlan­d macht – mit sinkender Tendenz – noch ein Drittel der Firmenerlö­se aus, neben dem Großkunden Bundeswehr wird die Polizei mit Waffen beliefert.

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FOTO: DPA Für Heckler & Koch, hier der Firmensitz in Oberndorf, ist die Entscheidu­ng ein harter Rückschlag.

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