Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fan-Rückkehr schneller als gedacht
Von Geisterspielen ist längst keine Rede mehr – Die Gegner lenken langsam ein
BERLIN (dpa) - Der Eindruck der glückseligen Fans im DFB-Pokal wirkte noch nach, als selbst CSUChef Markus Söder einlenkte. Nach wochenlanger Abwehrhaltung sieht der einflussreiche bayerische Ministerpräsident inzwischen „eine Chance“für eine schnelle Rückkehr der Zuschauer in die Fußballstadien. Schon am Dienstag (16 Uhr) beraten die Chefs der Staatskanzleien der Länder wohl über eine bundeseinheitliche Lösung, die früher kommen soll als Ende Oktober. Man wolle in dieser Woche versuchen, einen Kompromiss zu finden für einen Probebetrieb mit Zuschauern, verkündete Söder am Montag nach einer Kabinettssitzung in München. Dies könne möglicherweise schon zum Start der Bundesliga an diesem Wochenende erfolgen. Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) bezeichnete dies nach Gesprächen mit den Bundesländern als mögliches Szenario. „Die Annäherung ist schon sehr weit fortgeschritten“, sagte Braun auf einer Klausur der CSUFraktion im Landtag in München. Dies hänge aber von den entscheidenden Gesprächen der Länder ab. Braun erklärte, absolute Verbote seien immer schwierig. Wenn jemand vorweisen könne, dass er ein ausgefeiltes Hygienekonzept habe, dann sei es meistens schwer, ein absolutes Verbot durchzusetzen
Zum Saisonsuftakt im Oberhaus werden in vier von neun Stadien mehrere Tausend Fans erwartet. Tendenz steigend. Die Behörden in Leipzig (8500 Besucher), Frankfurt (6500), Berlin (5000) und Bremen (8500) segneten die Hygienekonzepte der jeweiligen Clubs teils mit Sonderlob ab. „Die Fans haben gefehlt“, sagte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald und sprach von einem „wichtigen Signal“.
Die Öffnung der Stadien dürfe nicht die Öffnung von Schulen und
Kitas gefährden, sagte Söder der „Bild“in einem Live-Interview am Sonntagabend. Er bleibe zurückhaltend, der Probebetrieb sei aber möglich. „Wie viele Zuschauer das pro Stadion sind, das muss man noch verhandeln“, sagte der Ministerpräsident. Das ZDF hatte berichtet, dass in der eingesetzten Arbeitsgruppe über eine Auslastungsgrenze von bis zu 40 Prozent der Stadionkapazität gesprochen werden soll. Auch fixe Obergrenzen würden diskutiert.
„Die Rahmenbedingungen sollten dabei grundsätzlich überall gleich sein“, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius. Eine prozentuale Regelung sei „vernünftig“. Es gehe darum, „den Vereinen eine Perspektive zu geben – etwas, woran sie arbeiten können, um wirtschaftlich wieder Fuß zu fassen“.
Die Generalprobe im DFB-Pokal verlief weitestgehend erfolgreich. In Rostock, Chemnitz und Magdeburg jubelten am Sonntag etliche Anhänger auf den Tribünen – auch wenn sich sportlich jeweils die Gäste durchsetzten. Zu den Erkenntnissen gehörte aber auch, dass die Einhaltung der Corona-Regeln hohe Disziplin aller Beteiligten erfordert.
Im Rostocker Ostseestadion, wo der Drittligist Hansa den Bundesliga-Aufsteiger VfB Stuttgart empfing, (der VfB siegte mit 1:0) waren 7500 Fans zugelassen. Auf dem gesamten Gelände war das Tragen eines MundNasen-Schutzes Pflicht, auf den Rängen galten strenge Abstandsregeln. Im Internet verbreitete Videos zeigen, dass diese nicht immer eingehalten wurden.
„Die Fotos vom DFB-Pokalspiel in Rostock von Fans Schulter an Schulter und ohne Abstand und ohne Maske lösen in mir ein ziemliches Unbehagen aus“, sagte Baden-Württembergs Sportministerin Susanne Eisenmann (CDU) der „Stuttgarter Zeitung“: „Was wir uns definitiv nicht leisten können, ist, dass ein Fußballspiel zu einem Superspreader-Event wird und infolge dessen Schulen geschlossen werden müssen.“Doch werden die Worte Eisenmanns noch von der positiven Eindrücken überlagert.